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Gentlemen's Club

Gentlemen's Club

Titel: Gentlemen's Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Primula Bond
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vor. »Sie können ihn gut gebrauchen.«
    Der Abend war schon hereingebrochen, als das Taxi mich vor Symes Hall absetzte. Die verschiedenen Reisen erinnerten mich an die Fahrten im Ausland. Bald würde ich genug Geld haben, um einmal um die Welt zu reisen. Zweimal sogar, wenn ich wollte.
    Aber der Job im Club hatte schon lange nicht nur mit Geld zu tun. Ein Teil von mir wollte nicht, dass ich aufhörte. Ich hatte eine geschlossene Welt von Intrigen und Heimlichkeiten kennen gelernt, die sich hinter der Tünche der Anständigkeit abspielte, und, das Beste überhaupt, mir war es überlassen, die Weichen für neue Beziehungen zu stellen. Ich hatte Mimi seit fast einem Monat nicht mehr gesehen, und Sir Simeon kam auch nicht mehr vorbei, um mich zu beobachten.
    Im Taxi hob ich meine Füße, um die Stiefel zu betrachten, wieder ein neues Paar, diesmal kniehoch in tiefem Purpurleder, das zu meinem Purpur-T-Shirt mit tiefem Ausschnitt und langen Ärmeln passte.
    Ich schlug die Beine übereinander und erfreute mich am Rascheln der Seidenstrümpfe - so verschieden von meiner ersten Uniform, die aus Jeans und einer weiten Bluse bestanden hatte. Ich hatte gerade zu dösen begonnen, und aus irgendeinem Grund musste ich an Chrissie denken. Ich hatte ihr immer noch nicht den Nadelstreifenanzug zurückgebracht. Die Räder auf dem Kieselsteinweg holten mich in die Gegenwart zurück.
    Symes Hall sah bezaubernd aus in der Nacht. Die gelbe Fassade wurde von Lichtbogen beleuchtet. In den Fenstern brannten Öllampen, als hätten wir uns in der Zeit zurückbewegt. Ich fühlte mich nervös, was ich schon seit Wochen nicht mehr kannte. Der Wind blies und pfiff und fuhr unter meinen Mantel, als der Taxifahrer meinen Koffer hinstellte und wegfuhr.
    »Hierher, bitte, Miss Summers«, sagte eine Stimme. Der Butler, den ich kurz bei einem Treffen gesehen hatte, bei dem er die Drinks auf einem Tablett anbot, stand plötzlich an meiner Seite und führte mich ins Haus. Ich erwartete, dass meine Nerven sich beruhigten, als ich das Haus betrat; schließlich war ich schon mal hier gewesen, mit Merlin, dem Sohn des Hauses.
    Aber im Dunkeln sah alles anders aus, und ich sah niemanden, den ich kannte, auch Merlin nicht. An den Wänden brannten Fackeln in Haltern aus Messing, wie wir sie auch im Club hatten. Meine hohen Absätze klackten über einen Flur im oberen Stockwerk.
    Vor uns befand sich die Doppeltür zu Sir Simeons Gemach, aber der Butler ließ mich in einem anderen riesigen, kaum möblierten Zimmer allein. Es gab ein breites Bett aus Kirschbaumholz, geschwungen wie ein Boot und belegt mit gestapelten weißen Kissen, dazu eine Garderobe mit Spiegeln in den Türen, die fast eine Wand einnahmen, und dann noch ein paar Stühle, mit Gobelinstoff bezogen.
    Es gab zwei Türen, die auf einen Balkon führten. Ich konnte nur die tief treibenden Wolken und einen vollen weißen Mond sehen. Im Kamin brannte ein Feuer, wie damals in Sir Simeons Schlafzimmer. Wenn ich mich schnell genug umdrehte, könnte ich vielleicht Merlin erwischen, der von hinten angeschlichen kam, bereit, mich zu packen und aufs Bett zu werfen. Er würde meine neue Persönlichkeit schälen wie eine Orange, bis alles, was von mir übrig blieb, meine zitternde weiße Gänsehaut war.
    Aber diesmal würde er mich gar nicht erkennen. Ich war nicht der jungenhafte Stallknecht mit den struppigen Haaren, die von einem Netz gebändigt wurden, und mit schwarzem Schmutz unter den Fingernägeln. Jetzt betrachtete ich mich als Frau von Welt, eine Expertin darin, Männer zu verführen; angezogen mit Designer Kleidung und ausgestattet mit einer Börse mit hart verdientem Bargeld.
    Ich hörte den Schrei einer Eule ganz in der Nähe und lief hastig zurück ins Zimmer, direkt in zwei weiche, willige Arme.
    »Alles in Ordnung, Summers?«, fragte Mimi. Sie ließ mich los, um mich besser von oben bis unten betrachten zu können. Die Kerzen und Lampen an den Wänden warfen kein Licht ins Zimmer, und wir mussten spähen, um uns gegenseitig sehen zu können. »Sie scheinen nervös zu sein. Nach all dem Training und den langen Zügeln, die wir Ihnen in den letzten Wochen eingeräumt haben, erwartete ich, dass Sie sich eine innere Gelassenheit erworben hätten.«
    »Training?«, fragte ich, nachdem ich meine Stimme gefunden hatte. »Welches Training? Ich wurde allein gelassen und ins kalte Wasser geworfen.«
    »Ich weiß, dass es so aussah, aber glauben Sie mir, Summers, Sie haben keinen Schritt ohne mein Wissen

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