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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Schulter.
    »Hier!«
    »Himmel! Willst du mich fertigmachen?«
    Sie lachte heiser. Amy sah sehr sexy aus in ihren knallengen weißen Jeans und dem verrückten, die Hüften betonenden Kleidchen darüber. »Für einen Herzinfarkt bist du eigentlich noch nicht alt genug, Gus!«
    »Wenn du so weitermachst, dauert’s bestimmt nicht mehr lang, das kann ich dir flüstern. Was hast du vor?«
    »Dachte, ich komm einfach mal vorbei und treffe dich.«
    »Woher wusstest du denn, wo ich sein würde? Die Antwort darauf kenne zur Zeit ja ich selbst kaum.«
    »Impuls. Weibliche Intuition – nenn’s, wie du willst.«
    »Du stellst mir nach.«
    Das Lächeln verschwand. »Gar nicht witzig!«
    »Heikles Thema? Die Stimme der Erfahrung?«
    Sie packte meinen Arm. »Komm«, sagte sie, »sei mal was lockerer. Mit alt komme ich klar, aber ein alter Schwanz, nein, danke.«
    Dachte daran zu sagen, ich wäre überall gleich alt, verkniff’s mir dann aber.
    Irgendetwas schien heute an Amy anders zu sein, allerdings konnte ich nicht genau den Finger drauflegen. Die Wahrheit war, ich war abgelenkt. Ich schaute mich immer wieder nach dem Würfel um. Weiß auch nicht, warum. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, er würde mir in diesem Augenblick nachstellen, es war vermutlich nur einer dieser Streiche, die einem die Erinnerung spielt. Als er das erste Mal auftauchte, war Amy bei mir gewesen, aber nichts wies darauf hin, dass es sich dabei um etwas anderes als Zufall gehandelt hatte.
    Ausnahmsweise schien mal die Sonne, und wir schnappten uns Milchshakes und machten es uns im Holyrood Park bequem. Ich ruinierte den gesunden Gesamteindruck mit einem Scotch pie – original Rinderhirn spezial.
    »Du solltest Vegetarier werden«, meinte Amy.
    »Ich sollte eine Menge Dinge tun, und Vegetarier werden steht auf der Liste ziemlich weit unten.«
    »Oh, was immer!« Da war es wieder. Amys Vokabular wanderte über den Atlantik. Vielleicht gab es noch Hoffnung für ihre Generation, ein paar einheimische Einflüsse abzuschütteln.
    »Meinst du nicht vielleicht: Was auch immer?«
    »Häh?«
    »Vergiss es.« Die Unterhaltung langweilte mich, also schlug ich einen anderen Kurs ein. »Amy, erinnerst du dich noch, wie wir uns neulich zufällig begegnet sind?«
    »Mit der Krawatte. Mein Gott, was war das noch für eine?«
    »Ja. Hör auf mit der Krawatte.« Ich schüttelte den Kopf. »Da war so ein Kerl, weißt du noch?«
    »Nein, eigentlich nicht … also, vielleicht … Du hast etwas über einen Typ mit einer Zeitung gesagt. Warum?«
    »Er ist wieder aufgetaucht.«
    »Abgefahren.«
    »Fand ich auch.«
    »Tut er, also, verfolgt er dich?«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass er mich gottverdammt verfolgt. Und irgend so ein Dreckskerl hat meine Bude auf den Kopf gestellt.«
    »Was? Wie im Kino? Das ist ja voll psycho.«
    »Wem sagst du das.«
    »Was glaubst du, wer ist es?«
    Ich erzählte ihr die ganze Geschichte. Den Mord an Billy, die lettischen Mädchen, die Morddrohung. Ich ließ nichts aus. Ich bot ihr eine ideale Gelegenheit zu verschwinden, sich vom Acker zu machen. Aber, das musste ich ihr lassen, sie wirkte aufrichtig besorgt. Ob es auf ihr mehr oder weniger jugendliches Alter oder romantischen Idealismus zurückzuführen war, ihr schienen sich aufrichtig die Nackenhaare zu sträuben.
    »Gus, das ist ja alles furchtbar.«
    Ich nickte in meinen Milchshake.
    »Ich hätte nicht geglaubt …« Sie blickte auf die Straße hinaus, wo sich eine alte Frau mit einem Einkaufswagen abmühte. »Ich meine, es sieht alles so schrecklich normal aus da draußen.«
    Ihre Feststellung kam mir absurd vor. Für mich gab es schon sehr lange kein normal mehr.
    »Was wirst du tun?«
    »Was ich tun muss – Billys Mörder finden.«
    »Ich möchte dir helfen.«
    Ich lächelte sie an. Sie meinte jedes Wort ernst, aber allein schon die Vorstellung, sie könnte mir eine Hilfe sein, war lachhaft und das genaue Gegenteil dessen, was ich aus ihrem Mund zu hören gehofft hatte.
    »Das tust du doch schon – dir das alles anzuhören hilft mir sehr, Amy. Du hilfst mir, all das in meinem Kopf auf die Reihe zu bekommen. Ist eine Menge, was ich mit mir herumtrage.«
    »Aber das meinte ich nicht. Ich meinte richtige Hilfe.«
    »Zum Beispiel was?«
    »Ich weiß nicht. Es muss doch irgendwas geben, was ich tun könnte.«
    Kurz dachte ich daran, dass ich vielleicht sicherer wäre, wenn ich sie in meiner unmittelbaren Nähe hatte – es könnte knifflig sein, mich aus dem Weg zu räumen, wenn ein

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