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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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alles, was tot ist.«
    Ich wusste, was er meinte, aber ich war noch nicht ganz so weit, trocken zu werden. War nur vorübergehend; ich brauchte einen klaren Kopf.
    Zerrte gerade am Fenster, um schnell eine zu rauchen, als mein Handy klingelte.
    »Dury.«
    »Sie sind ein unzuverlässiger Bursche, Mr. Dury.«
    Es war Milo, allerdings fehlte ihm seine gewohnte Brillanz.
    »Ach Mensch, Milo. Tut mir leid, ich hab völlig vergessen –«
    »Schon okay, Gus. Ich weiß ja, dass Sie viel um die Ohren haben.«
    »Nein, nein – das hat andere Gründe. In meine Wohnung ist eingebrochen worden und, na ja, in letzter Zeit war wirklich richtig viel los.«
    »Ich verstehe.«
    Möglich, dass er es verstand, ich allerdings todsicher nicht. Was zog ich hier ab? Er hatte mich um Hilfe gebeten, ein alter Mann ohne einen anderen Menschen, und ich hatte ihn hängenlassen. Ich hatte eine Tracht Prügel verdient.
    »Milo, mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Ja. Mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Sind Sie sicher? Sie klingen müde.«
    »Gus, ich muss ganz offen zu Ihnen sein –« Er sprach nicht weiter, hustete und keuchte, als wär’s sein Todesröcheln.
    »Milo? Sind Sie noch da?«
    »Ja, ich – ich habe den schlimmen Fehler begangen, in dem endlosen Regen das Haus zu verlassen. Er peitscht nur so.«
    »Was war denn mit dem Telefon auf dem Flur nicht in Ordnung?«
    Langes Schweigen. Ich hörte sein Schnaufen, das Atmen fiel ihm sehr schwer.
    »Gus … Ich hab da was ganz Seltsames gesehen.«
    Ich spürte ein Zucken im Gesicht. »Die Mädchen – geht’s um die Mädchen, Milo? Hören Sie, die habe ich auch gesehen, und ich brenne darauf, der Sache auf den Grund zu gehen!«
    »Das Böse, das hab ich gesehen. Mein Gott, kann ich es überhaupt aussprechen?« Seine Stimme klang völlig monoton und unpersönlich; die Worte, die er sonst mit Witz und Bedeutung vollpackte, fehlten ihm.
    »Sind Sie verletzt worden … oder bedroht?«
    »Nicht direkt.«
    »Nicht direkt! Himmel, rühren Sie sich nicht vom Fleck. Ich komme sofort rüber.«
    »Nein, Gus, bitte nicht.«
    Ich hörte, wie ihm die Tränen kamen.
    »Milo?«
    »Bitte, bitte. Kommen Sie nicht, nicht jetzt.«
    »Was ist los?«
    »Tut mir leid, es war falsch, dass ich angerufen habe. Es war nicht richtig, dass ich Sie da mit reinziehe … nur, ich hab doch sonst keinen.«
    Seine Tränen kamen jetzt schneller. Ich hörte ihn krächzen und wie er sich die größte Mühe gab, all den Schmerz zurückzuhalten, der nun mit Macht aus ihm herausbrach.
    »Sie haben mich! Ich bin für Sie da! Hören Sie, egal, was es ist, ich werde versuchen, es wieder in Ordnung zu bringen.«
    Ich hörte, wie der schwere Hörer des Münztelefons sich senkte. Mein Verstand überschlug sich, mein Magen folgte ihm schneller als ein Fluchtwagen. Ich rannte in die andere Ecke des Zimmers und schnappte mir meine Jacke. Meine Kippen fielen aus der Tasche, aber ich blieb nicht stehen, um sie aufzuheben, während ich zur Tür lief.
    Ich riss die Klinke herunter, und schlagartig fiel mein Puls ins Bodenlose.
    Auf dem Flur blickte ich in ein Gesicht, das ich kaum wiedererkannte.
    »Hallo, Gus.«
    »Debs! Was machst du denn hier?«

D ann folgte ein langes Schweigen, das eine riesige Kluft zwischen uns aufbaute. Es war verrückt, wir waren immer noch Mann und Frau.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Ich bin zu deiner Wohnung gegangen. Col sagte, du wärest hier.«
    Der gute alte Col, ich hatte angerufen, um ihn wissen zu lassen, wo ich war, aber es wäre auch okay gewesen, wenn sie nicht wusste, dass ich hier wohnte. Nicht direkt eine Werbung für Beständigkeit.
    »Ich habe deinen Brief erhalten«, sagte ich.
    »Das ist gut.«
    »Dann machst du also keine halben Sachen, dein Anwalt hat den Knopf gedrückt.«
    Da war sie wieder, diese Kluft.
    »Hör zu, Gus, du wusstest, dass es so kommen würde. Ich hab’s dir gesagt.«
    »Ich dachte, wir hätten vielleicht noch ein bisschen mehr darüber … diskutiert.«
    Ein Tss-tss.
    »Die Diskussionen haben wir doch längst hinter uns.«
    Ich wandte mich ab, schüttelte den Kopf. »Ach, haben wir das? Du hast entschieden. Deborah hat eine Entscheidung getroffen, und das war’s dann. Wenn das so ist, warum bist du dann hier?«
    Mit einem Seufzer hob sie eine Hand zum Riemen der Tasche auf ihrer Schulter, spielte nervös damit herum. »Ich verstehe ja, dass es für dich so was wie ein Schock sein muss, Gus.«
    »Oh, allerdings ist es ein Schock – aber tu doch bitte nicht so, als würden

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