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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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machte Anstalten, die Tür zu schließen. In Sekundenschnelle schob ich meinen Fuß in den Spalt, drückte mit der Schulter gegen die Tür. Die Kette riss, und die Glieder kullerten über den Boden.
    »Was war das? ›Herein‹? Aber gern.«
    Ich trat in die Mitte des Raumes und drehte mich zu ihr um. Sie trug einen kurzen weißen Bademantel, die Initialen des Hotels prangten oberhalb ihrer linken Brust.
    »Ich habe mir gerade ein Bad einlaufen lassen.« Der Bademantel sprang bis zur Taille auf und entblößte ziemlich viel samtbraune Haut.
    »Das sehe ich.« Außerdem sah ich, dass sie ihre Taktik änderte.
    »Lassen Sie mich das Wasser abstellen.«
    Als sie Richtung Bad ging, bemerkte ich ihre Beine. Lang und wohlgeformt, was früher mal als fein geschwungene Fesseln bezeichnet wurde.
    »Nehmen Sie sich was zu trinken, Mr. Dury«, rief sie aus dem Bad.
    Das musste man mir nicht zweimal sagen.
    Die Whiskykaraffe trug keinerlei Etikett, aber noch bevor ich auch nur einen Tropfen kostete, hatte ich ihn als Johnnie Walker, Black Label, klassifiziert. Man kann es eine meiner vielen Begabungen nennen, jedenfalls habe ich eine Nase für solche Dinge.
    Als Nadja zurückkam, hatte sie die Nadeln aus ihrem Haar genommen, das sich jetzt über ihre Schultern ergoss.
    »Was ist mit der Brille?«, fragte ich.
    »Ich habe eine kleine Migräne.« Sie saß mir gegenüber und schlug die Beine übereinander. Mein Blick fiel auf eine Tranche Oberschenkel.
    »So was passiert, wenn man in eine Faust rennt.«
    »Was? Nein, es ist eine Migräne, das ist alles.«
    Ich kippte meinen Whisky hinunter, ging zu ihr.
    »Stehen Sie auf«, sagte ich.
    »Nein. – Nein, das werde ich nicht.«
    Ich stellte mein Glas ab, packte sie am Arm und zog sie auf die Füße. Wir standen voreinander. Ich hielt sie dicht genug, um ihren Herzschlag zu spüren.
    Ich nahm ihre Brille ab. »Wer war das – Zalinskas?«
    Sie nickte. Sackte gegen mich. »Er weiß Bescheid … er weiß, dass Sie hier waren.«
    »Tut er das?«
    »Ja …« Sie umklammerte mich so fest, dass ich ihre Fingernägel in meinem Rücken spürte. »Sie müssen mich beschützen. Ich habe sonst niemanden.«
    »Hören Sie auf mit der Heulerei«, sagte ich. »Die Armes-kleines-verlorenes-Mädchen-Nummer kaufe ich Ihnen nicht ab.«
    Nadja riss sich zusammen, starrte mich an. Ich hob meine Hand an ihr Gesicht, drehte ihr Auge zum Licht. »Ich denke, das werden Sie überleben.«
    Als ich meine Hand sinken ließ, öffnete sie den Mund. Sie warf ihren Kopf zurück, zeigte mir ihren Hals. Ihre Brüste glitten unter dem Bademantel hervor. Dann glitt der Bademantel von den Schultern.
    Sie drehte sich um, stand mit dem Rücken zu mir, die Arme um meinen Hals gelegt, und rieb ihr Hinterteil an meinem Unterleib. Ich roch teures Parfum auf ihren Handgelenken, als sie mir ihre Nägel über den Kopf zog.
    »Nadja«, sagte ich.
    »Still.«
    »Nadja, Schluss damit.« Ich wusste, ich musste das ausschlagen. Jede einzelne Faser in mir brüllte: »Hör sofort auf, Gus! Geh!« Aber die Vernunft hatte mich in dem Moment verlassen, als ihr Bademantel den Boden erreichte.
    »Komm … komm mit.« Sie ließ die Arme fallen, ging langsam von mir weg. Ihre langen Beine kreuzten einander, als hätte sie einen Laufsteg betreten.
    An der Schlafzimmertür drehte sie sich um, ließ eine Hand den Türpfosten hinaufgleiten und forderte mich mit der anderen auf, ihr zu folgen.

I ch versuchte mir einzureden, dass es keinen lebenden Mann gab, der ihr Angebot abgelehnt hätte. Aber ich hatte jetzt meinen Jammer damit. Ich wusste, ich hatte meine Position in Gefahr gebracht, hatte das Zepter aus der Hand gegeben.
    Während Nadja den Zimmerservice rief, legte ich die Glock außer Sichtweite, stopfte sie zwischen Matratze und Lattenrost. Ich suchte nach einer Möglichkeit, wie sich die Situation zu meinem Vorteil ausnutzen ließe, fand aber nichts. Frauen wie sie, in Situationen wie dieser, halten sämtliche Asse in der Hand. Mein Gott, Billy war der Beweis dafür.
    Sie kam zurück. »Du meine Güte, du bist mir aber ein Cowboy.«
    Ich musste lachen. »Cowboy?«
    »Mit der Kanone in deiner Tasche.«
    Ich berührte die Bettkante, wo ich die Glock versteckt hatte.
    »Wolltest du nicht eigentlich ein Bad nehmen?«
    »Du hast recht. Ich werde duschen. Hast du Lust, kommst du mit?«
    »Nächstes Mal, okay? Ich warte aufs Essen.«
    Sie stieg über mich, verweilte kurz bei einem Kuss, verschwand dann unter die Dusche.
    Angezogen schenkte ich

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