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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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da?«
    Sie gab mir keine Antwort.
    »Warum sollte ich, Cath?«
    »Du weißt, dass sie dich hierhaben möchte, wegen ihres Seelenfriedens.«
    »Seelenfrieden? Sie sollte in den höchsten Tönen jubeln! Mein Gott! Sie wird endlich frei sein von dem Dreckskerl!«
    Cathy atmete scharf aus. Ich hatte Dampf abgelassen, aber für eine solche Bemerkung war es noch zu früh.
    Sie wütete: »Du solltest nichts tun, was du nicht auch tun willst.«
    Peng.

I ch war länger in dem Pub geblieben, als gut war. Der Laden füllte sich, Partystimmung machte sich breit. Stretch-Limos luden massenhaft Frauenabend-Schlampen ab. Die erlesensten Liverpoolerinnen und Cockneys – hässliche Schachteln, die schon in mehr Kampfhandlungen verwickelt waren als Chuck Norris.
    Sie brüllten dem Barkeeper zu: »Wie wär’s mit einem Slow Screw? Kriegst du das hin?«
    Er aalte sich darin. Drehte ihnen allen Pints mit Strawberry Blonde an.
    Einige dieser alten Flugsaurier waren offensichtlich auf einer Mission, woanders als zu Hause zu spielen. Ausnahmslos alte Schabracken. Tussen in Mikrominis, weißen Fick-mich-Stöckelschuhen und Netzbodys, die kaum das Venen-Geflecht kaschieren konnten, das an Blauschimmelkäse erinnerte. Und tief ausgeschnittene Dekolletés, die einen großzügigen Blick auf runzlige Brustansätze der Körbchengröße DD ermöglichten.
    Am schlimmsten jedoch war, dass sie alle braungebrannt waren. Sonnenbankbräune. Eine Bräune, die jüngere Haut strafft und schöner macht, aber bei älterer Haut lediglich die Traktorspuren dunkler macht, die im Lauf der Jahre über ihre Gesichter gezogen wurden.
    »Wie wär’s mit einem Creamy Punani? Können Sie mir so einen machen?«
    Die Iren waren eingetroffen. Erhielten Gesellschaft von einer Horde Newcastle-Typen. Grüne Leprechaun-Hüte balgten sich um Aufmerksamkeit mit riesigen aufblasbaren Newcastle-Brown-Flaschen.
    Es war Zeit zu gehen.
    Ich stand auf, ging Richtung Tür. Das Thekenpersonal wechselte die CDs, legte Steely Dans Reeling in the Years auf.
    Ich lauschte der ersten Zeile, während ich ging. Der Rest der Menge stimmte ein, es war mehr Gebrülle als Singen.
    »Your everlastin’ summer you can’t see it fading fast.«
    Ich dachte: ›War ich hier der einzige, der die Botschaft mitbekam?‹
    Draußen steckte ich mir erst mal eine B&H an. Keine schlechte Kippe. Ich fragte mich, ob ich wohl bei dieser Marke bleiben könnte. Mein Gott, kann ich überhaupt bei irgendwas bleiben?
    Ich hatte nur ein paar hundert Meter zum Shandwick zu gehen. Der Wind biss wie schlechte Erinnerungen, als ich meinen Mund mit der Zigarette stopfte und die Straße überquerte.
    Auf dem Weg die Treppe hoch streckte ein Kerl in Zylinder und grauem Überzieher eine Hand aus.
    »Ja? Hast du ein Problem?«, sagte ich.
    Keine Worte. Nur der Zeigefinger eines schwarzen Lederhandschuhs auf die Fluppe gerichtet.
    Ich nahm sie aus dem Mund, zerdrückte sie unter meinem Absatz.
    »Ich hätte Ihnen einen Aschenbecher geben können«, sagte er.
    »Ich hätte Ihnen eine scheuern können.«
    Drinnen klappte ich den Kragen herunter. Ein offener Kamin loderte heiß wie ein Hochofen. Diese Temperatur zu halten musste die Kosten für Kohle in die Höhe getrieben haben. Ich schlug einen Bogen um die Rezeption und marschierte auf die Treppe zu Nadjas Zimmer zu.
    Natürlich lockte die Bar. Wann tat sie das nicht? Aber ich hatte das hier schon lange genug aufgeschoben. Ich behielt eine Hand auf der Glock, während ich die Stufen hinaufging.
    Ich wollte einen eindrucksvollen Auftritt hinlegen und überlegte, das Schloss aus der Tür zu schießen. Aber das waren nur Hirngespinste. Ebenso wusste ich, dass kein puerto-ricanisches Zimmermädchen auf dem Flur sein würde, einen Satz Schlüssel praktischerweise an ihrem Körper verborgen.
    Ruhig, Gus, ganz ruhig, sagte ich mir. Vergiss nicht, warum du hier bist.
    Es war Zeit, mit dem Programm weiterzumachen.

I ch klopfte leise an die Tür, ungefähr in der Art, wie es der Zimmerservice tun würde, und trat vom Türspion zurück.
    Keine Reaktion.
    Licht unter der Tür. Ich hörte Bewegung. Laufendes Wasser im Bad.
    Ich klopfte wieder. Diesmal gab es eine Reaktion. Nadja behielt die Kette an der Tür.
    Sie trug eine Sonnenbrille, ihre Haare waren straff zurückgebunden.
    »Hallo, Nadja«, sagte ich.
    »Warum sind Sie hier? Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    Ich schwieg. Versuchte ruhig zu wirken, ich wollte sie nicht verängstigen, bevor ich drinnen war.
    Sie

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