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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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Majestät?
    Königin : Bei Gott, Mylords, mir deucht, ihr zittert alle um mich herum. Bei meiner Seele, muß euch ein Weib euer ritterliches Handwerk lehren! Zu Pferde, Mylords, zu Pferde! Schüchtert das Gesindel euch ein? Fürchten die Degen sich vor den Stöcken?
    Simon Renard : Laßt die Sache nicht weiter kommen. Gebt nach, Madame, so lange es noch Zeit ist. Ihr könnt jetzt noch sagen das »Gesindel«, in einer Stunde könntet Ihr sagen müssen »das Volk«.
    Das Geschrei wird stärker, das Getöse nähert sich.
    Königin : In einer Stunde!
    Simon Renard geht auf die Galerie, indem er zurückkommt: In einer Viertelstunde, Madame. Die erste Ringmauer des Turmes ist genommen. Noch ein Schritt, und das Volk ist hier.
    Das Volk : Zu dem Turm! Zu dem Turm! Fabiani! Tod dem Fabiani!
    Königin : Man hat wohl Recht, daß es ein furchtbares Ding sei, das Volk! Fabiano!
    Simon Renard : Wollt Ihr ihn in einem Augenblick vor Euren Augen zerrissen sehen?
    Königin : Aber wißt ihr auch, daß es schändlich ist, daß Keiner von euch sich rührt, meine Herrn! Im Namen des Himmels, verteidigt mich doch!
    Lord Clinton : Euch, ja, Madame; Fabiani, nein.
    Königin : O Himmel! Nun ja denn! Ich sage es ganz laut! Desto schlimmer! Fabiani ist unschuldig! Fabiani hat das Verbrechen nicht begangen, weshalb er verdammt wurde. Ich, und der da und der Arbeiter Gilbert, wir haben Alles getan, Alles erfunden, Alles angelegt. Reine Komödie. Wagt es, mich Lügen zu strafen, Herr Vogt! Jetzt, meine Herrn, werdet ihr ihn jetzt verteidigen? Er ist unschuldig, sage ich euch! Bei meinem Haupte, bei meiner Krone, bei meinem Gott, bei der Seele meiner Mutter, er ist unschuldig! Das ist so wahr, als es wahr ist, daß Ihr hier seid, Lord Clinton! Verteidigt ihn! Vernichtet sie, wie Ihr Thomas Wyatt vernichtet habt, mein alter Freund, mein guter Robert! Ich beschwöre Euch, es ist falsch, daß Fabiani die Königin wollte ermorden lassen.
    Lord Clinton : Es gibt noch eine Königin, die er ermorden wollte, sie heißt England.
    Das Geschrei währt außen fort.
    Königin : Den Balkon! öffnet den Balkon! Ich will selbst dem Volke beweisen, daß er nicht schuldig ist!
    Simon Renard : Beweist ihm, daß er kein Italiener ist.
    Königin : Wenn ich denke, daß es ein Simon Renard ist, eine Kreatur des Kardinals Granvella, der es wagt, so mit mir zu sprechen! Nun denn, öffnet diese Türe! öffnet diesen Kerker! Fabiani ist darin, ich will mit ihm sprechen.
    Simon Renard leise: Was macht Ihr? Um seines eigenen Besten willen ist es überflüssig, alle Welt wissen zu lassen, wo er sich befindet.
    Das Volk : Tod dem Fabiani! Es lebe Elisabeth!
    Königin : Mein Gott! mein Gott!
    Simon Renard : Wählt, Madame! Er deutet mit der einen Hand auf die Türe des Kerkers. Entweder diesen Kopf dem Volke – er deutet mit der andern Hand auf die Krone, welche die Königin trägt – oder diese Krone der Dame Elisabeth.
    Das Volk : Tod! Tod Fabiani! Elisabeth!
    Ein Stein zerschlägt die Fensterscheibe neben der Königin.
    Simon Renard : Eure Majestät richtet sich zu Grunde, ohne ihn zu retten. Der zweite Hof ist genommen. Was will die Königin?
    Königin : Ihr alle seid Memmen, und Clinton die größte! Ach! Clinton, ich werde daran denken, mein Freund!
    Simon Renard : Was will die Königin?
    Königin : O, von Allen verlassen zu sein! Alles gesagt zu haben, ohne etwas zu erhalten. Was sind denn doch diese Edelleute da? Dieses Volk ist schändlich. Ich möchte es unter meinen Füßen zermalmen. Es gibt also Lagen, wo eine Königin nichts ist, als ein Weib! Ihr sollt mir es alle teuer bezahlen, meine Herrn!
    Simon Renard : Was will die Königin?
    Königin niedergebeugt: Was Ihr wollt! Tut, was Ihr wollt! Ihr seid ein Mörder! Bei Seite: Oh Fabiano!
    Simon Renard : Clarence! Jarretière! Her zu mir! Meister Äneas, öffnet den großen Balkon auf der Galerie!
    Der Balkon im Hintergrunde öffnet sich. Simon Renard geht hin, Clarence zur Rechten, Jarretière zur Linken. Unermeßliches Getöse von außen.
    Das Volk : Fabiani! Fabiani!
    Simon Renard auf dem Balkon, nach dem Volke gewendet: Im Namen der Königin!
    Die Herolde : Im Namen der Königin.
    Tiefe Stille außen.
    Simon Renard : Ihr Männer! Die Königin läßt euch wissen: Heute, diese Nacht noch, eine Stunde nach dem Nachtläuten soll Fabiano Fabiani, Graf von Clanbrassil, mit einem schwarzen Schleier, von Kopf bis zu Füßen bedeckt, mit einem eisernen Knebel geknebelt, eine Kerze von gelbem Wachs, drei Pfund schwer, in

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