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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Gräben überwand, dass sie verblasste und sich wieder neu erfand.
Aber ihm war klar, dass sie das selbst wusste, denn sie erlebte es genauso wie
er. Und so sagte er stattdessen: »Ist Simon nicht hier? Ich habe etwas
mitgebracht, das ich ihm zeigen möchte.«
    »Er kommt gleich. Er war zu
einem Treffen im Gray's Inn. Was hast du denn für ihn?«
    »Ein Foto«, sagte er, und im
selben Moment fiel ihm ein, dass wahrscheinlich noch mehr davon existierten,
die ihm weiterhelfen konnten. »Hast du irgendwelche Fotos von der Ausstellungseröffnung
in der Portrait Gallery, Deb?«, fragte er.
    »Du meinst, eigene? Ich hatte
meine Kamera gar nicht dabei.«
    Nein, sagte er. Er meine
Pressefotos. Ob bei der Vernissage in der National Portrait Gallery jemand
gewesen sei, der Fotos geschossen habe. Vielleicht für eine Broschüre, eine
Zeitschrift oder eine Zeitung.
    »Ah«, sagte sie. »Du meinst
Fotos von Prominenten und Möchtegernprominenten? Von den Reichen und Schönen
mit Champagnerflöten in der Hand, die ihre Sonnenbräune und ihre perfekten
Zähne zur Schau stellen? Ich kann nicht behaupten, dass viele von ihnen zu der
Vernissage gekommen sind, Tommy. Aber es wurde tatsächlich fotografiert. Komm
mit!«
    Sie führte ihn in Simons
Arbeitszimmer im vorderen Teil des Hauses. Aus einem antiken hölzernen Zeitungsständer
neben Simons Schreibtisch fischte sie eine alte Ausgabe von Hello! Sie verzog das Gesicht. »Es
war ein schlechter Tag für glamouröse Veranstaltungen«, sagte sie.
    Hello! hatte die üblichen Bilder von
den Schönen und Reichen gebracht, die bereitwillig für den Fotografen posiert
hatten. Zwei Seiten voller Hochglanzfotos, stellte Lynley zufrieden fest.
    Es war eine ganze Menge Leute
zu der Ausstellungseröffnung erschienen. Lynley erkannte einige wichtige
Persönlichkeiten der Londoner Gesellschaft sowie einige, die hofften, eines
Tages zu diesem illustren Zirkel zu gehören. Es gab auch ein paar
Schnappschüsse unter den Fotos, und auf einem entdeckte er Deborah und Simon im
Gespräch mit Jemima Hastings und einem Mann, der einen ziemlich finsteren Eindruck
machte. Er hoffte, dass es sich um einen der Männer handelte, die in irgendeiner
Verbindung zu der Toten standen, doch zu seiner Überraschung erklärte ihm
Deborah, dass er Matt Jones vor sich sehe, den neuen Lebensgefährten von Sidney
St. James, Simons jüngerer Schwester.
    »Sidney ist ganz vernarrt in
ihn«, sagte Deborah. »Simon dagegen hält sie für verrückt. Ein ziemlich
geheimnisvoller Typ, dieser Matt. Manchmal verschwindet er für mehrere Wochen
und behauptet, er sei im Auftrag der Regierung unterwegs. Sidney hält ihn für
einen Spion. Simon glaubt, dass er eher ein Auftragskiller ist.«
    »Und was glaubst du?«
    »Mir gegenüber kriegt er die
Zähne nicht auseinander, Tommy. Ehrlich gesagt, er macht mich ein bisschen
nervös.«
    Lynley betrachtete ein Foto von
Sidney: groß, gertenschlank, in koketter Pose mit einem Champagnerglas in der
Hand, den Kopf zurückgeworfen. Es sollte aussehen wie ein Schnappschuss - sie
war im Gespräch mit einem dunkelhäutigen Mann, der gerade sein Glas austrank -,
aber Sidney war nicht umsonst ein Profimodel. Egal wie viele Leute um sie
herumstanden, sie wusste immer genau, wann eine Kamera auf sie gerichtet war.
    Es gab noch mehr Fotos, einige
davon gestellt, andere Schnappschüsse. Die würde er sich noch genauer ansehen
müssen. Wahrscheinlich verfügte die Zeitschrift noch über eine Menge weiterer
Aufnahmen, die nicht gedruckt worden waren, die dennoch wertvolle Hinweise
enthalten konnten und die Lynley sich wohl besorgen sollte. Er fragte Deborah,
ob er die Zeitschrift behalten könne. Selbstverständlich, sagte sie. Ob er
denn annehme, der Mörder sei auf der Vernissage gewesen?
    Durchaus möglich, erwiderte
er. Also müsse alles überprüft werden.
    Die Haustür wurde geöffnet,
und sie hörten St. James' unregelmäßige Schritte im Flur. Deborah trat an die
Tür des Arbeitszimmers. »Tommy ist hier, Simon. Er will dich sprechen.«
    Als St. James sich zu ihnen
gesellte, entstand ein Moment der Verlegenheit. Lynleys alter Freund musterte
ihn, während Lynley sich fragte, ob je eine Zeit kommen würde, in der Verlegenheiten
zwischen Freunden der Vergangenheit angehörten. Dann sagte St. James: »Tommy!
Ich brauche einen Whisky. Du auch?«
    Lynley brauchte keinen, aber
aus Höflichkeit erwiderte er: »Da sage ich nicht nein.«
    »Einen Lagavulin?«
    »Bin ich so ein besonderer
Gast?«
    St. James

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