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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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lag. Aber als sie jetzt am Küchentisch saß, bemerkte sie, dass
ihr ausgestellter Rock - nach Meinung von Hadiyyah das passende Kleidungsstück
für eine Frau mit ihrer Figur - geändert worden war. Er war gekürzt und
gebügelt, und um ihn herum hatte jemand ein komplettes Outfit drapiert: eine
gestärkte, nüchterne Bluse, eine transparente Strumpfhose, ein Halstuch, sogar
ein breites Armband. Außerdem waren ihre Schuhe geputzt. Sie glänzten
regelrecht. Eine gute Fee war hier gewesen.
    Barbara stand auf und trat ans
Bett. Sie musste zugeben, dass das Ensemble geschmackvoll aussah, vor allem das
Armband, das sie von sich aus nie gekauft, geschweige denn getragen hätte. Sie
nahm es auf, um es eingehender zu betrachten. Ein Geschenkkärtchen war mit
einem violetten Schleifchen daran befestigt.
    »Überraschung!«, stand darauf
und: »Willkommen daheim!« Darunter der Name der guten Fee, als hätte Barbara
nicht sofort gewusst, wer ihr all die Sachen hingelegt hatte: Hadiyyah
Khalidah.
    Barbaras Laune besserte sich
auf der Stelle. Erstaunlich, dachte sie, wie so eine Kleinigkeit, ein Akt der
Aufmerksamkeit ...
    Sie drückte ihre Zigarette aus
und zwängte sich in das winzige Badezimmer. Nach einer Viertelstunde hatte sie
sich geduscht, frisch gemacht und angezogen. In Würdigung von Hadiyyahs
Umerziehungsbemühungen tupfte sie sich ein bisschen Rouge auf die Wangen und
ging über den vertrockneten Rasen zum Vorderhaus hinüber.
    Die Terrassentür stand offen,
und Töpfeklappern und Gesprächsfetzen waren zu hören. Hadiyyah plauderte mit
ihrem Vater, und sie klang ganz aufgeregt.
    Barbara klopfte und rief:
»Jemand zu Hause?«, woraufhin Hadiyyah jauchzte: »Barbara! Du bist wieder da!
Wie schön!«
    Als Hadiyyah aus der Tür trat,
kam sie Barbara verändert vor. Ein bisschen größer, obwohl das eigentlich nicht
möglich war, denn in der kurzen Zeit von Barbaras Abwesenheit konnte das
Mädchen nicht gewachsen sein. »Ich freu mich so«, rief Hadiyyah. »Dad! Barbara
ist da. Kann sie mit uns zu Abend essen?«
    »Nein, nein«, stotterte
Barbara. »Bitte nicht, Kleines. Ich bin nur gekommen, um mich bei dir zu
bedanken. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen, und da hab ich den Rock
gefunden und die anderen Sachen. Was für eine Überraschung!«
    »Ich hab ihn selbst gesäumt«,
verkündete Hadiyyah stolz.
    »Na ja, vielleicht hat Mrs.
Silver mir ein bisschen geholfen, weil die Naht manchmal ein bisschen schief
wurde. Aber hast du dich gefreut? Ich hab ihn auch gebügelt. Und hast du auch
das Armband gefunden?« Sie hüpfte von einem Fuß auf den anderen. »Gefällt es
dir? Als ich es gesehen hab, hab ich Dad gleich gefragt, ob wir es nicht
kaufen können. Du brauchst doch noch ein paar Accessoires, Barbara.«
    »Gut, dass du mich daran
erinnerst. Ich selbst hätte nichts annähernd so Schönes finden können.«
    »Es ist die Farbe, nicht
wahr?«, sagte Hadiyyah. »Und was es besonders schön macht, ist die Größe. Ich
hab nämlich gelernt, dass die Größe eines Accessoires abhängt von der Größe der
Person, die es trägt. Aber die hat was zu tun mit den Gesichtszügen und dem
Knochenbau und dem Körpertyp und nicht mit dem Gewicht oder der Größe in Zentimetern,
du weißt schon. Zum Beispiel deine Handgelenke. Wenn du die mit meinen vergleichst,
dann siehst du...«
    »Khushi.« Azhar kam aus der Küche und
wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab.
    Hadiyyah wandte sich zu ihm
um. »Barbara hat die Überraschung gefunden«, verkündete sie. »Sie freut sich
darüber. Und was ist mit der Bluse, Barbara? Gefällt dir die neue Bluse auch?
Eigentlich wollte ich eine aussuchen, aber mein Vater hat sie ausgesucht,
stimmt's, Dad? Ich hätte eine andere genommen.«
    »Was du nicht sagst. Du
wolltest bestimmt eine mit Schleife kaufen.«
    »Na ja...« Sie trat von einem
Fuß auf den anderen und vollführte einen kleinen Stepptanz. »Nicht direkt. Sie
hatte Rüschen. Aber nicht viele! Nur vorne so eine hübsche, die die Knöpfe
verdeckt. Die fand ich toll. Wirklich süß. Aber Dad meinte, du würdest keine
Rüschen tragen. Ich hab ihm gesagt, dass es bei Mode darum geht, seinen
Horizont zu erweitern, Barbara. Aber er meinte, man könnte seinen Horizont
nicht endlos erweitern, und er fand die klassische Bluse besser. Ich hab ihm
erklärt, dass der Ausschnitt einer Bluse dazu dient, die Kinnpartie zu unterstreichen,
und du hast doch ein rundes Gesicht und kein kantiges, zu dem die klassische
Bluse passen würde. Da

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