George, Elizabeth
Hemd,
das ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war ein ganz anderes Foto. Nämlich das der
Mordwaffe, die neben einem Lineal lag, damit man sich ihre Größe vorstellen
konnte.
Sie wirbelte herum und suchte
Nkata. Er saß am anderen Ende des Raums und blickte gerade auf, ein Handy am
Ohr, und offensichtlich registrierte er ihren Gesichtsausdruck, denn er beeilte
sich, das Gespräch zu beenden, und kam zu ihr. »Winnie...« Sie zeigte auf das
Foto. Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Er pfiff leise durch die Zähne, und
sie wusste sofort, dass er das Gleiche dachte wie sie. Die Frage war nur, ob er
zur selben Schlussfolgerung gelangte.
»Wir müssen zurück nach
Hampshire«, sagte sie.
»Barb...«
»Keine Widerrede.«
»Barb, wir sind zurückbeordert
worden. Wir können nicht einfach losfahren, als hätten wir hier das Sagen.«
»Dann ruf sie an. Sie hat ein
Handy.«
»Wir können in Hampshire
anrufen. Wir können den Kollegen dort sagen...«
»Bist du verrückt? In
Hampshire? Wo Whiting das Heft in der Hand hat? Mein Gott, Winnie, das kann
doch nicht dein Ernst sein!«
Er betrachtete das Foto von
der Waffe, dann das Foto von dem gelben Hemd. Barbara wusste, dass er über die
Implikationen ihres Vorschlags nachdachte, und sein Zögern gab ihr die Antwort
auf die Frage, auf welcher Seite Winnie immer stehen würde. Sie konnte es ihm
nicht verübeln. Ihre Karriere war bereits so ramponiert, dass es auf ein paar
Dellen mehr oder weniger nicht mehr ankam. Bei Winnie sah das anders aus.
»Also gut«, sagte sie
schließlich. »Ich ruf die Chefin an. Aber dann fahr ich. Es gibt keine andere
Möglichkeit.«
Erleichtert stellte Isabelle
Ardery fest, dass Hiro Matsumoto tatsächlich einigen Einfluss auf seine
Schwester hatte. Nach einem längeren Gespräch im Krankenzimmer ihres Bruders
kam Miyoshi Matsumoto heraus und erklärte Isabelle, sie könne jetzt mit Yukio
sprechen. Aber falls ihr jüngerer Bruder sich zu sehr über Isabelles Fragen
oder ihre bloße Anwesenheit aufregen sollte, würde die Befragung auf der Stelle
beendet werden. Und sie - nicht Isabelle - werde diejenige sein, die
entscheiden werde, wann dieser Zustand erreicht sei.
Isabelle blieb nichts anderes
übrig, als sich auf Miyoshis Spielregeln einzulassen. Sie nahm ihr Handy aus
der Handtasche und schaltete es aus. Sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass
etwas von außerhalb den Geiger beunruhigte.
Yukios Kopf war bandagiert,
und er war an verschiedene Geräte und Infusionsschläuche angeschlossen. Er war
jedoch bei Bewusstsein und schien die Anwesenheit seiner beiden Geschwister
als beruhigend zu empfinden. Hiro saß auf dem Bett neben der Schulter seines
Bruders, auf die er seine Hand gelegt hatte. Miyoshi nahm auf der anderen Seite
des Bettes Platz. Sie zupfte mütterlich am Kragen seines Morgenmantels und
strich die dünne Decke glatt, unter der Yukio lag. Sie musterte Isabelle
misstrauisch. »Sie haben Zeit, bis Mrs. Bourne eintrifft«, sagte sie.
Auf diesen Kompromiss hatten
sich die Geschwister offenbar geeinigt. Hiro hatte die Anwältin angerufen,
während im Gegenzug seine Schwester sich damit einverstanden erklärt hatte,
Isabelle einige Minuten mit ihrem Bruder zu gewähren. »In Ordnung«, erwiderte
Isabelle und betrachtete den Geiger. Er war kleiner, als es bei der Flucht den
Anschein gehabt hatte. Er wirkte erheblich verletzlicher, als sie angenommen
hatte.
»Mr. Matsumoto«, sagte sie.
»Yukio, ich bin Detective Superintendent Ardery. Ich muss mit Ihnen sprechen,
aber ich möchte Sie nicht beunruhigen. Was wir hier besprechen, hier in diesem Zimmer,
wird weder aufgezeichnet noch sonst wie festgehalten. Ihr Bruder und Ihre
Schwester sind hier, um dafür Sorge zu tragen, dass ich Sie nicht ängstige, und
ich möchte Ihnen versichern, dass das nicht im Geringsten meine Absicht ist.
Können Sie mich verstehen?«
Yukio nickte, auch wenn sein
Blick zuerst zu seinem Bruder huschte. Die beiden sahen sich nur entfernt
ähnlich. Obwohl Hiro Matsumoto der Ältere war, wirkte er um Jahre jünger.
»In Ihrer Wohnung in der
Charing Cross Road«, fuhr Isabelle fort, »habe ich auf dem Waschbeckenrand ein
wie ein Haken gebogenes Stück Eisen gefunden mit einer Spitze am Ende. Daran
befand sich Blut, und dieses Blut stammt von einer Frau, die Jemima Hastings
heißt. Wissen Sie, wie dieses Eisen dorthin gekommen ist, Yukio?«
Zuerst antwortete Yukio nicht.
Isabelle fragte sich, ob er es überhaupt tun würde. Sie war noch nie mit
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