George, Elizabeth
sei? Gehe sie manchmal einkaufen oder beschäftige sich im Garten?
Verabrede sie sich manchmal mit einer Freundin auf einen Kaffee? Oder werde
angerufen oder sehe sich eine Fernsehsendung an? Habe sie manchmal etwas zu
erledigen, sodass sie aus dem Haus gehen müsse oder einfach nur in einen
anderen Teil des Hauses, sodass die Möglichkeit bestehe, dass sie nicht genau
wisse, es nicht beschwören könne, nicht gesehen habe, nicht bestätigen
könne...
Bella wurde ganz schwindelig.
Sie machten sie ganz verrückt mit all dem Gerede von so vielen Möglichkeiten.
Die Wahrheit sei schlicht und einfach, dass Frazer ein guter Junge sei, nur sie
könnten das nicht sehen, da sie Polizisten seien, und sie kenne sich aus mit
Polizisten, wirklich. Ging es nicht allen so? Wusste nicht jeder, dass
Polizisten immer das taten, was sie am besten konnten, nämlich jemanden des
Mordes zu verdächtigen und dann die Fakten so lange zurechtzubiegen, bis seine
Schuld feststand? Und hatte man das nicht oft genug in der Zeitung lesen
können, wie Scotland Yard vermeintliche IRA-Mitglieder jahrelang aufgrund
gefälschter Beweise wegsperrte, und, Gott, Frazer war schließlich auch Ire, und
schon weil er Ire war, konnte er doch in ihren Augen nichts anderes als schuldig
sein, oder?
Dann begann Lynley von der
National Portrait Gallery zu erzählen. Er erwähnte Jemima und das Foto von
Jemima, woraus Bella entnahm, dass er das Thema gewechselt hatte, dass es jetzt
nicht mehr um Frazer, sondern um Societyfotos ging, und sie war
selbstverständlich gern bereit, sich diese anzusehen.
»Ein bisschen zu viel des
Zufalls für unseren Geschmack«, sagte Lynley gerade. Er erwähnte jemanden
namens Dickens, und er brachte diese Person irgendwie mit Hampshire in Verbindung,
und dann sagte er etwas über Frazer und dann über Jemima, und dann spielte es
gar keine Rolle mehr, denn plötzlich war sie wie vom Donner gerührt und fragte:
»Was hat die denn da zu
suchen?« Ihr wurde ganz anders, und sie bekam eiskalte Hände.
»Wer?«, fragte Lynley.
»Die. Na, die hier«, und Bella
zeigte auf das Foto, das sie mit der Wirklichkeit konfrontierte. Jetzt ging es
ganz schnell, die Wahrheit raste wie ein Expresszug auf sie zu. Er pfiff Närrin, Närrin, Närrin, und es war ohrenbetäubend, während
der Zug immer näher kam.
»Das ist die Frau, von der wir
gesprochen haben«, sagte Superintendent Ardery und beugte sich vor, um die Frau
auf dem Foto zu betrachten. »Das ist Gina Dickens, Mrs. McHaggis. Wir gehen
davon aus, dass Frazer sie an jenem Abend kennengelernt...«
»Gina Dickens?«, sagte Bella.
»Sie sind ja verrückt. Das ist Georgina Francis, wie sie leibt und lebt. Ich
habe sie letztes Jahr rausgeworfen, weil sie eine meiner Hausregeln gebrochen
hat.«
»Welche Regel?«, fragte
Ardery.
»Die Regel wegen...« Närrin, Närrin, Närrin.
»Ja?«, ermunterte der
Detective Inspector sie.
»Frazer. Sie«, sagte Bella. Närrin, Närrin, Närrin,
Närrin. »Er
hat gesagt, sie wäre weg. Er hat gesagt, er hätte sie nie wieder gesehen, seit
sie ausgezogen ist. Er hat gesagt, sie wäre hinter ihm her gewesen... und er hätte das alles überhaupt nicht
gewollt... nicht mit ihr.«
»Aha. Also, da hat er Sie wohl
belogen«, sagte Lynley. »Können wir vielleicht doch noch einmal über den Tag
reden, an dem Jemima Hastings umgebracht wurde? Woran erinnern Sie sich?«
32
Sie würde Riesenärger
bekommen, das war klar. Sie war dermaßen spät dran - wenn sie jetzt ihren Job
nicht verlieren wollte, müsste sie schon behaupten, sie sei von Marsmännchen
entführt worden.
Denn mittlerweile war
ebenfalls klar, dass sie diesmal nicht nur zu spät kommen, sondern den ganzen
Tag fehlen würde. Als Meredith nämlich sah, wie Zachary Whiting und Gina
Dickens sich miteinander unterhielten, stand für sie fest, dass sie in Aktion
treten würde, und die Aktion, die ihr vorschwebte, hatte nichts damit zu tun,
nach Ringwood zu fahren und sich brav an ihren Arbeitsplatz bei Gerber & Hudson Graphic
Design zu
setzen.
Trotzdem rief sie Mr. Hudson
nicht an. Sie müsste es eigentlich tun, aber sie konnte sich nicht dazu
überwinden. Er würde komplett ausrasten, aber wenn es ihr bis zum Abend
gelänge, das Knäuel aus Gina Dickens, Zachary Whiting, Gordon Jossie und
Jemimas Tod zu entwirren und als strahlende Heldin dazustehen, die die
Schurken in die Knie gezwungen hatte, würde der Ruhm vielleicht ihre Chance
sein, ihren Job nicht zu verlieren.
Zuerst kam sie sich
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