George, Elizabeth
wollte, sondern wegen
dem, was es bedeuten konnte, wenn es so war.
»Ich sehe nicht, dass dich das
irgendetwas angeht.«
»Hast du einen?«
»Warum?«
»Das weißt du genau.«
»Das weiß ich ganz und gar
nicht.«
»Wenn du es jemandem erzählt
hast... Jemima, sag mir einfach nur, ob du es jemandem erzählt hast.«
»Warum? Beunruhigt dich das?
Ja, wahrscheinlich. Mich würde es auch beunruhigen an deiner Stelle. Aber ich
frage dich jetzt, Gordon: Hast du mal darüber nachgedacht, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand
davon wüsste? Hast du mal darüber nachgedacht, wie beschissen mein Leben sein würde? >Bitte
nur ein kleines Interview, Miss Hastings. Sagen Sie uns doch, wie
das für Sie gewesen ist. Haben Sie nie einen Verdacht gehabt? Haben Sie nicht
gemerkt...?< Welche Frau würde nicht wissen, dass da irgendetwas absolut
nicht stimmt? Glaubst du tatsächlich, ich würde so etwas wollen, Gordon? Mein
Foto zusammen mit deinem auf der Titelseite irgendeiner Boulevardzeitung?«
»Sie würden
dafür zahlen«, hatte er geantwortet. »Du hast selbst von einer Boulevardzeitung
gesprochen. Sie würden dir eine Menge zahlen für ein Interview. Sie würden dir
ein Vermögen zahlen.«
Sie war
ganz bleich geworden. »Du bist wahnsinnig«, sagte sie. »Wenn das überhaupt
möglich ist, bist du noch wahnsinniger, als du...«
»Okay«, sagte er schroff. Und dann:
»Was hast du mit der Münze gemacht? Wo ist sie? Und wo ist der Stein?«
»Warum?«, fragte sie. »Was geht
dich das an?«
»Ich will sie mit nach Hampshire
nehmen, das ist doch klar.«
»Ach ja?«
»Die Sachen müssen wieder dahin
zurück, wo sie hergekommen sind, Jemima. Es ist die einzige Möglichkeit.«
»Nein, es gibt noch eine ganz andere
Möglichkeit.«
»Und die wäre?«
»Ich
glaube, das weißt du längst. Vor allem, wo du schon nach mir suchst.«
Da hatte er
gewusst, dass sie tatsächlich einen Neuen hatte. Und er hatte begriffen - trotz
ihrer gegenteiligen Beteuerungen -, wie wahrscheinlich es war, dass der
dunkelste Fleck seiner Seele jemand anderem preisgegeben würde, wenn es nicht
bereits passiert war. Seine einzige Hoffnung - die Garantie ihres Schweigens
und des Schweigens jeder anderen Person, die die Wahrheit kannte - lag darin,
in alles einzuwilligen, was sie von ihm fordern würde.
Er wusste, dass sie etwas fordern
würde, weil er Jemima kannte. Und der Fluch, der bis an sein Lebensende auf ihm
lasten würde, war das Wissen, dass er selbst und nur er allein diese Hölle zu
verantworten hatte. Er hatte vorgehabt, die Münze und den Stein wieder zurück
in die Erde zu legen, wo sie mehr als tausend Jahre lang vergraben gewesen
waren. Vor allem hatte er die Gewissheit haben wollen, dass Jemima sein
Geheimnis für sich behielt. Deshalb hatte er diese Postkarten verteilt, aber genau
dadurch hatte er ihr einen Trumpf in die Hände gespielt. Und jetzt spielte sie
diesen Trumpf aus.
»Wir
brauchen das Geld.«
»Welches
Geld? Und wer ist wir?«
»Du weißt,
welches Geld. Wir haben Pläne, Gordon, und dieses Geld...«
»Darum geht
es dir also? Deshalb bist du abgehauen? Nicht meinetwegen, sondern weil du das
Zeug ausgraben und verkaufen willst, und dann... Was?«
Nein, so
sei es überhaupt nicht gewesen, zumindest anfangs nicht. Geld sei okay, aber
sie sei nicht deswegen gegangen. Mit Geld könne man vieles kaufen, aber das,
was sie am dringendsten brauche, sei nicht für Geld zu haben, das sei schon
immer so gewesen und würde auch immer so bleiben.
Da war bei
ihm der Groschen gefallen. »Es ist der Typ«, sagte er. »Er steckt dahinter,
stimmt's? Er will es. Für eure Pläne, wie auch immer die aussehen.«
Er wusste,
dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er hatte es daran gesehen, wie sie rot
geworden war. Sie hatte ihn verlassen, um der Wahrheit über ihn zu entfliehen,
aber auf ihre unnachahmliche Weise hatte sie sofort einen anderen
kennengelernt, und diesem anderen hatte sie sein Geheimnis verraten.
»Warum hast
du dir so viel Zeit gelassen? Die ganzen Monate? Warum hast du es ihm nicht
gleich erzählt?«
Sie hatte sich
von ihm abgewandt und antwortete erst nach einer Weile. »Die Postkarten.« Und
in dem Moment hatte er begriffen, dass seine Angst davor, entdeckt zu werden,
sein Bedürfnis, sich zu vergewissern, das ganz anders war als ihres und
ironischerweise dennoch identisch, dazu geführt hatte, dass sie jetzt hier
saßen. Jeder neue Liebhaber würde von ihr wissen wollen, warum jemand
versuchte, sie zu finden. Wo
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