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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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ich bin überzeugt, du
hast keine Ahnung, wie gehässig die Leute sein können, besonders wenn ein
Mädchen so sehr schön ist und gerade so – ich meine, so wirklich auffallend
schön!»
    «Nun, ich glaube nicht, daß jemand etwas
sehr Gehässiges über mich sagen kann, nur weil ich allein ausgehe», antwortete
Venetia. «Jedenfalls nichts, woran mir etwas läge.»
    «Oh, Venetia, ich flehe dich an,
rede nicht so! Bedenke nur, wie gräßlich, wenn du den Leuten Ursache gäbst, von
dir zu sagen, daß du dich zu frei benimmst! Du kannst dich darauf verlassen,
sie liegen nur auf der Lauer nach dem geringsten Zeichen, und sind bereit, über
dich herzufallen, und es ist schließlich auch kein Wun der! Ich muß sagen, ich
täte es ja selbst, natürlich nicht über dich, mein liebes Kind, aber über jedes
andere Mädchen in deiner Situation!»
    «Aber was ist denn an meiner
Situation so Besonderes, daß die Leute gern über mich herfallen möchten?»
fragte Venetia.
    «O Liebste, ich wollte, du würdest
nicht immer – du bringst mich direkt in Verlegenheit. Daß du nur mit Aubrey
gelebt hast, ich meine, ohne Anstandsdame – und – heiliger Himmel, Venetia,
selbst du mußt doch wissen, daß das einfach nicht das richtige ist!»
    «Das weiß ich zwar nicht, aber ich
weiß etwas Besseres, als mit Ihnen über diesen Punkt zu streiten, Ma'am! Ich
bin überzeugt, daß es sehr viele Leute gibt, die Ihrer Meinung wären, aber wie
kann irgendwer in London wissen, wie meine Situation in Undershaw war? Sicher
haben jedenfalls Sie nie darüber gesprochen!»
    «Nein, nein, wirklich nie! Aber –
nun, solche Dinge werden eben bekannt, ich weiß wirklich nicht wie, aber du
kannst es mir glauben, sie werden es!»
    Aber da Venetia unmöglich glauben
konnte, daß die Art, wie man in Undershaw lebte, in London bekannt war,
beeindruckten sie die düsteren Warnungen ihrer Tante durchaus nicht. Zum Glück
war es nicht schwer, Mrs. Hendred abzulenken; statt daher mit ihr zu
debattieren, ergriff sie die erste Gelegenheit, die sich bot, schlug ein neues
Gesprächsthema an und sagte, sie habe erst heute vormittag jemanden in
Hookhams Bücherei sagen hören, der es angeblich von dem besten Gewährsmann
hatte, die Ärzte der Königin erwarteten nicht, daß sie die Woche überleben
würde. Da es Mrs. Hendreds ständiger Albtraum war, Ihre Majestät – von der
jedermann wußte, daß sie zäh wie Leder war – würde den Winter überleben und
alle Chancen Theresas ruinieren, wenn sie mitten in der nächsten Saison stürbe,
hatte dieser Schachzug Venetias großen Erfolg. Während also Mrs. Hendred
hoffte, zweifelte und rätselte, wie lange der Hof – und natürlich die gute
Gesellschaft – Trauer tragen würden, vergaß sie für den Augenblick, daß es ihr
mißlungen war, ihrer eigenwilligen Nichte jegliches Versprechen eines passenden
Benehmens zu entringen.
    Die Königin starb in den frühen
Morgenstunden des 17. November in Kew. Mr. Hendred brachte seiner Frau diese
Nachricht, und sie trug viel dazu bei, ihre Laune zu heben, die durch das
unverschämte Benehmen ihrer Schneiderin sehr tief gesunken war. Diese hatte
statt eines versprochenen Promenadekleides einige verlogene Zeilen voller
Entschuldigungen abgeliefert, daß es ihr unmöglich gewesen sei, ihrer
Verpflichtung nachzukommen.
    Das einzige, was Mrs. Hendred an der
Neuigkeit zu bemängeln hatte, war, daß die Königin am 17.
statt am 18. November starb, denn der 17. war der Tag, an dem sie den Ball zu
Ehren Venetias hatte geben wollen. Es hätte kaum etwas Aufreizenderes passieren
können, denn alle Vorbereitungen waren schon getroffen worden, und nachdem sie
sich so angestrengt und mit dem französischen Koch das Souper beraten, mit
Worting über den Champagner gesprochen, beschlossen, was sie tragen würde, und
Venetia gezeigt hatte, wie die Einladungen zu adressieren seien, war es doch zu
schlimm, daß das alles für nichts und wieder nichts gewesen sein sollte. Aber
nachdem sie sich gefragt hatte, was mit all den Cremes und Aspiks und dem
gefüllten Geflügel geschehen solle, kam ihr der glückliche Einfall, wenigstens
einige der Ballgäste einzuladen, zu einem Dinner, ganz inoffiziell natürlich,
und zu einem ruhigen gesprächigen Abend, vielleicht mit ein paar Partien Whist,
jedoch keinerlei Musik.
    «Nicht mehr als ein halbes Dutzend
Leute, denn mehr würden schon nach Gesellschaft ausschauen», sagte sie zu
Venetia. «Das ginge unter keinen Umständen. Meine Liebe, das erinnert

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