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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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begleiten, aber er hatte gemeint, die
Reise würde zu ermüdend für sie sein, und so war sie in Netherfold geblieben.
Er wohnte im Reddish-Hotel, das ihm als vornehm empfohlen worden war, obwohl
er überrascht war, es so sehr viel größer zu finden, als man es ihm geschildert
hatte. Er fürchtete, die Rechnung würde ihn Augen machen lassen.
    «Immerhin darf ich behaupten, daß
sie mich nicht gerade ruinieren wird, und wenn man einmal Ferien macht, weißt
du, darf man etwas verschwenderisch sein.»
    Als Mrs. Hendred das Zimmer verließ,
wofür sie sehr bald eine Ausrede fand, erzählte er Venetia, wie glücklich er
war, sie in einer so behaglichen Situation vorzufinden. Er hatte zwar nicht
daran gezweifelt, daß ihre Tante eine höchst schätzenswerte Frau sei, konnte
aber nicht früher beruhigt sein, bis er nicht selbst nachgeschaut haben würde,
wie es Venetia ging. Nun hatte er sich überzeugt, daß sie in erstklassig
elegantem Stil lebte, zweifellos in einem regelrechten Trubel mondäner
Ausschweifung! «Deine Tante hat bestimmt einen großen Bekanntenkreis. Ich
vermute, sie führt ein großes Haus. Da wirst du ja wohl eine Menge neuer Gesichter
kennengelernt haben!»
    Der wirkliche Zweck seiner Fahrt
nach London war nicht schwer zu erkennen. In Damerel hatte er keine Gefahr
gewittert. Aber die Unbekannten, die Beaus und Modestutzer, mit denen er sie
neckte, zwar lachend, sie dabei aber dennoch scharf beobachtend, konnten die
Augen einer Unschuld vom Lande sehr wohl blenden.
    Sie schnitt seine Versuche, zu
entdecken, ob dies wirklich der Fall war, damit ab, daß sie fragte, ob er
Aubrey besucht habe. Er wurde sofort ernst und antwortete: «Ja, ich habe ihn
besucht. Ich wußte, daß du gern etwas über ihn hören würdest, und ritt daher
zur Priory hinüber – etwas gegen meine Neigung, muß ich zugeben, denn Damerel
ist kein Mann, mit dem ich auf mehr als rein höflichem Fuß stehen möchte. Das
war eine sehr peinliche Angelegenheit, Venetia – ich war äußerst verärgert,
als ich davon hörte! Ich staune, daß dein Onkel Aubrey nicht eingeladen hat,
mit dir nach London zu fahren.»
    «Er hat ihn ja eingeladen, aber
Aubrey wollte nicht mitkommen. Weißt du, es wäre auch nicht gut ausgegangen.
Geht es ihm gut? Ich bitte dich, erzähl mir, wie – wie du alles in der Priory
angetroffen hast! Aubrey ist ein miserabler Briefschreiber!»
    «Oh, es geht ihm sehr gut! Ich
brauche dir nicht erst zu erzählen, daß ich ihn mit der Nase in einem Buch
antraf und den Schreibtisch voller Papier! Ich wagte es, ihn wegen seiner < Barrikaden > aufzuziehen, wie ich das nannte. Ich versichere dir, wenn
er ein einziges Buch aus dem Bücherbord zog, hat er gleich ein Dutzend mitgerissen.
Ich habe ihm gesagt, ich staunte, daß jemand, dem so viel an Büchern liegt wie
ihm, sie überall herumliegen läßt – sogar auf dem Fußboden! Räumt er denn nie
etwas weg, wenn er damit fertig ist?»
    «Nein, nie. Hast du ihm erzählt, daß
du nach London fährst?»
    «Sicherlich – das war ja der Zweck
meines Besuches bei ihm! Ich habe mich angetragen, dir Post auszurichten oder
einen Brief mitzubringen, falls er dir einen zu schicken wünschte, aber er war
in einer seiner verzwickten Launen – du weißt ja, wie er ist, wann immer man
versucht, ihm nur den leisesten Wink zu geben! Es paßte ihm nicht, daß ich ihn
darauf aufmerksam machte, daß es schließlich nicht seine eigenen Bücher seien,
die da auf dem Fußboden herumlagen, und daher wollte er mir keine Post an dich
anvertrauen!»
    «Aubrey anerkennt deine Autorität
nicht, Edward. Eigentlich bist wirklich du der einzige, der sie sich anmaßt,
und ich wollte, du dächtest daran, daß du keine Berechtigung dazu hast.»
    «Was das betrifft – aber es war
keine Sache der Autorität! Man würde doch annehmen, daß ein Junge seines Alters
nicht darüber erhaben ist, ein bißchen freundschaftliche Kritik anzunehmen!»
    «Nun, nicht, wenn man Aubrey kennt!»
gab sie zurück. «Es ist nun einmal so, daß du und er nicht gut miteinander
auskommt.»
    «Ich wage es, dir zu widersprechen,
meine liebe Venetia!» sagte er lächelnd. «Es ist vielmehr so, daß Master
Aubrey eifersüchtig ist und es noch nicht gelernt hat, seine Eifersucht zu
unterdrücken. Er wird das schon mit der Zeit, besonders wenn man seine üblen
Launen einfach nicht beachtet.»
    «Du hast nicht recht, Edward», sagte
sie und sah ihn fest an. «Aubrey ist nicht eifersüchtig. Er weiß, daß er das
nicht zu sein braucht

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