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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Netherfold
daheim, hätte sie sich nicht ergeben. Wie die Lage derzeit steht, ist sie auf
alle Fälle beklagenswert. Ich sage nichts von dem unerwünschten Klatsch, den
sie verursachen muß – denn wenn Aubrey mit dir nach London hätte fahren
können, kann man es nicht für natürlich halten, daß er es vorgezogen hat,
nicht weiter als ein paar Meilen von Undershaw zu übersiedeln – aber solange er
in Reichweite ist und auch wirklich Powick und deinen Förster oft aufsucht,
werden sich deine Leute nicht Conways Frau unterordnen. Ich kann das unmöglich
für richtig halten und habe außerdem den Verdacht, daß sie es sich angewöhnen,
sich bei jeder kleinen Schwierigkeit an Aubrey zu wenden.»
    «Ich möchte wissen, was er ihnen
wohl für Ratschläge gibt?» sagte sie. «Man weiß das nie bei Aubrey! Er kann
durchaus sehr gut raten – wenn er gerade zufällig in einer liebenswürdigen Stimmung
ist!»
    «Er sollte überhaupt keine
Ratschläge geben. Und wieviel Grund er auch hat, sich Lord Damerel verpflichtet
zu fühlen, sollte er nicht unter seinem Dach leben. Ich leugne die Gutmütigkeit
Seiner Lordschaft nicht, aber seinen Einfluß muß ich für höchst unerwünscht
halten, besonders auf Aubrey. Er ist ein Mann von geringer Moral, und seine
Geisteshaltung macht ihn zu einem höchst unpassenden Gefährten für einen
Burschen in Aubreys Alter und von seiner Veranlagung.»
    Sie mußte die Empörung
niederkämpfen, die in ihr aufschäumte, aber es gelang ihr, mit erträglicher
Fassung zu sagen: «Du irrst, wenn du dir einbildest, daß Aubrey in Gefahr ist,
durch seine Freundschaft mit Damerel verdorben zu werden. Damerel würde nicht
einmal im Traum an so etwas denken wie du, selbst wenn das möglich wäre – was
ich sehr bezweifle. Aubrey ist nicht so leicht zu beeinflussen!»
    Er lächelte bewußt überlegen und
sagte: «Ich fürchte, das ist eine Sache, die ich, wenn du erlaubst, besser
beurteilen kann als du, Venetia. Aber wir wollen nicht darüber streiten – ja,
ich würde es bedauern, mit dir überhaupt ein Thema zu diskutieren, das nicht nur über das weibliche
Verständnis hinausgeht, sondern von dem man auch nicht wünschen möchte, daß es
von Frauen verstanden wird!»
    «Dann war es sehr unklug von dir, es
überhaupt zu erwähnen!»
    Er antwortete darauf nur mit einer
leicht ironischen Verbeugung und begann sofort von etwas anderem zu sprechen.
Sie war froh, daß soeben ihre Tante zurückkam und ihr damit eine Gelegenheit
zur Flucht gab, die sie sofort ergriff, indem sie sagte, sie hätte noch vor dem
Dinner einen Brief fertigzuschreiben und müsse sich daher von ihrem Besucher
verabschieden.
    Sie hatte nicht entdecken können,
wie lange er in London zu bleiben gedachte, aber nach der ausweichenden Art
seiner Antwort auf diese Frage zu schließen, fürchtete sie, daß er einen Besuch
von unbestimmter Dauer in Betracht zog. Wie sie seine Gesellschaft geduldig
ertragen sollte, oder wie ihn überzeugen, daß er sich auf einer nutzlosen
Mission befand, waren Probleme, die durch Mrs. Hendreds wohlgemeinte
Bemühungen, seine Werbung zu fördern, nicht leichter zu lösen waren.
    Venetia entdeckte bald, daß er in
der Zeit, die er allein mit ihrer Tante verbrachte, einen ausgezeichneten
Eindruck auf sie gemacht hatte. Ihrer Ansicht nach war er genau aus dem Stoff
gemacht, aus dem gute Gatten entstanden, denn er war freundlich, verläßlich,
von recht guter gesellschaftlicher Stellung und lebte in behaglichen
Verhältnissen. Es war ihm gelungen, die Tante zu überzeugen, daß seine
Saumseligkeit, Venetia zu ihrem Jawort zu bringen, nicht einem Mangel an Eifer,
sondern der Sauberkeit seiner Grundsätze zuzuschreiben war. Mrs. Hendred, die
selbst eine Prinzipienreiterin war, verstand seine Geduld vollkommen und ehrte
ihn dafür. Er setzte sich in ihrer Vorstellung rapid als die Verkörperung
selbstloser Hingabe fest, und sie hielt alles für sehr nobel und rührend und
sparte keine Mühe, diese Dienste Jakobs um Rebekka zu einem glücklichen Ende zu
bringen. Sie förderte seine Pläne zu Venetias Unterhaltung und Belehrung, bezog
ihn in ihre eigenen Pläne ein und lud ihn so oft zu dem ein, was sie etwas
ungenau «ein Häppchen» nannte, daß Venetia gezwungen war, Einspruch zu erheben
und ihr zu enthüllen, daß sie weit davon entfernt sei, ihre Absichten, ein
eigenes Haus zu führen, aufgegeben zu haben, sondern im Gegenteil darin nur
bestärkt war und schon ein Haus in Hans Town besichtigt hatte, das sie

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