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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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stand schnell auf und sagte: «Verzeihung – ich bitte Sie sehr,
entschuldigen Sie mich! Es gibt Umstände – ich kann es Ihnen nicht erklären,
aber ich bitte Sie, Ma'am, sprechen Sie nicht weiter! Glauben Sie mir nur, daß
ich mir bewußt bin, was die – die Nachteile des Kurses sein müssen, den
einzuschlagen ich mich entschlossen habe! So unerfahren bin ich nicht, daß ...»
Die Stimme versagte ihr; sie drehte sich um und ging schnell zur Tür.
    Das Geräusch eines krampfhaften
Schluchzens ließ sie stehenbleiben und sich bestürzt umdrehen; sie sah, daß
ihre Tante in Tränen ausgebrochen war.
    Mrs. Hendred mochte es gar nicht,
daß die Menschen in ihrer Umgebung unglücklich waren. Selbst der Anblick eines
Stubenmädchens, das vor Zahnweh weinte, bedrückte sie, denn für Elend gab es in
ihrem gemütlichen Dasein keinen Platz. Und wenn sie es doch zur Kenntnis nehmen
mußte, verdunkelte es den warmen Sonnenschein, in dem sie sich sonnte, und
zerstörte ganz und gar ihren Glauben an eine Welt, in der jeder zufrieden und
wohlhabend und vergnügt war. Was sie in Venetias Gesicht erblickt hatte, hatte
sie völlig überwältigt, und da sie ihre Nichte sehr liebgewonnen hatte, griff
es ihr wirklich ans Herz. Ihre hübschen Züge waren ganz verknittert, Tränen
rollten ihr über die Wangen, und sie brachte nur in einer Art sanften Gejammers
heraus: «Oh, mein liebes Kind, bitte, bitte, schau doch nicht so drein! Ich
kann es nicht ertragen, dich so verzweifelt zu sehen! O Venetia, du darfst es
dir nicht so zu Herzen nehmen, wirklich, das darfst du nicht! Es macht mich so
gräßlich traurig, denn du tust mir ja so aufrichtig leid, aber es wäre nicht
gegangen, wirklich, es wäre einfach nicht gegangen!»
    Venetia war besorgt auf sie
zugegangen, aber bei diesen Worten blieb sie stehen und wurde steif. «Was wäre
wirklich nicht gegangen?» fragte sie und blickte Mrs. Hendred derart zwingend
an, daß es der armen Lady den Rest gab.
    «Jener Mensch! Oh, frag mich nicht!
Ich wollte nicht – nur wenn ich dich derart bekümmert sehe, wie kann ich dir
denn helfen, als daß ich – oh, meine liebe Venetia, ich ertrage es nicht, daß
du meinen könntest, ich fühle nicht mit dir, denn ich kann mich ganz genau in
deine Gefühle versetzen! Oh, Liebe, es erinnert mich alles wieder an damals,
aber ich versichere dir, ich habe auch schon seit Jahren nicht mehr an ihn
gedacht, was nur zeigt, wie bald auch du vergessen wirst und wieder wirklich
glücklich sein wirst!»
    Sehr blaß geworden, sagte Venetia:
«Ich weiß nicht, wieso Sie das wissen können – aber was Sie gesagt haben, kann
ich einfach nicht mißverstanden haben! Sie sprechen von Damerel, nicht wahr,
Ma'am?»
    Mrs. Hendreds Tränen flossen
schneller. Vergeblich tupfte sie an ihren Augen herum. «O Gott, ich hätte es
nie sagen sollen – dein Onkel wäre so bös!»
    «Wer hat Ihnen gesagt,` Ma'am, daß
Damerel und ich – einander kennen?»
    «Ich flehe dich an, frag mich
nicht!» bat Mrs. Hendred. «Ich hätte es nicht erwähnen sollen – dein Onkel hat
es mir besonders eingeschärft – oh, ich glaube, ich bekomme einen meiner Krampfanfälle!»
    «Wenn Ihnen mein Onkel aufgetragen
hat, nichts zu sagen, will ich Sie natürlich nicht dazu drängen, sondern will
mich statt dessen an ihn wenden», sagte Venetia. «Ich bin froh, daß ich rechtzeitig
davon erfuhr, daß ich mit ihm sprechen kann, bevor er noch ins Berkshire
abfährt. Ich glaube, er hat das Haus noch nicht verlassen. Entschuldigen Sie
mich, Tante! Ich muß ihn sofort aufsuchen, sonst ist es zu spät!»
    «Venetia, nicht!» Die Tante
kreischte es fast. «Ich flehe dich an – außerdem würde es nichts nützen, und es
ist alles so unbehaglich, wenn ihm etwas mißfällt! Venetia, es war Lady Denny,
aber versprich mir, daß du deinem Onkel kein Wort davon sagst!»
    «Wenn Sie mir gegenüber aufrichtig
sind, wüßte ich nicht, warum ich ihm etwas sagen sollte. Weinen Sie nicht!
Lady Denny. Ach so. Ich verstehe. Hat sie Ihnen geschrieben?»
    «Ja, obwohl ich sie nie im Leben
kennengelernt habe, denn ich habe noch vor Sir John geheiratet, aber es war ein
sehr anständiger Brief und zeigte, daß sie eine Frau von ausgezeichnetem Feingefühl
ist, sagte dein Onkel. Obwohl es sehr bestürzend war und mich derart aufregte,
daß ich an dem Tag kaum einen Bissen zu mir nehmen konnte, weil ich darüber
nachdenken mußte, denn, weißt du, meine Liebe – dieser Damerel ...! Nicht, daß
du es überhaupt wissen konntest,

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