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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Antrag wirklich ernstlich zurückwies. Er schien von ihrer
barschen Rede durchaus nicht aus der Fassung gebracht zu sein, sondern vielmehr
beschlossen zu haben, ihr nachzugeben, und machte sich daher eine Haltung
gütiger Nachsicht zu eigen, wie das ein gutmütiger Mann einem verzogenen Kind
gegenüber tun mochte. Er konnte sich nicht zurückhalten, sie ein bißchen zu
schelten, weil sie von Undershaw weggefahren war, ohne ihn von ihrer Absicht
zu unterrichten – er hatte die Neuigkeit von seiner Mutter gehört, die sie
ihrerseits von Lady Denny hatte, und es war wirklich ein ernster Schock für ihn
gewesen. Er verzieh ihr jedoch und wollte sie nicht ernstlich schelten, denn
niemand konnte besser als er erraten, wie verwirrt sie gewesen sein mußte. Das
führte ihn dazu, sich über Conways Verheiratung kritisch zu verbreiten, und
über dieses Thema sprach er mit ziemlich viel richtigem Empfinden und in einer
unverblümteren Ausdrucksweise, als sonst seine Gewohnheit war, wenn er mit
Venetia über ihren älteren Bruder sprach. Er gestand, daß er eine bessere
Meinung von Conway gehabt habe; und er drückte sich bei der Erörterung der
Angelegenheit so vernünftig aus, daß er bei Venetia wieder Gnade fand. Er
hatte es für richtig befunden, mit seiner Mutter Lady Lanyon einen Besuch
abzustatten; sie waren nicht länger als zwanzig Minuten geblieben, aber auch
die Hälfte der Zeit hätte genügt, ihm eine ziemlich klare Vorstellung von Mrs.
Scorriers Charakter zu geben. Sie war eine unerträgliche Person! An Charlotte
fand er nichts Schlechtes, aber es hatte ihm einen Stich versetzt, als er sehen
mußte, daß ein solches Nichts von Mädchen an Venetias Stelle als Herrin von
Undershaw gerückt war. Charlotte tat ihm leid. Er hatte den Eindruck gewonnen,
daß ihre Lage nicht behaglich war. Und als Mrs. Scorrier anfing, von Aubreys
Übersiedlung in die Priory zu sprechen, und dies natürlich seiner – und nicht
ihrer – Eifersucht zuschrieb und versuchte, die Besucher zu überzeugen, daß sie
jedenfalls alles getan hatte, um ihn zu versöhnen, hatte Charlotte
dreingeschaut, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Ein
kleinmütiges Frauenzimmer! Er jedenfalls sah nichts an ihr, was zu bewundern
wäre – Conway hätte besser daran getan, Clara Denny treu zu bleiben.
    «Die arme Clara! Wenn sie nur so
weit käme, einzusehen, wie gut sie bei dem Handel abgeschnitten hat!»
    Er sagte ernst: «Ich bilde mir ein,
sie erkennt zum Teil, daß sie sich in Conway geirrt hat, aber es ist noch zu
früh für sie, einen Trost aus der Erkenntnis zu gewinnen, daß er ihrer unwürdig
war. Sie tut mir aufrichtig leid – das Bewußtsein ihrer eigenen Schuld bedrückt
sie sehr, aber sie beträgt sich mit großer Würde und großem Mut. Ich hatte ein
kleines Gespräch mit ihr und hoffe, daß ich ihre Gedanken in eine tröstlichere
Richtung lenkte. Das Thema wird in Ebbersley nicht erwähnt, und gerade dieser
Umstand, weißt du, hat sie der Wohltat beraubt, die Angelegenheit vernünftiger
zu überlegen. Man würde annehmen, daß Sir John ihr eine solche Ansicht hätte
beibringen sollen.»
    «Ich bin froh, daß du nett zu ihr
warst», sagte Venetia und unwillkürlich zuckte es um ihre Lippen. «Aber
erzähle mir, wie es in Undershaw geht! Kommen sie halbwegs miteinander aus? Ich
meine nicht Charlotte und Mrs. Scorrier, sondern unsere Leute!»
    «Erträglich gut, glaube ich, aber es
war nicht zu erwarten, daß sich deine Leute gegenüber Lady Lanyon günstig
einstellen würden, wenn ihre Ankunft deinen Auszug bedeutete. Soviel mir vor
einer Woche Powick gesagt hat, erraten sie, wie es sich wirklich verhält, und
nehmen es übel. Du kannst sicher sein, daß ich Powick natürlich nichts gesagt
habe, was solche Gefühle ermutigen könnte, aber ich konnte nicht umhin, zu
überlegen, als ich von ihm fortritt, wie sehr ich – obwohl unbeabsichtigt –
schuld an der ganzen peinlichen Sache bin.»
    «Du?» rief sie aus. «Mein lieber
Edward, was kannst du bloß damit meinen? Nur ein einziger Mensch ist daran
schuld, und das ist Conway! Du hast doch damit nichts zu tun gehabt!»
    «Ich habe nichts mit Conways Heirat
zu tun gehabt, auch hätte ich sie nicht verhindern können – das habe ich nicht
gemeint. Aber sein Verhalten hat mir gezeigt, daß die Skrupel, die es mir verbaten,
darauf zu bestehen, daß du nach dem Tod Sir Francis' unserer Heirat zustimmst,
eine unglückselige Situation zur Folge hatten. Wärst du bereits in

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