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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Mädchen
aufgezogen wurde, so daß mich jeder gut kennenlernen konnte? Nach alledem, was
von mir bekannt ist, könnte ich Mama im Charakter ebenso ähnlich sein wie
äußerlich!»
    «Genau das ist es, meine Liebe!»
bestätigte Mrs. Hendred und steckte den Stöpsel in ihr Riechfläschchen. «Das ist
es ja, warum ich dir ewig erzähle, daß du dich nicht genug vorsehen kannst, um
den Leuten nicht den leisesten Anlaß zu geben, zu sagen, du seist genau wie
sie! Nicht, daß ich deinem armen Papa im geringsten Vorwürfe machen könnte,
obwohl dein Onkel natürlich sein Äußerstes tat, um ihn zu überzeugen, daß er
damit den größten Fehler machte, denn er ist sehr dickköpfig und gibt überhaupt
nichts auf Klatsch. Aber Francis war immer solch ein Prinzipienreiter, der die
Grenzen nie überschritt und immer so stolz war! Er konnte es nicht ertragen,
derart gedemütigt zu werden, und man konnte sich wirklich nicht darüber
wundern, denn statt sich vor der Welt zu verstecken, wie man es von ihr hätte
annehmen müssen, hat Aurelia – deine Mama, meine ich, und wie ganz gräßlich,
daß man dir gegenüber derart über sie sprechen muß, aber ich habe wirklich das
Gefühl, liebes Kind, daß du die Wahrheit wissen sollst – nun, sie hat
entschieden in ganz London herumparadiert, obwohl sie natürlich nicht
empfangen wurde, und bedenke nur, wie entwürdigend für den armen Francis das
gewesen wäre! Kaum hat sie Sir Lambert geheiratet, und das Wunder ist, daß er
sie tatsächlich geheiratet hat, wo es doch ein offenes Geheimnis war, daß sie
seine Geliebte war und ihn außerdem ein Vermögen kostete! –, kaum heiratete er
sie, als sie auch schon überhaupt ausgesprochen unverschämt wurde! Nichts war
ihr gut genug, daß wir alle rot wurden und alles sie anstarrte. Sie pflegte
jeden Nachmittag einen Phaeton im Park zu kutschieren, mit vier cremefarbenen
Pferden, das Geschirr in Blau und Silber, das Sir Lambert angeblich von Astley
kaufte, ganz als wäre sie überhaupt nicht seine Frau, sondern etwas sehr
anderes!»
    «Heiliger Himmel!» sagte Venetia und
mit einem Meinen Gelächter. «Wie todschick von ihr! Ich sehe natürlich ein,
daß das bei Papa nie gegangen wäre. Der Arme! Der Allerletzte in der Welt, den
sie hätte nach ihrer Pfeife tanzen lassen können!»
    «Sehr richtig, meine Liebe, obwohl
ich sehr bitte, daß du dich keiner so ungehörigen Sprache bedienst! Aber du
siehst doch ein, wie peinlich das war? Und besonders, als die Zeit kam, daß du
debütieren solltest, worauf dein Onkel bestand, daß ich deinen Papa um die
Zustimmung bedrängen müsse. Und niemand kann sagen, daß ich mich nicht
angeboten hätte, dich bei Hof vorzustellen, aber als dein Papa es ablehnte –
nun, denke bloß, was für eine Katastrophe das für mich gewesen wäre, denn sie
lebten damals in der Brook Street – die Steeples, meine ich –, und Aurelia war
immer so kapriziös, daß nur der Himmel weiß, was sie sich nicht alles in den
Kopf gesetzt hätte, anzustellen! Sie hat doch sogar die Unverschämtheit gehabt,
dir heute abend mit der Hand zuzuwinken! Ich werde ewig dankbar dafür sein,
daß niemand da war, den ich kenne, der das gesehen hätte! O Himmel, was in
aller Welt hat die beiden nach England zurückgeführt, möchte ich wissen?»
    «Sie leben jetzt nicht hier, Ma'am?»
    «Nein, nein, schon seit Jahren
nicht, obwohl ich mir vorstelle, daß Sir Lambert immer wieder hie und da
herkommt, denn er hat einen sehr großen Besitz im Staffordshire. Ich glaube,
Aurelia bildete sich ein, weil sie den Prinzregenten bei sich zu Gast hatte,
und diese ganze Clique, würde die gute Gesellschaft sie wieder empfangen, aber
davon war natürlich keine Rede, und daher verkaufte Sir Lambert das Londoner
Haus – oh, schon vor sechs oder sieben Jahren –, und ich glaube, sie gingen
nach Lissabon oder so irgendwohin. Seit kurzem – seit dem Frieden, meine ich –
leben sie in Paris. Warum sie ausgerechnet in diesem Augenblick nach London
kommen müssen – dein Onkel weg von daheim – und ich weiß überhaupt nicht, was
da zu tun ist.»
    «Meine liebste Ma'am, nichts!» sagte
Venetia. «Selbst von meinem Onkel kann man nicht erwarten, daß er sie aus dem
Land vertreibt!» Sie stand auf und ging im Zimmer herum. «In meinem Kopf
wirbelt es nur so!» sagte sie und preßte die Hände an die Schläfen. «Wie ist es
nur möglich, daß ich nie auch nur darüber flüstern gehört habe? Sie müssen es
doch bestimmt gewußt haben ...? Jeder daheim –

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