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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Miss Poddemore, Nurse – die
Leute im Dorf!»
    «Dein Papa hat allen verboten, davon
zu sprechen, meine Liebe. Außerdem ist nicht anzunehmen, daß die in Undershaw
alles wußten, denn es wurde sehr geheimgehalten – da hat dein Onkel schon
darauf gesehen! –, und auf jeden Fall bin ich überzeugt, daß Miss Poddemore –
eine ganz ausgezeichnete Frau! – keiner Seele gegenüber je darüber den Mund
aufgemacht hätte!»
    «Nein. Noch Nurse, noch – aber die
Mädchen – nein, sie hatten alle eine solche Ehrfurcht vor Papa – sie hätten es
nicht gewagt, nehme ich an. Aber später, als ich erwachsen war ...»
    «Du vergißt, daß du seit Sir
Francis' Tod nur die Dennys und meine Mutter und mich gekannt hast», sagte
Edward. «Außerdem waren da schon mehrere Jahre vergangen. Ich sage nicht, daß
der Skandal vergessen worden sei, aber er war zu alt, als daß man im Yorkshire
länger daran gedacht hätte. Es war ganz unwahrlich, daß du ihn je erwähnen
hören würdest.»
    «Habe ich auch nie. Guter Gott,
warum konnte es mir nicht Papa erzählen? Von allen infamen – weiß es Conway?»
    «Ja, aber Conway ist ein Mann,
liebes Kind! Und natürlich mußte er es erfahren, als er nach Eton geschickt
wurde, aber Papa hat ihm verboten, je davon zu sprechen!»
    «Barbarisch! Absolut barbarisch!»
sagte Venetia. Sie sah Edward an. «Das also ist der Grund, warum mich Mrs.
Yardley nicht mag!» rief sie aus.
    Er hob die Hand. «Ich versichere
dir, meine liebe Venetia, da irrst du dich! Meine Mutter hat mir oft gesagt,
daß sie dich sehr gern mag. Daß sie eine Zeitlang die Verbindung nicht
wünschte, ist – ich weiß, du mußt mir da zustimmen – verständlich, denn ihre
Grundsätze sind sehr hoch, und alle Skandale sind ihr widerwärtig – wie sie es
ja auch wirklich jedem Menschen mit Anstand sein müssen.»
    «So wie
dir?» fragte sie.
    Er antwortete gewichtig: «Ich leugne
nicht, daß es nicht gerade das ist, was mir gefällt. Ja, ich habe mit mir
gekämpft, und versucht, eine Zuneigung zu überwinden, die ich mir meinem
Gefühl nach nie hätte erlauben sollen, überhaupt zu fassen. Aber es ging nicht.
Ich habe mich überzeugt, daß weder in deinem Charakter noch deinem Gemüt etwas
ist, das dich unwürdig gemacht hätte, die Nachfolge meiner lieben Mutter als
Herrin von Netherfold anzutreten. Du hast manchmal ein bißchen zuviel
Flatterhaftigkeit, wie ich dir hie und da andeuten mußte, an deiner Tugend
hingegen zweifle ich nicht.»
    «Edward, dieses Loblied – entweiht
mich geradezu!» sagte Venetia schwach, sank in einen Sessel und bedeckte die
Augen mit der Hand.
    «Du bist aus der Fassung geraten»,
sagte er gütig. «Es ist kein Wunder. Es war zu schmerzlich für dich, erfahren
zu müssen, was dir großen Kummer zufügen muß, aber
du darfst dich von ihm nicht allzu sehr bedrücken lassen.»
    «Ich werde mein Bestes tun, um nicht
glatt in Verzweiflung zu fallen», versprach Venetia mit schwankender Stimme.
«Vielleicht ist es jetzt besser, du gehst, Edward! Ich glaube nicht, daß ich
noch weiter darüber sprechen kann, ohne hysterisch zu werden!»
    «Ja, es ist sehr natürlich, daß du
allein zu sein wünschst, um über alles nachzudenken, was du gehört hast. Ich
werde dich denn verlassen, und in guten Händen», fügte er hinzu und verneigte
sich leicht vor Mrs. Hendred. «Eines jedoch, was mir soeben einfällt, will ich
noch sagen, bevor ich gehe. Es könnte sein, daß – äh – Lady Steeple versuchen
wird, dich zu sprechen. Du wirst natürlich einem solchen Ansuchen nicht
stattgeben, aber falls sie dir eine Botschaft sendet, antworte nicht darauf,
bevor du mich nicht wieder gesehen hast. Es wird zwar eine peinliche
Angelegenheit werden, aber ich werde sie mir sorgfältig überlegen und zweifle
nicht daran, daß ich bis morgen imstande bin, dich zu beraten, in welche
Formulierungen du deine Antwort kleiden sollst. Nun, glauben Sie ja nicht, Sie
müßten nach Ihrem Butler läuten, um mich hinauszubringen, Ma'am, ich bitte
sehr! Ich kenne mich aus!»
    Daraufhin drückte er seiner
Gastgeberin die Hand, klopfte Venetia aufmunternd auf die Schulter und begab
sich von hinnen. Mrs. Hendred sagte leicht beleidigt: «Na, wenn dich jemand beraten
soll, wie du Aurelia zu antworten hast, hätte ich gedacht – aber ich bin
überzeugt, er hat es nett gemeint. Armes Kind, du bist ganz außer dir! Ich
wünschte zum Himmel ...»
    «Ich bin völlig aufgelöst!» gab
Venetia zurück, ließ die Hand fallen und zeigte ihrer

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