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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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es wäre, wenn du dich als ein ehrenwerter
verheirateter Mann niederließest, bevor du noch eine Menge Abenteuer gehabt
hast!»
    In diesem Licht hatte er die Sache
noch nie betrachtet, und unwillkürlich war er insgeheim ziemlich betroffen.
Aber es war ihm mit seiner ersten Liebe zu ernst, als daß er ihre vernünftige
Bemerkung zur Kenntnis genommen hätte. «Ich verlange kein größeres Glück, als
dich zu gewinnen!» versicherte er ihr.
    Ihre Lippen zitterten
unwiderstehlich, aber es gelang ihr, das Lachen zurückzuhalten. Nur wenn man
sehr grausam ist, lacht man über einen Jungen, der im Netz seiner ersten Liebe
zappelt. Sie sagte: «Nun, es ist äußerst freundlich von dir, Oswald, und ich
bin wirklich geschmeichelt, selbst wenn ich deine Gefühle nicht erwidern kann.
Ich bitte dich, sprich nicht mehr darüber! Erzähl mir, geht es Lady Denny gut?
Und deinen Schwestern?»
    Er ignorierte das und sagte düster:
«Ich will nicht mehr sagen, als daß ich dich bitte, zu glauben, daß ich dir
unveränderlich ergeben bin. Ich bin freilich nicht zu diesem Zweck gekommen,
sondern um dir zu sagen, daß du auf mich zählen kannst. Ich jedenfalls bin
kein überheblicher Mensch wie Yardley! Ich jedenfalls fürchte mich nicht, mich
gegen die Etikette zu benehmen – ja, mir liegt sogar nicht ein Pfifferling an
dem Zeug, aber schließlich habe ich ja mehr von der Welt gesehen als ...»
    «Oswald, wovon redest du denn
eigentlich?» unterbrach ihn Venetia. «Wenn es Edward ist, der dich in diese
Wut gebracht hat ...»
    «Dieser weibische Kerl!» würgte er
mit gräßlicher Verachtung hervor. «Der soll sich um seine Rüben und sein Vieh
kümmern – das ist ohnehin alles, wozu er taugt!»
    «Nun, du mußt zugeben, daß er dazu
sehr gut taugt!» sagte Venetia vernünftig. «Ich muß sagen, sein Boden ist
fruchtbarer als irgendein anderer weit und breit. Selbst Powick, weißt du,
verachtet seinen Rat nicht, wenn es um etwas Landwirtschaftliches geht.»
    «Ich bin nicht gekommen, um über
Yardley zu reden!» sagte Oswald. «Ich habe bloß erwähnt – nun, ist ja egal!
Venetia, wenn dieser Kerl dich zu beleidigen wagt, schick mir nur Nachricht!»
    «Nein, Edward soll mich – o guter
Gott, meinst du Damerel? Du alberner Mensch, geh heim und versuche, ob
vielleicht du dich für Rüben oder Vieh interessieren
kannst oder irgend etwas, das dir Spaß macht, solange es nicht ich bin! Lord
Damerel ist unser sehr guter Freund, und es ärgert mich sehr, wenn ich dich in
dieser dummen Art von ihm sprechen höre.»
    «Du bist zu unschuldig, zu göttlich
rein, um imstande zu sein, die Gedanken eines Mannes seiner Sorte zu lesen»,
sagte er ihr mit finsterer Stirn. «Er kann vielleicht Yardley täuschen, aber
ich habe augenblicklich erkannt, was er ist, als ich ihn erblickte! Ein Lebemann!
Es ist eine – eine Entheiligung, wenn man daran denkt, daß er auch nur deine
Hand berührt! Als ich sah, wie er dich angeschaut hat – bei Gott, ich war
drauf und dran, ihm ins Gesicht zu schlagen!»
    Darüber mußte sie einfach lachen.
«Ich wünschte, ich könnte es sehen, wenn du das versuchst! Nein, nein, keine
Beteuerungen mehr! Weißt du, was du gesagt hast, ist schon mehr als genug! Ja,
es ist sogar höchst ungehörig! Lord Damerel ist ein Gentleman, und wenn er es
nicht wäre, dann bin ich nicht so unschuldig, daß ich nicht sehr gut imstande
bin, auf mich achtzugeben. Außerdem ist das alles Schwulst! Dein Papa würde
sagen, daß du schon wieder den Tragischen mimst, und genau das tust du
wirklich! Wenn du unbedingt theatralisch sein willst, ist das ganz deine
Sache, aber nicht auf meine Kosten. Lebewohl! Richte, bitte, Lady Denny alles
Liebe von mir aus und sag ihr, Aubrey gehe es so gut, daß ich hoffe, Dr.
Bentworth wird mir, wenn er ihn das nächste Mal besucht, erlauben, ihn
heimzunehmen.»
    Mit diesen aufmunternden Worten
nickte sie ihm zum Abschied zu und ging in die Bibliothek zurück, bevor er noch
eine angemessene Antwort zu formulieren imstande war.
    Er ritt heim nach Ebbersley, eine
Beute gemischter Gefühle. Seine Selbstachtung war durch Venetias Abschiedsrede
derart verwundet, daß er sich zumindest eine Meile lang mit ausführlichen
Plänen beschäftigte, auf seine Lehenstreue zu verzichten, der Gesellschaft
ihres Geschlechts abzuschwören oder sie vielleicht in einer sehr zynischen Art zu
kultivieren, indem er dessen Angehörige zu dem Versuch veranlaßte, durch jede
ihnen bekannte List zu entdekken, welch dunkles Geheimnis

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