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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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ist eine Eilkutsche», sagte der Kutscher beleidigt. «Und das ist eine gute
Leistung. Wo ist Ihr Gepäck, Mademoiselle?»
    Als Miss
Challoner gestand, sie hätte keines, hielt er sie offensichtlich für einen
sehr seltsamen Passagier, ließ aber trotzdem das Trittbrett für sie herunter
und nahm das Geld in Empfang, das sie ihm gab.
    Gleich
darauf knallte seine Peitsche, und die Kutsche begann träge über das
Kopfsteinpflaster zu holpern. Miss Challoner seufzte vor Erleichterung tief
auf und zwängte sich in eine Lücke zwischen einem nach Knoblauch riechenden
Bauern und einer sehr fetten Frau, die ein Kind auf dem Schoß hielt.

17
    Als die Herzogin von Avon den Salon
betrat, war Vidal rasch auf sie zugegangen und hatte sie in die Arme
geschlossen, doch bei ihrer Begrüßung ließ er sie los, und der erfreute
Ausdruck verschwand von seinem Gesicht, um jenem finsteren Stirnrunzeln Platz
zu machen, das sie an ihrem Sohn nur ganz selten zu sehen bekam. Er trat ein
paar Schritte von Léonie zurück und warf Lord Rupert einen unheilverkündenden
Blick zu. «Warum hast du meine Mutter hierhergebracht?» sagte er. «Kannst du
dich nicht aus meinen Angelegenheiten heraushalten, verdammt noch mal?»
    «Nur ruhig
und keine Bange!» antwortete Rupert. «Glaubst du vielleicht, ich bin durch
ganz Frankreich gehetzt, nur um das Vergnügen zu haben, dich zu sehen?
Hergebracht? Daß ich nicht lache! Auf den Knien habe ich sie angefleht, wieder
heimzufahren, und das von Anfang an! Du meine Güte, ist das nicht der junge
Comyn?» Er hob sein Monokel. «Was zum Teufel tun denn Sie hier?»
    Léonie
legte Vidal die Hand auf den Arm. «Es hat keinen Sinn, wenn du dich aufregst, mon
enfant. Du hast dich diesmal schwer versündigt. Wo ist dieses Mädchen?»
    «Wenn Sie
von der Dame sprechen, die Miss Challoner war», antwortete Vidal eisig, «so
ist sie in ihrem Zimmer.»
    «Die Miss
Challoner war?» sagte Léonie hastig. «Du hast sie geheiratet? Oh,
Dominique, nur das nicht!»
    «Sie haben
völlig recht, Madame. Nicht ich habe sie geheiratet, sondern Mr. Comyn»,
erwiderte Seine Lordschaft bitter.
    Diese
Eröffnung hatte auf die Herzogin eine völlig unerwartete Wirkung. Sie wandte
sich sofort Mr. Comyn zu, der soeben möglichst unauffällig wieder in seinen
Rock zu schlüpfen versuchte, und ergriff mit überströmender Herzlichkeit seine
Hände. «Voyons, ich bin wirklich sehr, sehr froh! Sie sind doch Mr.
Comyn? Ich hoffe, Sie werden ganz besonders glücklich, Monsieur. Ganz besonders
glücklich!»
    Juliana
stieß einen erstickten Schrei aus. «Wie kannst du nur so grausam sein, Tante
Léonie? Er ist mit mir verlobt!»
    «Verdammich,
wenn er mit dir verlobt ist, wieso bist du dann mit Vidal durchgebrannt?»
fragte Lord Rupert durchaus vernünftig. «Das stimmt ja gar nicht!» erklärte
Juliana.
    «Bitte, was
habe ich gesagt!» rief Ihre Gnaden triumphierend. «Wenn Comyn dich entführt
hat, warum hast du dann in deinem idiotischen kleinen Brief geschrieben, du
gingst mit Vidal?»
    «Aber Frederick
hat mich nicht entführt! Du verstehst das nicht, Onkel Rupert.»
    «Ja mit
wem, in drei Teufels Namen, bist du denn auf und davon?» sagte seine
Lordschaft.
    «Mit Vidal
– zumindest habe ich ihn begleitet, aber natürlich bin ich nicht mit ihm
durchgebrannt, wenn du das meinst. Ich hasse Vidal! Nicht um alles in der Welt
würde ich ihn heiraten!»
    «Nein,
meine Liebe, da hättest du auch nicht die geringste Chance», warf der Marquis
ein.
    Léonie gab
endlich Mr. Comyns Hände frei, die sie die ganze Zeit über voll Wärme gedrückt
hatte. «Streitet euch nicht, mes enfants. Ich finde das alles reichlich
verworren. Will nicht einer von euch die Güte haben, mich aufzuklären?
    «Ach, die
sind doch verrückt, einer wie der andere», sagte Rupert mit Überzeugung. Er
hatte wieder sein Monokel gehoben und musterte prüfend den Aufzug seines
Neffen. «Sieh mal einer an! Der Junge hält's doch keine Woche aus, ohne sich
auf einen Radau einzulassen! Degen, wie? Meinetwegen – immerhin noch besser als
deine barbarischen Pistolenscharmützel, aber warum zum Kuckuck mußt du dich
eigentlich dauernd schlagen? Wo ist die Leiche?»
    «Das ist im
Moment nicht wichtig!» unterbrach ihn Léonie ungeduldig. «Ich verlange jetzt
sofort eine Erklärung!» Sie wandte sich ein zweites Mal an Mr. Comyn, dem es
inzwischen gelungen war, in seine Stiefel zu fahren, wodurch er sich etwas
sicherer fühlte. Sie schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln. «Mein Sohn

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