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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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eine Tür, stieß sie auf und trat in eine Art Vorratskammer.
    Der Wirt
versuchte inzwischen den beiden Neuankömmlingen begreiflich zu machen, daß
sich eine Menge Engländer in seinem Haus aufhielten,
die sich alle entweder duellierten oder an hysterischen Anfällen
litten. Miss Challoner hörte Lord Rupert sagen: «Was? Was ist das? Ein Duell?
Dann möchte ich wetten, daß Vidal hier sein Unwesen treibt! Dem
Himmel sei Dank, dann sind wir wenigstens nicht umsonst in dieses Nest gefahren,
wo sich die Füchse gute Nacht sagen, aber wenn Vidal in einer solchen Stimmung
ist, hältst du dich besser raus, Léonie!»
    Die Antwort
der Herzogin auf diesen Rat war der Befehl, sie augenblicklich
zu ihrem Sohn zu führen, worauf der Wirt, dem nun die Tatsache, daß so viele
verrückte Leute zur selben Zeit sein Haus heimsuchten, fast den Verstand
raubte, mit einer beredten Geste die Hände hochwarf und ihr den Weg in den
Privatsalon zeigte.
    Miss
Challoner spitzte die Ohren und hörte, wie Lord Vidal rief: «Donner und Doria,
meine Mutter! Rupert, du auch? Was zum Teufel führt denn euch hierher?»
    Lord Rupert
antwortete: «Bei meiner Seele, das ist stark!»
    Dann kam
die Stimme der Herzogin – verhängnisvoll klar und deutlich: «Dominique, wo ist
dieses Mädchen? Warum bist du mit Juliana durchgebrannt? Was hast du mit der
anderen gemacht, die ich übrigens schon unendlich verabscheue? Mon fils, du
mußt sie heiraten, und ich weiß nicht, was Monseigneur dazu sagen wird, ich
weiß nur eines – du hast mir nun doch noch das Herz gebrochen. Oh, Dominique,
ich will nicht, daß du dich an eine von der Sorte wegwirfst!»
    Miss
Challoner hatte genug verstanden. Sie schlüpfte aus ihrem Versteck und huschte
durch die Gaststube zur Treppe. In ihrem sonnigen Zimmer, das auf die Straße
hinaus lag, sank sie in einen Stuhl neben dem Fenster und sann verzweifelt
darüber nach, wie sie sich von hier fortstehlen könnte. Plötzlich kam ihr zu
Bewußtsein, daß sie weinte, und sie trocknete sich ärgerlich die Augen.
    Draußen
wurde die Equipage der Herzogin zu den Ställen gefahren, und eine riesige,
schwerfällige Kutsche mit einem Turm von Gepäck auf dem Dach stand unmittelbar
unter ihrem Fenster. Der Kutscher lehnte sich gerade vom Bock und sprach mit
einem dicken Herrn, der eine Reisetasche und einen warmen Mantel über dem Arm
trug. Miss Challoner sprang auf, betrachtete den Wagen genauer und lief hastig
zur Tür.
    Eines der
Zimmermädchen, dasselbe, das kürzlich an der Salontür gelauscht hatte,
überquerte soeben den oberen Treppenabsatz. Miss Challoner winkte sie heran
und fragte, was das für eine Kutsche sei, die vor dem Eingang hielt. Das
Mädchen starrte sie erstaunt an und sagte, sie glaube, es sei die diligence aus
Nizza.
    «Wohin
fährt sie?» fragte Miss Challoner, zitternd vor unterdrüccter Erregung.
    «Oh, nach
Paris, bien sûr, madame», antwortete das Mädchen und beobachtete
überrascht, wie Miss Challoner in ihr Zimmer zurückstürzte. Ein paar Sekunden
später tauchte sie wieder auf, einen Mantel flüchtig über die Schultern geworfen,
ihr Retikül mit ihren wenigen Habseligkeiten in der Hand, und lief die Treppe
hinunter.
    Sie eilte
durch die leere Gaststube zur Eingangstür. Der Kutscher hatte sich gerade auf
den Bock geschwungen, aber als Miss Challoner ihn anrief, stieg er wieder ab
und fragte sie sehr höflich nach ihren Wünschen.
    Sie wollte
einen Platz in der Kutsche. Er musterte sie mit einem abschätzenden Blick,
während er erklärte, das ließe sich machen, und erkundigte sich nach ihrem
Reiseziel.
    «Wieviel
Geld brauche ich für eine Fahrt nach Paris?» sagte Miss Challoner errötend.
    Er nannte
eine Summe, die eindeutig ihre begrenzten Mittel überstieg. Sie unterdrückte
ihren Stolz und sagte ihm, wieviel sie zur Verfügung hatte. Wie weit könne sie
damit kommen? Bis Pont-de-Moine, erwiderte der Mann nun ziemlich grob, eine
kleine Stadt ungefähr fünfundzwanzig Meilen von Dijon. Dann bliebe ihr noch
genug, um eine Unterkunft für die Nacht zu bezahlen. Sie dankte ihm, und da es
ihr im Moment völlig gleichgültig war, wohin sie fuhr, solange sie nur aus Dijon
fliehen konnte, erklärte sie, er solle sie bis Pont-de-Moine mitnehmen.
    «Wir kommen
noch vor zehn dort an», sagte der Kutscher, der anscheinend glaubte, ihr mit
dieser imponierend kurzen Zeit eine Freude zu machen.
    «Du lieber
Himmel, erst so spät?» rief Miss Challoner, entsetzt über ein solches
Schneckentempo.
    «Die diligence

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