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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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ist
augenblicklich sehr schlecht gelaunt, und Juliana traue ich keinen Funken
Vernunft zu – darf ich daher Sie bitten, mir zu erzählen, was geschehen ist?»
    Mr. Comyn
verbeugte sich. «Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu Diensten zu stehen, Madam. Das
war so – als Eure Gnaden hier erschienen, wollte ich seiner Lordschaft gerade
eine Mitteilung sehr privater Natur machen.»
    Vidal, der
zum Kamin hinübergegangen war und in die rote Glut starrte, hob den Kopf. «Was
haben Sie mir zu sagen?»
    «Mylord,
ich hätte Sie zwar lieber allein gesprochen, aber wenn Sie es wünschen ...»
    «Fangen Sie
schon an», antwortete Vidal kurz und versenkte sich wieder in den Anblick des
Feuers.
    Mr. Comyn
verbeugte sich noch einmal. «Wie es Ihnen beliebt, Sir. Zuerst muß ich Eure
Lordschaft davon in Kenntnis setzen, daß ich, als ich die Ehre hatte, im Haus
von Mme. de Charbonne in Paris Miss Challoners Bekanntschaft zu machen ...»
    Léonie
hatte sich mittlerweile in den Lehnstuhl gesetzt, sprang jetzt aber wieder auf. «Mon Dieu, die Freundin von Juliana! Warum habe ich die Zusammenhänge
nicht gleich erkannt!»
    «Weil du
niemandem zuhören wolltest, der auch nur ein Wort außer Dijon sagte», meinte
Rupert streng. «Und dabei fällt mir ein, Vidal: Warum zum Donnerwetter wolltest
du ausgerechnet hierher? Die ganze Zeit habe ich mir darüber den Kopf
zerbrochen, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich draufgekommen bin.»
    «Ich hatte
meine Gründe», antwortete Vidal schroff.
    «Das spielt
nicht die geringste Rolle», sagte Ihre Gnaden. «Aber es war sehr dumm von mir,
daß ich nicht sofort begriffen habe, daß Julianas Freundin natürlich diese
Mary Challoner sein mußte. Von dir war es übrigens auch dumm, Rupert. Ja, sogar
noch dümmer.»
    «Was? Ja
wie, zum Kuckuck, hätte ich denn ahnen sollen, daß Vidal seine ...» Er fing einen
wütenden Blick von seinem Neffen auf und verstummte erschrocken. «Oh, schon
gut!» sagte er «ich bin schon still.»
    «Ah, ihr
seid zu Tante Elisabeth gegangen?» rief Juliana. «Jetzt verstehe ich!»
    Mr. Comyn,
der vergebens gewartet hatte, daß man ihn nicht mehr unterbrach, sah nun, daß
er keine Rücksicht üben durfte, um in dieser redegewaltigen Familie zu Wort zu
kommen. Er räusperte sich und fuhr einfach laut und unbekümmert fort: «Wie ich
bereits sagte, Mylord, als ich die Ehre hatte, Miss Challoners nähere
Bekanntschaft zu machen, stand ich unter dem Eindruck, daß ihr nicht nur Eurer
Lordschaft Antrag keineswegs genehm war, sondern daß auch Sie selbst, Mylord,
sich gezwungen fühlten, die Dame einzig und allein zur Wahrung ihres guten
Rufes – was mich, wie ich zugeben muß, ehrlich überraschte – zu heiraten, ohne
dabei von irgendeinem zarteren Gefühl zu diesem Entschluß bewogen zu sein. Im
Sinne dieser meiner Überzeugung hatte ich daher, nachdem Miss Marling unsere
heimliche Verlobung löste, keinerlei Gewissensbisse, um Miss Challoners Hand
anzuhalten, da ich überdies glaubte, sie würde dieses Arrangement einer Heirat
mit Eurer Lordschaft bei weitem vorziehen.»
    Lord
Rupert, der dieser Rede in stummer Verzückung gelauscht hatte, sagte nun mit –
wie er dachte – zu einem Flüstern gedämpfter Stimme: «Wundervoll, nicht,
Léonie? Hab noch nie was Derartiges gehört. Und der Junge spricht immer so,
stell dir vor.»
    «Wirklich,
Frederick?» fragte Juliana bebend. «Und diese Heirat entsprach, wie ich wohl
richtig vermute, mehr deinem Geschmack als unsere Pläne?»
    «Madam»,
erwiderte Mr. Comyn, indem er sie fest anblickte, «als Sie mir erklärten, Sie
hätten keine Lust, jemanden zu heiraten, der Ihrer Welt so fremd ist wie ich,
war es mir ziemlich gleichgültig, an wen ich mich danach band. Miss Challoner
flößte mir tiefe Achtung ein, und darauf glaubte ich eine halbwegs glückliche
Ehe aufbauen zu können. Miss Challoner war so gütig, meinen Antrag anzunehmen,
und deshalb brachen wir sofort auf, um so schnell wie möglich diese Stadt zu
erreichen.»
    «Warten Sie
einen Moment!» unterbrach ihn Rupert lebhaft. «Warum Dijon? Sagen Sie mir
das!»
    «Sie
brauchen aber verflucht lange, um endlich zum Thema zu kommen», warf der
Marquis ungeduldig ein. «Fassen Sie sich gefälligst kürzer. Ich pfeife auf
Ihre Rhetorik!»
    «Ich will
mich bemühen, Mylord. Auf der Reise ...»
    «Zum
Henker, werde ich denn nie erfahren, warum Sie ausgerechnet nach Dijon
wollten?» sagte Rupert, am Rande der Verzweiflung.
    «Pst,
Rupert! Störe Mr. Comyn nicht!» ermahnte ihn

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