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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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das
stimmt», gab Sherry zu. «Es besteht also kein Grund, sich bis nach Weihnachten
wegen Jason aufzuregen, Sir. Was, zum Teufel, hast du aber wirklich hier zu
suchen, Jason? Wo ist Groombridge?»
    «In seiner
Höhle», erwiderte der Reitknecht unverzüglich. «Und schnarcht, daß der Verputz
von die Wände fällt.»
    «Betrunken?»
stieß Seine Lordschaft hervor. «Zum Teufel, ich dachte, er rührt keinen
Alkohol an! Wo ist Bootle?»
    «Ausgegangen.
Was denken Sie Ihnen eigentlich, Guv'nor, wenn Sie 'n Bedienten sagen, daß Sie
Ihnen schleichen? Die wer'n jetzt dämlich kieken, die blöden Hunde, wenn ich
ihnen sagen tue, Sie waren keine Minute nie nich weg. Weshalb haben Sie an die
Klingel gezogen?»
    «Das nenne
ich mir einen netten Stand der Dinge!» rief Seine Lordschaft zornig. «Bring
den Madeira aus dem Speisezimmer und zwei Gläser. Und höre, Jason, erzähl mir
ja nicht, daß du nicht weißt, in welcher Karaffe er ist, denn ich wette um
mein Leben, daß du ihn sehr genau kennst!»
    «Sie
gewinnen, Guv'nor, ich kenn ihn», sagte der Reitknecht würdevoll. «Ich kenn
sie, die feinen Schnäpse, aber jetzt passen Sie mal gut auf. Ich bin nie kein
Schnapstrinker gewesen, also sagen Sie ja nich, Sie haben mir jemals betrunken
gesehen, weil es 'ne Lüge wäre.»
    Mit dieser
Erklärung verließ er das Zimmer und kehrte einige Minuten später zurück: in
einer Hand trug er die Karaffe, in der andern zwei Weingläser, die er ohne
weitere Umstände einfach auf den Tisch stellte. Hierauf zog er sich zurück,
drehte sich aber unter der Tür nochmals um und setzte den Honourable Prosper
davon in Kenntnis, daß die Taschen seines Mantels außer der Schnupftabaksdose
noch verschiedene andere Dinge enthielten und daß er, wenn er nicht gänzlich
ausgesackelt werden wolle, gut daran täte, seinen Zaster sorgfältiger
unterzubringen.
    «Sherry, an
deiner Stelle würde ich diesen Spitzbuben hinauswerfen», sagte Prosper.
    «Ach, der
macht mir keine Sorgen», erwiderte Sherry und reichte ihm ein Glas Wein.
    «Nein! Denn
er stiehlt ja nicht dein Eigentum», widersprach Prosper. «Wenn ich an all die
Dinge denke, mit denen sich dieser Schurke schon davongemacht hat – doch ich
kam nicht hierher, um mich darüber mit dir zu unterhalten. Wenn du nicht sehr
vorsichtig bist, mein Junge, dann wirst du bald große Sorgen haben. Was, zum
Teufel, veranlaßte dich, das Haus Park Place 12 aufzusuchen?
Du Narr! Nur um ein Vermögen in französischem Hasard zu verspielen, was?»
    «Unsinn!»
sagte Sherry errötend.
    «So, das
ist also ein Unsinn? Man erzählte mir, man habe dich überall mit diesem
Burschen Revesby gesehen. Er führte dich wohl auch am Park Place ein?»
    «Und wenn
es so wäre?»
    «Dachte es
mir», sagte Prosper kopfnickend. Er nahm einen Schlock Wein und fügte sachlich
hinzu: «Habe den schweren Verdacht, daß sie die Würfel dort einseitig mit Blei
beschweren.»
    Sherry
starrte ihn an. «Das ist ein Blödsinn! Davon verstehen Sie nichts!»
    Prosper
lachte nachsichtig. «Wenn es einen Mann in London gibt, dem man zutrauen kann,
zu wissen, wann er es mit Falschspielern zu tun hat, dann bin ich es», sagte
er. «Du glaubst wohl, daß du schon alle Tricks kennst, was, Sherry? Nun, du
kennst sie nicht!» Er trank sein Glas aus und zog seinen massigen Körper hoch.
«Habe alles gesagt, was ich sagen wollte», knurrte er. «Weißt du, warum Revesby
im Watier nicht Mitglied wurde? Man hat ihn hinausballotiert!»
    Dieses
Gespräch ärgerte Sherry maßlos; und als Hero kaum zehn Minuten, nachdem er
seinen Onkel aus dem Haus begleitet hatte, bei ihm eintrat, erzählte er ihr
natürlich alles und ließ sich weitläufig über die Torheit von Leuten aus, die
es für möglich hielten, daß die Pechsträhne eines Menschen unbegrenzt anhalten
könne, worauf er noch verschiedene andere überraschende Ansichten über die
richtigen Maßnahmen zum besten gab, die zu treffen wären, wenn die Würfel
gegen einen fielen. Hero trank dies alles in sich ein; es kamen ihr nie Zweifel
daran, ob wirklich jedes Wort, das er sprach, unfehlbar war oder seine
wohlüberlegte Meinung ausdrückte; über die flüchtige Anspielung auf Mr. Stokes
Besuch zu Beginn der Woche war sie jedoch offensichtlich ein wenig bestürzt.
Kaum hatte sie aus Sherrys vernichtendem Bericht den Zweck von Mr. Stokes
Besuch erfahren, als sie sogleich den Entschluß faßte, zwei Balltoiletten,
einen Theatermantel und ein bezauberndes Promenadenkleid mit gerafften Ärmeln
und einem

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