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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Stuartkragen, das bestimmt war, gemeinsam mit einem spanischen, mit
Epauletten geschmückten Mantel aus feinstem orangefarbenem Merinostoff getragen
zu werden, dessen Saum überdies noch von einer weißen Samtbordüre
abgeschlossen wurde, dem Modesalon, der diese Wunderwerke geschaffen hatte,
wieder zurückzugeben. Als sie ihm dieses Opfer anbot, war Sherry über die Idee
entsetzt und verbot ihr, etwas Derartiges zu tun oder sich den Kopf über diese
Dinge zu zerbrechen. Darauf machte er einige kritische Bemerkungen über die
Haushaltsrechnungen, wunderte sich, daß sie nicht mehr davon verstand, und
erklärte, er zweifle nicht daran, daß Groombridge seinen besten Champagner
trinke. Hero nahm daraufhin allen Mut zusammen, um sich gegen die Beherrscherin
der Küchenregion aufzulehnen. Dabei war ihre Angst aber so deutlich
wahrzunehmen, daß Mrs. Groombridge sie mit offener Verachtung anblickte und
ihr in höchst unverschämter Weise antwortete. Das erwies sich jedoch als
schwerer Fehler, denn ihre Herrin verfügte über ziemliches Temperament. Die
Unterredung verlief demgemäß völlig unerwartet und endete mit dem
unvermittelten Abzug der Groombridges aus der Half Moon Street. Da der Herr des
Hauses an diesem Abend ein Junggesellendinner gab, war es nicht verwunderlich,
daß Bootle, Jason und der fette kleine Page ihre Herrin mit ebensoviel Respekt
wie Bestürzung betrachteten. Wie wenig die Cousine Jane auch Hero über die
Sitten und Gebräuche der vornehmen Welt unterrichtet haben mochte, so hatte
sie sich fraglos mit dem häuslichen Teil ihrer Erziehung eilige hend befaßt.
Lady Sheringham schickte ihren Pagen mit einem Billett zu Lady Kilby, in dem
sie sich entschuldigte, der am selben Abend statt findenden
Soirée nicht beiwohnen zu können; die erste Kammerfrau war niedergeschmettert,
als sie erfuhr, daß sie Mylady in der Küche zu helfen habe; Bootle beugte sich
dienstbereit der Anordnung, als Butler zu fungieren; und Hero drang in das
Bollwerk der Küchenregion ein, womit sie das Küchenmädchen dermaßen
erschreckte, daß diese eine Schüssel auf den Steinboden fallen ließ und für
den Rest des Abends nur noch von äußerst geringem Nutzen war. Doch auch dieses
Ereignis nahm man nicht wichtig, da Jason, nachdem er ihr empfohlen hatte,
endlich mit dem Heulen aufzuhören, Hero an ihrer Stelle seine Dienste anbot,
wobei er bloß die Bedingung stellte, seine Livree müsse von einem Bauchschützer
zugedeckt werden. Sobald die Anwesenden begriffen hatten, daß dieser elegante
Ausdruck eine euphemistische Bezeichnung für eine Schürze war, wurde das
gewünschte Kleidungsstück herbeigeschafft, worauf sich der Reitknecht am
Küchenherd als außerordentlich erfahren erwies.
    Als das
Dinner fast vorbei war, bemerkte der Viscount erst, daß er von seinem
Kammerdiener bedient wurde. Da die Gesellschaft aus Lord Wrotham, dem
Honourable Ferdy Fakenham und Mr. Ringwood bestand, zögerte er nicht, nach dem
Grund zu fragen, und weshalb man von der Vorschrift abgewichen sei. Er ließ die
etwas gewagte Vermutung fallen, daß Groombridge wahrscheinlich stockbetrunken
auf dem Boden der Vorratskammer liege. Bootle, der ein so informelles Betragen
tief mißbilligte, gab eine nichtssagende Antwort; aber Jason, der darauf gewartet
hatte, Bootle den nächsten Gang zu reichen, steckte seinen Kopf in das Zimmer
und verkündete, daß die beiden Groombridges im Laufschritt abgebraust wären und
daß die Missus das Dinner gekocht habe, und zwar in einem prima Stil.
    Nach Erhalt
dieser erstaunlichen Nachricht begab sich die ganze Gesellschaft in die Küche;
Sherry war vorausblickend genug, eine Karaffe mit Wein mitzunehmen und Ferdy
blieb ein wenig zurück, um seine Uhr samt Uhrkette in einer Vase auf dem
Kaminsims zu verstecken. Hero, wunderbar unbekümmert wegen etwaiger verwirrter
Locken, geröteter Wangen oder einem Schmutzfleck auf der Nase, hieß sie
herzlich willkommen. Sie tranken auf ihr Wohl, aßen alle Aprikosentörtchen
auf, die sie vorbereitet hatte, probierten den Inhalt aller Einmachtöpfe auf
der großen Anrichte und wunderten sich, daß sie nie zuvor auf den glücklichen
Gedanken gekommen waren, die Küche zu überfallen. Danach entführten sie Hero
in ihren Kreis und überließen es der Dienerschaft, das Geschirr abzuwaschen.
Bootle und die erste Kammerfrau wechselten vielsagende Blicke, das
Küchenmädchen zog sich mit einem schwachen hysterischen Anfall in die Spülküche
zurück, und Jason, der sich bequem an den

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