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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Grund
sein Taschentuch zuwirft?»
    «Du kennst
den Spielklub der Mrs. Capel in der Pall Mall?» fragte Ferdy.
    «Habe von
ihm gehört», erwiderte Mr. Ringwood. «Besteht lediglich aus Falschspielern und
Geprellten.»
    «Sherry
geht häufig hin.»
    «Tatsächlich?»
fragte Mr. Ringwood empört.
    Ferdy
nickte düster. «Spielt dort Rouge et Noir.»
    «Schlimm,
sehr schlimm!» sagte Mr. Ringwood. «Warum, zum Teufel, tut er das nur? Habe
nichts dagegen, wenn ein junger Mensch ein bißchen spielt: tue es selbst; aber
bei Sherry wird's zur verfluchten Gewohnheit. Wieso ist denn das über ihn
gekommen?»
    «Revesby»,
erwiderte Marmaduke kurz. Er drückte seinen Daumen auf den Tisch. «Hat Sherry
hier. Braucht bloß zu winken und Sherry läuft. Genauso wie bei Tallerton. Habe
es kommen sehen.»
    «Tallerton!»
rief Mr. Ringwood und starrte ihn an.
    Der ältere
Mr. Fakenham nickte bedeutungsvoll mit dem Kopf. «Gil, du weißt doch, was
Tallerton zugestoßen ist?»
    «Er
verunglückte auf der Jagd», erwiderte Mr. Ringwood langsam. «Schoß sich eine
Kugel durch den Kopf», sagte Marmaduke.
    «Ganz
richtig», unterstützte ihn Ferdy. «War völlig zusammengebrochen. Das Ganze
wurde natürlich vertuscht, aber die Tatsache bleibt bestehen. Ist sonnenklar.
Duke weiß es von Nat Tallerton. Wir können unmöglich
dulden, daß Sherry dasselbe zustößt. Zum Teufel, er ist doch unser Cousin!
Außerdem – es geht um Sherry! Versteht ihr?»
    «Sherry
würde das nie tun!» sagte Mr. Ringwood bestimmt.
    «Nein, weil
ihn Revesby bisher noch nicht fest genug in den Krallen hat», sagte Marmaduke.
    Mr.
Ringwood richtete sich auf. «Was sollen wir tun?» fragte er.
    «Können gar
nichts tun», erwiderte Marmaduke. «Wenn ihr Sherry nicht kennt – ich kenne ihn!
Wird nie Vernunft annehmen, und das einzige Mal, als ich versuchte, ihn zu
beeinflussen, ging er schnurstracks hin und machte genau das Gegenteil von dem,
was wir wollten.»
    «Das sieht
Sherry ähnlich», meinte Ferdy. «Eigensinnig: war schon als Kind so. War nicht
zu bändigen.»
    «Lady
Sheringham könnte es vielleicht gelingen, ihn zu bändigen», meinte Marmaduke.
    Mr. Ringwood
schüttelte den Kopf.
    «Sie ist
doch seine Frau», beharrte Marmaduke. «Möchte doch meinen, daß er auf sie
hören wird.»
    «O nein,
das tut er nicht», sagte Mr. Ringwood und betrachtete stirnrunzelnd sein Glas.
    «Das sehe
ich nicht ein. Reizendes kleines Ding! Und noch in dén Flitterwochen. Versteht
sich doch von selbst.»
    «Nein,
durchaus nicht», sagte Mr. Ringwood kurz. «Müssen uns etwas anderes
ausdenken.»
    «Stimmt»,
unterstützte ihn Ferdy. «Man muß ihm die Augen öffnen. Könnten ihm die Sache
von Tallerton erzählen.»
    «Er wird
sie dir nicht glauben. Werde dir etwas sagen, Ferdy: wir müssen darüber
nachdenken.»
    Sie dachten
– in ihren müßigen Augenblicken – noch immer über dieses Problem nach, als das
Schicksal bereits, völlig unerwartet, in diese Angelegenheit eingriff.

15
    Seit dem Abend, an dem Lord Wrotham Hero
an seiner Stelle auf den Ball im Almack-Club begleitet hatte, achtete Sherry
peinlich darauf, keinem uneigennützigen Gentleman Gelegenheit zu geben, seine
ritterlichen Tugenden zu entfalten. Wenn Hero eingeladen wurde, eine Gesellschaft
unter den Fittichen einer älteren Dame zu besuchen, so begrüßte er diesen
Umstand als Befreiung und ging frohgemut seinen eigenen Vergnügungen nach. Bot
sich aber keine Dame als Garde an, dann brachte er in wirklich netter Weise
ein Opfer auf dem Altar der Pflicht und ging dabei sogar so weit, jeden Versuch
Heros, ihn davon zu überzeugen, daß sie froh wäre, zu Hause bleiben zu können,
im Keime zu ersticken. Obwohl Seine Lordschaft sorglos sein mochte, war er
sich seines Egoismus durchaus nicht bewußt; er war während der vierundzwanzig Jahre
seines Daseins bloß nicht daran gewöhnt worden, an andere als seine eigenen
Wünsche zu denken. Er hätte es empörend gefunden, wenn seine Frau verurteilt
gewesen wäre, auf ein Vergnügen zu verzichten, das ihr unverkennbare Freude
bereitete, nur weil er es vorgezogen hätte, sich in ganz anderer Weise zu
amüsieren. Es stimmte vollkommen, daß er, als er sich in so leichtfertiger
Weise auf die Ehe einließ, nicht an die Verpflichtungen gedacht hatte, die
damit verbunden waren; und es stimmte auch, daß er Hero aufmerksam gemacht
hatte, er beabsichtige nicht, seine Gewohnheiten zu ändern, um sich ihren
Bedürfnissen anzupassen. Er hatte diese Ideen dem Benehmen

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