Georgette Heyer
Tisch setzte, verlangte von dem
Pagen, ihm panem und caseus herüberzuschmeißen. Der intelligente Bursche, der
sich schon monatelang
mit den verschiedensten Vokabeln aus Jasons unerschöpflichem Wortschatz
bereichert hatte, führte diesen Befehl sofort aus, indem er dem Reitknecht
große Stücke Brot und Käse abschnitt.
Am
folgenden Tag erbot sich Bootle, dessen Sinn für die ihm gebührende Stellung
keine Wiederholung der Ereignisse des vergangenen Abends duldete, ein
anständiges Ehepaar zu bringen und an Stelle von Groombridges zu installieren.
Wie durch Zauberei war sein eigener Cousin fast unmittelbar zur Stelle, dessen
Frau ebenfalls sogleich von der Küche Besitz ergriff. Es ergab sich keine
merkliche Veränderung in der Höhe der Haushaltsrechnungen, da aber Mrs.
Bradgate die Nieren genau so grillte, wie sie Sherry liebte, und zu allem, was
Hero sagte, immer lächelnd zustimmte und die Plünderungen Bradgates im Keller
zu diskret waren, um Aufmerksamkeit zu erregen, konnte sich das junge Paar nur
dazu gratulieren, daß es einen guten Tausch gemacht hatte.
Sherrys
persönliche Affären schienen sich ebenfalls zu bessern, da. seine Freunde
Revesby und Brockenhurst ihm geraten hatten, seine Gewohnheiten etwas zu
ändern. So begann er, anstatt seine Pechsträhne bei Watier weiterzuverfolgen,
wo man Hasard und Makao mit Einsätzen zwischen zehn Shilling und zweihundert
Pfund spielte, ein gemütliches kleines Etablissement in der Pall Mall zu
frequentieren, dem eine charmante Dame mit ausgezeichneter Haltung präsidierte
und wo Rouge et Noir und Roulett gespielt wurden. Sherry verbrachte verschiedene
erfolgreiche Abende in diesem Haus und begann sich der Hoffnung hinzugeben,
daß er sich bald wieder im Sattel befinden werde. Als sein Onkel von diesem
neuen Spielclub erfuhr, blickte er gen Himmel und erklärte, er wolle mit diesem
Jungen nichts mehr zu tun haben. Aber auch andere, außer Prosper Verelst und
Mr. Stoke, betrachteten Sherrys Spielexzesse mit Mißbilligung. Ferdy Fakenham,
der mit seinem Bruder und Mr. Ringwood im Hotel Limmer dinierte, sagte in der
Tat, daß dagegen etwas unternommen werden müsse, und er setzte hoffnungsvoll
hinzu, er glaube, daß es sehr günstig wäre, wenn Gil mit Sherry sprechen würde.
Mr. Ringwood lehnte dieses Amt mit großer Entschiedenheit ab, wobei er betonte,
daß nicht er Sherrys Cousin sei.
«Vielleicht
könnte ihm George einen Wink geben», sagte Ferdy einigermaßen unsicher. «Ich
selbst würde nicht viel auf das geben, was George sagt, aber vielleicht tut es
Sherry.»
«Wo ist
George?» fragte der Honourable Marmaduke. «Dachte, er würde heute abend mit uns
dinieren.»
Ferdy
seufzte. «Nein, er ist auf den Ball der Cowpers gegangen. Armer Kerl! Möchte
es ihm nicht gerne sagen, aber im Club werden die Odds immer kürzer: es gab
eine Zeit, in der du immer zehn zu eines dagegen wetten konntest, daß Severn
den Mut aufbringen wird, sich zu erklären, aber jetzt bietet einem niemand mehr
als bestenfalls pari, und ich wäre durchaus nicht überrascht, wenn die Wetten
gegen ihn stünden.»
«Ach was!»
sagte Marmaduke tiefgründig. «Wie stehen denn die Odds, daß die Milborne ihn
nicht nimmt?»
Ferdy
starrte ihn an. «Würdest keinen Abnehmer finden, Duke.»
«So, würde
ich nicht, Herr Besserwisser?» erwiderte sein weiser Bruder. «Dann laß dir von
mir sagen, daß dieser Bursche Revesby von den Eingeweihten ziemlich stark
bevorzugt wird. Sie behaupten, daß er das Rennen in den letzten Wochen gemacht
hat.»
«Das kann
nicht dein Ernst sein!» sagte Ferdy wie vom Donner gerührt.
«Ich selbst
habe für die Unvergleichliche nicht sehr viel übrig», sagte Mr. Ringwood, «ich
habe aber nie etwas Nachteiliges über das Mädchen gehört, und ich glaube auch
nicht daran. Sie würde ihn gar nicht nehmen.»
«Er ist
genau die Sorte komischer Käuze, die bei den Damen Anklang finden», sagte
Marmaduke.
Mr.
Ringwood dachte darüber nach und mußte dann zugeben, daß viel für die Ansicht
seines Freundes sprach. «Es ist mir schließlich völlig gleichgültig, wen sie
heiratet», sagte er und füllte neuerdings sein Glas. «Ich will nur sagen, es
ist tief bedauerlich, daß Sherry eine Vorliebe für diesen Burschen hat. Habe guten
Grund, anzunehmen, daß Revesby tief in Schulden steckt. Er ist schlimm genug,
wenn er seine wilden Streiche begeht, aber er ist verteufelt gefährlich, wenn
er im trockenen sitzt. Wüßte gern, ob er der Unvergleichlichen aus diesem
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