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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Sie sind mit mir verwandt und gehören
nicht zu denen, die über ihre Herrschaft tratschen.»
    «Ich bin
Ihnen sehr verbunden», sagte der Viscount mit einiger Anstrengung. «Sie wissen
nicht, ob Mylady eine Droschke rufen ließ – oder eine Sänfte?»
    «Nein,
Mylord. Aber wenn Eure Lordschaft wünscht, könnte ich diskrete Nachforschungen
anstellen.»
    «Bitte tun
Sie das.»
    «Sehr wohl,
Mylord. Wünscht Euer Lordschaft, Lord Wrotham zu empfangen, oder soll ich
Seiner Lordschaft sagen, daß Sie ausgegangen sind?»
    «Lord
Wrotham?»
    «Ja. Er
befindet sich unten, in Euer Lordschaft Bibliothek», sagte Bootle.
    «Ich werde
ihn empfangen», sagte Seine Lordschaft und schritt eilends aus dem Zimmer.
    Lord
Wrotham, geschmückt mit den vielbegehrten Insignien des exklusivsten
Fahrclubs, des F. H. C., stand in einem graubraunen Tuchmantel, auf den nicht
weniger als sechzehn Schulterkragen herabfielen, vor dem Kamin der Bibliothek
und stützte einen seiner gestiefelten Füße auf das Kamingitter. Ein Blick auf
das Gesicht des Viscount veranlaßte George, sofort, nachdem dieser den Raum
betreten hatte, das Wort zu ergreifen, bevor Sherry Zeit fand, mehr als seinen
Namen auszusprechen, denn seine blauen Augen hatten einen glänzenden, harten
Blick, der zwischen Hoffnung und Mißtrauen schwankte. «Hallo, Sherry», sagte
er. «Wann bist du in die Stadt zurückgekehrt? Dachte, du wärest noch in
Melton.»
    «Nein»,
sagte Sherry, «nein. George ...»
    Lord
Wrotham rückte das kolossale Bukett zurecht, das er in seinem Knopfloch trug.
«Ist Lady Sherry schon fertig, um mit mir auszufahren?» fragte er. «Bin im
Begriff, mit meinem Kabriolett nach Richmond zu gondeln. Probiere mein neues
Paar aus. Erstklassige Abstammung! Hast du das über Gil schon gehört?»
    «Gil ...»
sagte Sherry. «Was ist mit Gil?»
    George
lachte. «Ach, nur daß ihm sein alter Onkel endlich doch den Gefallen zu machen
scheint. Ist offenbar in ziemlich schlechter Verfassung. Gil ist eiligst nach
Herefordshire gefahren, um bei seinem Ableben dabei zu sein. Bei Gott, ich
wollte, ich hätte auch einen Onkel, der mir ein schönes Vermögen hinterläßt!»
    Sherry
starrte ihn düsteren Blicks an. «Weißt du das ganz bestimmt, George?» fragte
er.
    «Habe ihn
vor nicht ganz zwei Stunden zur Eilpost gebracht. Warum?» erwiderte George.
    «Ach,
nichts», sagte Sherry und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. «Ich dachte
nur – hatte gar keinen Grund.»
    Lord
Wrotham, dem es in steigendem Maße schwerfiel, dem Blick seines Freundes zu
begegnen, begann den Hochglanz eines seiner Stulpenstiefel eingehend zu
betrachten. Er hatte nicht erwartet, diesen Besuch genußreich zu finden, und er
war denn auch alles eher als erfreulich. Sherry sieht in der Tat abgehärmt aus,
dachte er; und hätte er Hero nicht versprochen, Sherry ihren Aufenthalt nicht
zu verraten, wäre er im höchsten Grade versucht gewesen, ihm die Wahrheit zu
sagen. Als er aber am frühen Morgen von der kleinen Gesellschaft in der Stratton
Street Abschied genommen, hatte er Hero sein Wort geben müssen, und er war
nicht der Mann, es zu brechen. Er hoffte, daß sich das Vertrauen, das er in
Mr. Ringwood setzte, nicht als schlecht angebracht erweisen würde, und sagte so
beiläufig, als es ihm gelingen mochte: «Hat das Kätzchen die Absicht, mit mir
zu fahren, Sherry?»
    Der
Viscount nahm sich zusammen. «Nein. Tatsache ist, daß sie sich nicht ganz wohl
fühlt. Bat mich, sie bei dir zu entschuldigen.»
    «Du lieber
Gott, hoffentlich doch nichts Ernstes, Sherry?»
    «Nein, nein
– wenigstens kann man jetzt noch nichts sagen. Weißt du, sie ist an das
Stadtleben nicht gewöhnt. Ich will – ich werde sie in ein bis zwei Tagen aufs
Land bringen. Benötigt Ruhe und Luftveränderung.»
    «Bin
aufrichtig betrübt, das zu hören. Du wirst mich zweifellos zum Teufel wünschen:
ich werde mich also sogleich wieder entfernen.»
    Sherry, für
gewöhnlich das gastfreundlichste Wesen, traf keine Anstalten, ihn
zurückzuhalten, aber er begleitete ihn bis an die Haustüre. Während er mit
George die Treppe hinabschritt, fragte er plötzlich: «George, wo ist mein
Cousin Ferdy?»
    «Gott, wie
soll ich das wissen?» erwiderte George, während er seine Handschuhe anzog.
«Sagte gestern abend, er ginge ins Hotel Long dinieren, folglich wird er höchstwahrscheinlich
mit Kopfschmerzen im Bett liegen. Du weißt ja, wie er ist!»
    «Er
dinierte im Long? Weißt du das bestimmt?»
    «Er hatte
ganz bestimmt eine

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