Georgette Heyer
alles auseinandersetzen,
und es war keine Rede von – aber so sind eben die Frauen!»
Mr.
Ringwood, der außerordentlich bedächtig eine Prise Schnupftabak nahm, sagte:
«Vor mir brauchst du deine dummen Streiche nicht zu beschönigen, Sherry. Die
Wahrheit ist meiner Meinung nach, daß du dich mit ihr wegen des Wettrennens
gestritten hast.»
«Gestritten?
Gil, weißt du, was sie tun wollte? Wenn es deine Frau gewesen wäre ... Ich war
wirklich sehr ärgerlich. Zum Teufel, jedermann wäre es an meiner Stelle
gewesen. Aber deshalb lag doch kein Grund vor, mir davonzulaufen, als wäre ich
ein verteufeltes Biest oder – oder – ich weiß, es war ebensosehr meine Schuld
wie die ihre, und das sagte ich ihr auch. Deshalb ist sie also nicht
davon! Ich sagte ihr, sie solle zu meiner Mutter fahren, aber davon wollte sie
nichts hören. Sagte irgendwelchen Schwulst, meine Mutter glaube, sie habe mein
Leben ruiniert – so ein Blödsinn!»
«Habe nicht
den Wunsch, etwas gegen deine Mutter zu sagen, Sherry, lieber Junge, aber
genau das hat sie gesagt.»
Sherry
starrte ihn an. «Das ist nicht möglich. Ich habe nie ein derartiges Wort
gehört.»
«Das glaube
ich gern», sagte Mr. Ringwood. «Es ist dennoch wahr, wenn du es auch nicht
gehört haben solltest. Dachte mir oft, daß du nicht genügend auf das achtest,
was sich unter deiner Nase abspielt. Bin nicht überrascht, daß das Kätzchen
nicht nach Sheringham Place gehen wollte. Glaube auch nicht, daß Lady
Sheringham sie bei sich gewollt hätte. Mein lieber Junge, wenn du es mir nicht
übelnimmst, möchte ich sagen, daß sie versucht hätte, das Kätzchen zu
tyrannisieren.»
Die Augen
des Viscount sprühten. «O nein, das hätte sie nicht!» sagte er. «Denn sie
hätte mit mir zu rechnen gehabt. Und wenn ich gesehen hätte, daß sie oder
jemand anderer mein Kätzchen tyrannisiert ...»
«Tatsache
ist, daß du gar nicht dort gewesen wärest, um es zu sehen», sagte Mr. Ringwood
trocken. «Nehme nicht an, daß du die Absicht hattest, dich in
Sheringham Place aufzuhalten, was?»
«Nein, aber
– aber natürlich wäre ich von Zeit zu Zeit hingefahren und ...» Er unterbrach
sich und sah – einigermaßen in Verteidigungsstellung – mürrisch vor sich hin.
«Du glaubst also, es war falsch, daß ich beschloß, das Kätzchen hinzubringen,
was? Weil du so viel davon verstehst!»
Mr.
Ringwood übersah diesen Zusatz und antwortete ehrlich: «Ja, das tue ich.»
«Aber, du
lieber Gott, was hätte ich sonst tun sollen?» brach Sherry los. «So wie es war,
konnten wir nicht weiterleben. Zum Teufel, wir waren nicht viel länger als
vier Monate verheiratet, aber wenn du nur die Hälfte der verrückten Dinge
wüßtest, die das Kätzchen angestellt hätte, wenn ich nicht bei der Hand gewesen
wäre, um sie daran zu hindern ...»
«Ah!»
unterbrach ihn Mr. Ringwood. «Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.
Sie hat nie verrückte Dinge getan, wenn du bei der Hand warst?»
«In drei
Teufels Namen, wie konnte ich denn immer bei der Hand sein? Hast du etwa
erwartet, ich würde mein ganzes Leben ändern, nur weil ich verheiratet bin?»
«Mein
lieber Junge, ich erwartete, du würdest so etwas wie ein Heim gründen. Ich
selbst habe für diese Idee nie viel übrig gehabt, deshalb bin ich auch ledig
geblieben. Mir scheint aber, daß ein Mann nicht in derselben Weise weiterleben
kann, wenn er sich einmal gebunden hat. Was beabsichtigst du jetzt zu tun?»
«Sie
ausfindig zu machen, natürlich! Ich glaubte bestimmt, sie wäre zu meiner Tante
Fakenham gefahren oder auch zu Lady Sefton, aber das hat sie nicht getan. Ich
erkläre dir, Gil, ich weiß nicht mehr aus noch ein. Dabei muß ich alle Leute
zum Narren halten und ihnen erzählen, sie wäre unpäßlich, um zu versuchen, den
Schaden wieder gutzumachen, den dieses infernalische Wettrennen verursacht hat.
Dazu kommt noch, daß ich nicht ahne, wo ich sie suchen soll – ja, und daß ich
gezwungen bin, weiterhin in diesem verdammten Haus zu wohnen – ich kann dir
verraten, es gibt Augenblicke, in denen ich dem Kätzchen den Hals umdrehen
könnte. Seit sie das Haus verlassen hat, bin ich nicht ein einziges Mal auf
der Jagd gewesen. Ich mußte durch ganz England brausen, um sie zu suchen; und
ich mache mir solche Sorgen, daß ich in der Nacht nicht schlafen kann. Zum
Kuckuck, sie ist nicht geeigneter, für sich selbst zu sorgen, als der
Kanarienvogel, den du ihr geschenkt hast. Und ich brauche dich nicht dazu, um
mir zu sagen, daß
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