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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Verabredung dort», sagte George der Wahrheit entsprechend.
    «Oh! Nun –
nein, das würde er nicht ...» Sherry brach ab und errötete. «Tatsache ist, daß
ich heute vormittag selbst höllische Kopfschmerzen habe.»
    Lord
Wrotham erwiderte etwas Teilnehmendes und verabschiedete sich. Sherry kehrte in
seine Bibliothek zurück und ließ sich nieder, um angestrengt nachzudenken. Als
Folge dieser konzentrierten Denkarbeit verbrachte er die schrecklichste Woche
seines Lebens. Seine Freunde, die täglich erwarteten, ihn in einer seiner
gewohnten Spielhöllen zu treffen, blickten sich vergebens nach ihm um. Denn
Seine Lordschaft befand sich nicht in London, sondern fuhr zuerst nach
Buckinghamshire, auf den Landsitz der Fakenhams, und nachher bis in den Norden
nach Lancashire, wo sich Croxteth Hall, der Landsitz des Earl von Sefton,
befand. Beide Landsitze erwiesen sich als Nieten. Dafür holten sowohl seine
Tante als auch Lady Sefton unerbittlich die ganze Geschichte aus ihm heraus,
worauf sie ihn, jede für sich, mit einer merkwürdig gleichartigen Vorlesung
über seinen Charakter beglückten. Lady Fakenham, die bedeutend aufrichtiger
sprach als Lady Sefton, erklärte ihm, er habe nur seine wohlverdiente Strafe
erhalten. Dann schickte sie ihn eiligst mit der äußerst deprimierenden
Erwähnung nach Lancashire, daß er, welches Unglück seiner kleinen Frau, die
jetzt der rauhen Welt einsam und verlassen preisgegeben war, auch zustoßen
mochte, dies lediglich seinem so verabscheuungswürdigen Egoismus zu verdanken
habe. Als er sich verabschiedet hatte (es bedurfte seiner ganzen guten
Erziehung, sich mit der üblichen Höflichkeit von seiner Tante zu
verabschieden), sagte Mylady gedankenvoll zu ihrem Gatten, diese Affäre könnte
ganz leicht dazu beitragen, um Anthony zum Manne heranreifen zu lassen.
    «Ja, aber
was, zum Teufel, kann aus diesem armen kleinen Geschöpfchen geworden sein?»
sagte Lord Fakenham, der an der möglichen Bekehrung Sherrys nicht besonders
interessiert war.
    «Das möchte
ich in der Tat auch gerne wissen. Ich wollte auch, sie wäre zu mir gekommen,
aber ohne Zweifel wird sie kaum daran denken, sich Sherrys Verwandten aufzudrängen.»
    Nachdem
Lady Sefton den unglücklichen Viscount so weit unterjocht hatte, daß er sich
in einem Zustand stummen Duldens befand – einem Zustand, in den sie ihren
Erstgeborenen, Mylord Molyneux, bei seltenen Gelegenheiten zu versetzen
vermochte –, wurde sie etwas milder gestimmt und ließ ihn den Schimmer zweier
Hoffnungsstrahlen erblicken. Sie hielt es für möglich, daß Hero in Kürze in
die Half Moon Street zurückkehren könnte; und sie erbot sich, alle
Mißhelligkeiten zu glätten, die wegen des geplanten Wettrennens in
einflußreichen Kreisen entstanden sein mochten.
    Der
Viscount kehrte nach London zurück. Das Haus in der Half Moon Street sah
unbewohnt aus, fast so, dachte er, als wäre jemand gestorben. Er hätte es gern
verlassen; als er aber alle Anstalten getroffen hatte, um es abzuschließen und
in seine Junggesellenwohnung zurückzukehren, besann er sich anders und
beschloß zu bleiben, da es Anlaß zu allerlei Tratsch und Spekulationen geben
würde. Und wenn Hero zurückkehren sollte, wäre es, wie er dachte, für sie
verletzend, die Läden geschlossen und den Türklopfer entfernt zu finden.
    Mr.
Ringwood, der in die Stadt zurückgekehrt war, sagte völlig der Wahrheit
entsprechend, daß er keinen Grund sehen könne, warum sein reicher Onkel nicht
noch weitere zehn Jahre am Leben bleiben sollte. Er sagte weiterhin, es täte
ihm verteufelt leid, von George erfahren zu haben, daß Lady Sherry so
unpäßlich sei, daß sie sich für einige Zeit aufs Land zurückziehen müsse.
    Sherry, der
sich dazu erzogen hatte, derartige Bemerkungen mit mechanischer Höflichkeit zu
beantworten, fand einen gewissen Grad von Erleichterung in der Möglichkeit,
seine Maske vor dem Freund, dem er am meisten vertraute, ablegen zu können. Er
sagte plötzlich: «Das ist alles nicht wahr. Ist nur ein Märchen, das ich in
Umlauf gesetzt habe. Sie hat mich verlassen.»
    «Wie meinst
du?» sagte Mr. Ringwood.
    Sherry
lachte kurz auf. «Du hast mich schon richtig verstanden, Gil. Sie ist mir
davongelaufen, weil ich ihr sagte, sie müsse zu meiner Mutter nach Sheringham
Place. Sie hat sich irgendwelche lächerlichen Ideen in den Kopf gesetzt –
natürlich alles Unsinn! – und war weg, bevor ich Zeit hatte, ihr zu erklären,
warum ich – denn ich wollte ihr selbstverständlich

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