Georgette Heyer
keinen
Sinn, daß sie nach Bath fährt.»
«Bath? Lebt
sie in Bath?» rief Hero, bevor der erzürnte Mr. Ringwood Ferdy zu vernichten
vermochte. «Oh, das könnte sich gar nicht günstiger treffen, denn ich hätte
nach Bath fahren müssen, um Erzieherin zu werden, und Sherry kann den Ort
nicht ausstehen, also würde er mich dort nie suchen. Oh, Gil, wie gut und klug
Sie sind!»
Mr.
Ringwood errötete und stellte dies bescheiden in Abrede. Ferdy bestätigte, daß
Gil immer ein Schlaumeier gewesen sei, und nur George war nicht zu überzeugen.
Aber er behielt seine Kritik für sich, bis der unerschütterliche Diener Mr.
Ringwoods kurz darauf Hero und ihre Kammerfrau die Treppe hinaufgeleitet hatte.
Dann gab er seiner Meinung in deutlicher Form Ausdruck. Das Wesentliche seiner
Darlegungen bestand darin, daß er erklärte: wie immer die Angelegenheit
zwischen Sherry und seiner Frau auch stehen mochte, so waren sie rechtmäßig
verheiratet, und es wäre die Höhe der Unschicklichkeit, wenn Gil oder jemand
anderer Hero dabei helfen oder sie darin unterstützen würde, ihren Gatten zu
verlassen.
«Das ist
mir ganz gleichgültig», erwiderte Mr. Ringwood. Er hatte zu diesem Zeitpunkt
seinen Dressinggown bereits mit einem blauen Rock und einer Weste vertauscht
und war damit beschäftigt, jene Gegenstände in einen Portemanteau zu stopfen,
von denen er annahm, daß er sie für eine Nacht außer Haus benötigen werde.
«Ich glaube
zwar nicht, daß das der Fall ist», erwiderte Lord Wrotham, «aber das eine
möchte ich dir sagen: du bist nicht der einzige unter uns, der denken kann! Ich
meine damit nicht Ferdy, denn ich weiß, daß er es nicht kann – aber ich kann
es, und ich habe nachgedacht – ich habé das Kätzchen verteufelt gern, aber zum
Henker, Sherry ist doch mein Freund!»
«Ist auch
mein Freund», sagte Mr. Ringwood und fand eben in seinen Pantoffeln ein
prächtiges Plätzchen für seine Haarbürsten.
«So! Und
wenn er dein Freund ist, dann hast du kein Recht, seine Frau vor ihm zu
verstecken.»
«Doch, das
habe ich. Habe eine lange Zeit gedacht.»
«Du
dachtest, das Kätzchen auf lange Zeit zu verbergen?» fragte Lord Wrotham
ungläubig.
«George, du
bist ein Esel, ein ebenso großer Esel wie Ferdy. Habe über Sherry und das
Kätzchen lange nachgedacht. Habe beide sehr gern.»
«Auch ich
habe beide sehr gern», sagte Ferdy. «überdies ist Sherry mein Cousin. Er hat
aber kein Recht, sich gegen das Kätzchen wie ein verdammtes Biest zu benehmen.
Cousin hin, Cousin her. Gegen das liebe kleine Ding. Zum Kuckuck, Gil, ist ja
beinahe ein Engel!»
«Nein»,
sagte Mr. Ringwood, nachdem er darüber nachgedacht hatte. «Ist kein Engel,
Ferdy. Liebes kleines Ding – ja! Engel – nein!»
«Ist ja
egal, was sie ist», warf George ein. «Wichtig ist nur, daß sie Sherrys Frau
ist.»
Mr.
Ringwood sah ihn scharf an, enthielt sich jedoch einer Bemerkung. Nach einer
kleinen Pause sagte George: «Ist nicht unsere Sache, wie wir darüber auch
denken mögen. Tatsache ist, daß sie eine ältere Dame braucht, die sie erzieht.»
«Und die
wird sie bekommen», erwiderte Mr. Ringwood.
«Ja, das
ist alles gut und schön, aber obwohl ich nicht sagen möchte, daß Sherry es
richtig angefangen hat, so hat er doch nicht so unrecht, wenn er es sich in den
Kopf setzt, das Kätzchen zu seiner Mutter zu schicken.»
«Kennst du
meine Tante Valeria, George?» fragte Ferdy befremdet. «O Gott, ja, ich kenne
sie, aber ...»
«Nun, das
hätte ich nicht gedacht.»
«Darum
handelt es sich auch nicht», unterbrach Mr. Ringwood. «Hauptsache ist, was das
Kätzchen eben gesagt hat: daß Sherry sie nicht liebt.»
«Das möchte
ich nicht sagen, Gil», protestierte Ferdy. «Hat mir nie gesagt, daß er sie
nicht liebt.»
Mr.
Ringwood schloß seinen Portemanteau und verschnürte ihn mit einem Riemen. «Ich
kenne Sherry», sagte er, «aber trotzdem weiß ich nicht, ob er das Kätzchen
liebt oder nicht. Muß es herausbekommen. Wenn ihr mich fragt, so würde ich
sagen, daß er es selbst nicht weiß. Liebt er sie nicht, dann hat es nicht den
geringsten Sinn, das Kätzchen zu seiner Mutter zu schicken. Wenn ich es recht
überlege, hat es, auch wenn er sie liebt, nicht viel Sinn, sie hinzuschicken,
denn das ist nicht der richtige Weg, um es herauszufinden. Liebt er sie aber,
dann wird es ihm schrecklich sein, nicht zu wissen, was aus ihr geworden ist,
er könnte sie höllisch vermissen. Könnte ihn veranlassen, nachzudenken.»
George
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