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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Und, o Gott,
Madam, wenn ich bedenke, daß Isabella schön ist, eine reiche Erbin und
wohlerzogen, daß sie nie etwas Verkehrtes tut und in jeder Beziehung so ist,
wie eine Frau sein soll, kann ich mir nicht vorstellen, daß Sherrys Zuneigung
zu ihr nicht wieder erwacht.»
    «Ich bin
fest überzeugt», widersprach Mylady ruhig, «daß Sherry für sie nie die
geringste wirkliche Zuneigung empfunden hat. All dieses Gerede, daß er dich in
einem Anfall von Trotz geheiratet hat, ist schön und gut. Derartige Dinge lese
ich immer wieder in Schundromanen, daß es aber tatsächlich geschieht, habe ich
bisher in meinem ganzen Leben nicht beobachten können. Verlaß dich darauf,
meine Liebe, ein Mann, dessen Gefühle ernstlich beteiligt sind, gibt seine
Bewerbung nicht so rasch auf, wie es Sherry getan zu haben scheint. In Wahrheit
war er in keine von euch beiden verliebt. Wie seine Gefühle jetzt sind, vermag
ich nicht zu beurteilen, es liegt aber in der Natur von neun unter zehn
Männern, daß sie geneigt sind, das zu verachten, was sie nur aufzuheben brauchen,
um das, was ihnen unerreichbar scheint, unverzüglich und glühend zu begehren.
Nun, du weißt nicht, ob Anthony dich liebt oder nicht, und höchstwahrscheinlich
weiß er es selbst nicht. Fällst du ihm aber jetzt wie eine reife Pflaume in den
Schoß, dann glaube ich, wirst du es nie erfahren,
denn ich lasse ihm soviel Gerechtigkeit widerfahren, anzunehmen, daß er dich
wieder in Gnaden aufnehmen würde. Er war nie ein bösartiger Junge: ich war im
Gegenteil immer überzeugt, daß er eine sehr liebenswerte Veranlagung hat, nur
hätte ihn jemand dazu aneifern müssen, sie auch zu demonstrieren. Willst du
wissen, wie du zu ihm stehst, dann lasse ihn ruhig glauben, daß du keine
besondere Sehnsucht hast, zu ihm zurückzukehren. Wenn er dich will, wird er
Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dich zurückzugewinnen; tut er das nicht –
dann kannst du ihn ja glücklich machen, auf welche verrückte Art du willst.»
    Hero, die
sich das alles mit größter Aufmerksamkeit angehört hatte, dachte darüber nach,
bevor sie antwortete. Schließlich sagte sie bedächtig: «Es wird mir sehr
schwerfallen, aber vielleicht ist es schließlich nur zum besten. Ich verstehe,
was Sie meinen, Madam. Als George mir erzählte, daß Sherry hierherkommt,
dachte ich mir – ich konnte es nicht verhindern, mir einzubilden, daß er
deshalb käme, weil er durch Zufall erfahren hatte, daß ich bei Ihnen bin. Und
ich konnte mir auch nicht helfen, zu hoffen, daß er mich vielleicht doch
liebt.»
    «Ja, meine
Liebe», stimmte Lady Saltash mit einer gewissen Trockenheit zu. «Das hätte die
Sache in einem ganz andern Licht erscheinen lassen. Aber scheinbar hat er nicht
die geringste Ahnung, daß du bei mir bist.»
    «Nein»,
sagte Hero traurig. Lady Saltash ließ es dabei bewenden. Kurz nach Mittag
erschien Mr. Tarleton mit seinem Kabriolett, wie vereinbart, am Camden Place
und holte Hero zu einer Fahrt nach Kelston ab. Es fiel ihm auf, daß sie ein
ziemlich ernstes Gesicht machte; er neckte sie deswegen und warf ihr vor, daß
sie Bath für einen öden Ort hielt und ihn selbst für einen recht langweiligen
Menschen.
    «O nein,
das tue ich ganz bestimmt nicht», sagte sie rasch.
    «Ich bin
überzeugt, daß Sie mich für einen faden Hund halten, der mit einem Fuß bereits
im Grab steht und der seiner ganzen Veranlagung nach nicht einen Funken romantischer
Liebesglut aufzubringen vermag.»
    Sie lachte.
«Nein, wie könnte ich so dumm sein? Ich glaube, wenn Sie wollten, könnten Sie
außerordentlich romantisch sein, und was den einen Fuß im Grab betrifft – wie
lächerlich!»
    «Aber ich
glaube doch, daß Sie es sich dachten, als ich Ihnen vorgestellt wurde», sagte
er spöttisch.
    Sie
errötete. «Ja, das stimmt, aber das war, ehe ich Sie richtig kennenlernte.»
    «Sagen Sie,
Miss Wantage, glauben Sie, daß ich über die Jahre hinaus bin, in denen man an
eine Heirat denken darf?»
    Sie blickte
auf. «Nein, wirklich nicht. Warum? Haben Sie diese Absicht?»
    «Ja»,
erwiderte er.
    In Heros
Wangen zeigten sich reizende Grübchen. «Natürlich müs sen Sie unter diesen
Umständen romantisch werden, Mr. Tarleton. Wissen Sie, junge Mädchen sind
schon so töricht, die Romantik dem gediegenen Wert weitaus vorzuziehen!»
    Er schnitt
eine Grimasse. «Gediegener Wert! Die abscheulichste aller Redensarten! Erinnern
Sie sich, mir einmal gesagt zu haben, daß Sie die Ehen durchgebrannter Paare
für die besten

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