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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Hut und
Mantel und verließ das Haus.

22
    Lord Wrotham war einen Tag vor Sherry in
Bath eingetroffen und nur so lange im White Hart geblieben, um den Reisestaub
abzuschütteln, bevor er sich auf den Upper Camden Place begab. Er hatte jedoch
kein Glück, da es ein Mittwoch war und Lady Saltash und ihre junge Freundin
ausgefahren waren, um dem allwöchentlichen Konzert im Kurhaus beizuwohnen.
George sah sich gezwungen, bis zum folgenden Morgen zu warten, um Hero seine
Warnung zu überbringen. Diesmal traf er sie zu Hause an, als sie gerade damit
beschäftigt war, Wolle für ihre Gastgeberin aufzuwickeln. Sobald er ihr
gemeldet wurde, sprang sie von ihrem Sessel auf, lief ihm entgegen, um ihn zu
begrüßen, und streckte ihm beide Hände mit so freudiger Miene entgegen, daß
Lady Saltash ihre Augenbrauen ein wenig hob. Aber sie war klug genug, um sich
zu sagen, daß die freudige Aufnahme, die diesem schönen jungen Mann zuteil
wurde, rein schwesterlicher Natur war, und sie gestattete George, ihre knochige
Hand zu küssen; sie verlor jedoch keine Zeit, ihn dadurch in seine Schranken zu
verweisen, daß sie ihn daran erinnerte, unter welchen Umständen sie seine Mama
zuletzt gesehen hatte und daß sie eine intime Freundin einer seiner
gefürchtetsten Tanten war; schließlich erzählte sie noch, wie sie seinem Vater
ihre Meinung gesagt hatte, als dieser bereits im Jenseits weilende Gentleman
durch übermäßige Belastung seiner Besitzungen bei seinen wohlmeinenden
Freunden die tiefste Empörung ausgelöst hatte. Sie endete mit einem in den
lebhaftesten Farben geschilderten Bild von Georges Taufe und brachte es auf
diese Weise fertig, diesen gefährlichen, flotten jungen Mann viel jünger und
weit unbedeutender erscheinen zu lassen, als er sich jahrelang gefühlt hatte.
    «Aber,
George, was führt Sie hierher?» fragte Hero und lächelte ihn mutwillig an. «Das
ist doch kein Ort für Sie! In den Clubs wird kein Hasardspiel geduldet, niemand
tanzt Walzer, wie wollen Sie sich denn da zurechtfinden?»
    «Ich weiß,
's ist ein verteufelt langweiliger Ort», stimmte George zu. «Aber ich bin nicht
deshalb hierhergekommen. Kätzchen – ich meine Lady Sheringham», verbesserte er
sich mit einem schuldbewußten Blick auf Lady Saltash.
    «Nein,
nein, Sie sollen mich nicht so nennen! Ich bin hier nur als Miss Wantage
bekannt, aber bitte, sagen Sie auch weiterhin Kätzchen zu mir. Es ist so lange
her, seitdem es jemand zu mir sagte», bat ihn Hero mit etwas unsicherer Stimme.
    Er drückte
ihr teilnehmend die Hand. «Es geht Ihnen aber gut, nicht wahr? Und Sie fühlen
sich hier ziemlich wohl?»
    «O ja.
Wirklich. Die liebe Lady Saltash war so gütig zu mir. Aber Sie haben mir noch nicht
erzählt, was Sie hergeführt hat?»
    «Ach,
Kätzchen, es handelt sich um eine verteufelt verwickelte Sache, und ich wußte
nicht, was tun, da ich Ihre Wünsche nicht kannte. Und Gil mußte
gerade dann nach Melton fahren, wenn man ihn am dringendsten braucht; und
Ferdy zu Rate zu ziehen, hat keinen Sinn.»
    «George, es
ist Sherry doch nichts zugestoßen?» rief Hero.
    «Nein, gar
nichts. Aber er ist gerade jetzt auf dem Weg nach Bath.»
    Ein so
unbeschreiblicher Glanz trat in Heros Augen, ein so lebhaftes Rot färbte ihre
Wange, daß er nichts lieber getan hätte, als Sherry eilends hierherzubringen.
    «George»,
stotterte sie und sah ihn flehentlich an, «um – mich zu holen?»
    Er sah sich
gezwungen, den Kopf zu schütteln ... Es herrschte ein langes Schweigen. Hero
brach es schließlich. «Nein, ich verstehe. Aber – aber, wenn es nicht aus
diesem Grunde ist, scheint es mir sehr sonderbar zu sein, daß Sherry
hierherkommt, weil er Bath nicht ausstehen kann.»
    «Die Sache
ist die», sagte George in rauhem Ton, um sein überquellendes Mitleid zu
verbergen, «daß sich Lady Sheringham eingebildet hat, sie müsse hier den
Brunnen trinken; und nichts war ihr gut genug, außer daß Sherry sie begleitet.
Auch Miss Milborne befindet sich in ihrer Begleitung.»
    «Sie
begleitet – oh!» sagte Hero wie betäubt. «Darum ist Sherry – ja, ich
verstehe. Es – es war sehr freundlich von Ihnen, lieber George,
hierherzukommen, um mich zu warnen.»
    Er ergriff
ihre Hand. «Kätzchen, es hatte keinen Sinn, zu versuchen, es Ihnen zu
verheimlichen. Gott weiß, daß ich – aber ich glaube nicht, daß ihm auch nur so
viel an der Unvergleichlichen liegt! Es hat in all den Wochen nicht das
geringste Anzeichen dafür gegeben. Ich gestehe, daß ich, als ich von

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