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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Sir Montagus Stimme Gehör, der sich galant
erbot, Miss Milborne in seinem Kabriolett, wohin immer sie wünschen würde,
fahren zu wollen. Sie dankte ihm höflich, gab ihm aber keine bestimmte Antwort.
In diesem Moment gewahrten Miss Chalfonts umherschweifende Blicke in der
Trinkhalle einen Neuankömmling, und da er der hübscheste junge Mann war, der
ihr bisher in den Weg gekommen, hatte sie keine Augen mehr für Sherry, der seinerseits
keine Zeit verlor, ihr zu entfliehen. Lord Wrotham, an die Gesellschaft
herantretend, fiel Miss Chalfont lebendig in die Krallen, und während der
folgenden Viertelstunde wurde ihm nicht mehr als eine vorzügliche Aussicht auf
das Profil der Unvergleichlichen gewährt. Als er schließlich doch Gelegenheit
fand, sich Miss Milborne zu nähern, behandelte sie ihn mit eisigster
Höflichkeit und überhörte geflissentlich seine dringende Bitte um eine
Unterredung unter vier Augen. Er war eben im Begriff, sie mit Bitten zu
bestürmen, als er Heros ansichtig wurde, die eben Lady Saltash zu einem Sessel
geleitete. In ihrem Gefolge befanden sich Mr. Tarleton, der Honourable Ferdy
Fakenham und ein dritter Herr, den George nicht kannte. Er stand rasch auf,
sagte zu Miss Milborne: «Bitte entschuldigen Sie mich!» und ging quer durch den
Saal auf Hero zu, um sie wissen zu lassen, daß auch Sherry zugegen sei. Miss
Milborne sah ihm mit starrer Miene nach, und wilde Empörung erfüllte sie.
    George war
kaum an Heros Seite getreten, als Sherry auch schon auf sie zusteuerte. Seine
Augen saugten sich förmlich an dem Gesicht seiner Frau fest, und er hätte ohne
Zweifel niemanden von den Anwesenden beachtet, hätte ihn Lady Saltash nicht
rasch auf die Erde zurückgezwungen, indem sie sagte: «Oh, Anthony! Wie geht es
dir!»
    Er sah sich
genötigt, bei ihrem Stuhl stehenzubleiben, sich über ihre Hand zu neigen und
ihre Fragen zu beantworten. Nachdem sie ihn nach dem Befinden seiner Mutter
gefragt hatte, sagte sie in vielsagendem Ton: «Ich glaube, du kennst Miss
Wantage schon?»
    Sherry
stotterte, daß er glaube, einigermaßen mit ihr bekannt zu sein, und ergriff
Heros Hand wie jemand, der sich in Trance befindet. Sie sah ihm aber nicht in
die Augen, sondern murmelte nur eine konventionelle Begrüßung und befreite sich
sogleich wieder. Dann wandte sie sich an Lady Saltash und sagte: «Liebe gnädige
Frau, haben Sie es hier auch wirklich ganz bequem? Dann wird es Ihnen wohl
nichts ausmachen, wenn ich Sie jetzt verlasse?»
    «Nein,
nein, mein Kind, geh nur», erwiderte Lady Saltash. «Ich weiß sehr gut, wie
erpicht du darauf bist, wegzufahren. Ich möchte nur nicht, daß du eines schönen
Tages zu Schaden kommst. Denken Sie stets daran, Mr. Tarleton, daß sie unter
Ihrem Schutz steht, und lassen Sie sie ja nicht im Zentrum von Bath mit Ihren
Pferden herumkutschieren, was ihr ohne weiteres zuzutrauen wäre. Setz dich zu
mir, Sherry, und erzähl mir den neuesten Londoner Tratsch!»
    «Madam, ich
bitte, mich entschuldigen zu wollen», sagte Sherry. «Wenn Miss – Miss Wantage
auszufahren wünscht, so würde ich mich glücklich schätzen, sie in meinem
Kabriolett fahren zu dürfen, denn es ist mein sehnlichster Wunsch, meine
Bekanntschaft mit ihr zu erneuern.»
    «Aber Miss
Wantage ist mit mir verabredet», erklärte Mr. Tarleton sanft. Er begegnete
einem Blick, der ihn überraschte. Der Viscount, der sich nur mit sichtlicher
Anstrengung beherrschte, sagte: «Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Madam, wenn
Sie mir die Gunst einer kurzen Unterredung unter vier Augen gewähren wollten.»
    Hero,
entsetzt, in aller Öffentlichkeit einer Szene ausgesetzt zu sein, und im vollen
Bewußtsein dessen, daß ihre Schwiegermutter sie ebenfalls bemerkt hatte und
sie anstarrte, als könne sie ihren Augen nicht trauen, sagte rasch: «Ein
anderes Mal, bitte! Ich bin heute vormittag tatsächlich schon mit Mr. Tarleton
verabredet.»
    Während sie
sprach, legte sie ihre Hand mit beschwörendem Druck auf Mr. Tarletons Arm.
Dieser machte dem Viscount sogleich eine flüchtige Verbeugung und führte Hero
aus der Trinkhalle. Da er fühlte, wie sie zitterte, sagte er, während er seine
Hand über die ihre legte: «Fürchten Sie sich nicht. Wer war eigentlich dieser
ungebärdige junge Mann? Ich habe seinen Namen nicht genau verstanden.»
    «Lord
Sheringham», erwiderte sie mit bebender Stimme. «Sie werden es etwas
ungewöhnlich von mir finden, und ich kann es Ihnen auch nicht erklären, aber
ich habe den merkwürdigen Wunsch, mit ihm

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