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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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ein Ende findet, denn wenn ich die ganze Lage nicht
mißverstehe, so hat mein Freund Jasper Tarleton sein Herz vollständiger
verloren, als ich je vermutet hätte.» Sie überlegte einen Moment und trommelte
mit ihren Fingern auf den Tisch. «Du kannst Sheringham von mir ausrichten, daß
er mich, wenn er heute abend in meinem Haus dinieren will, nicht zu Hause
finden wird. Ich diniere mit Freunden im Laura Place, und das zählt nicht zu
jener Art Geselligkeit, bei der sich seine Frau unterhalten würde. Er kann
hier Punkt sieben Uhr erscheinen. Ich lasse das Kind für den Rest des Tages im
Bett, denn das eine kann ich dir versichern, ich dulde nicht, daß sie Sheringham
ein blasses Gesicht zeigt.»
    «Wird sie
seinem Besuch aber zustimmen, Madam? Wissen Sie das ganz bestimmt?» fragte Mr.
Ringwood besorgt.
    Sie lachte
trocken auf. «Oh, nur keine Angst, sie wird zustimmen!»
    «Bitte um
Verzeihung, Madam, aber werden Sie auch bestimmt nicht vergessen, ihr Sherrys
Botschaft zu übermitteln? Ich kann nur wiederholen, daß er ihr ziemlich viel
Grund gegeben hat, ihn nicht zu empfangen.»
    «Sag ihm
das», empfahl Lady Saltash. «Und höre, Gilbert, du brauchst ihm nicht zu
erzählen, daß sie nur darauf wartet, ihm um den Hals zu fallen. Er soll nur in
recht zerknirschter Gemütsverfassung hierherkommen! Ich glaube, das wird
wahrscheinlich das erste und auch das letzte Mal in seinem Leben sein.»
    Mr.
Ringwood versprach, Sherry nichts zu sagen, was sein Selbstbewußtsein stärken
könnte, bat seine Großmutter, Hero seine Empfehlung zu übermitteln, und begab
sich ins Royal Crescent zurück.
    Da die
Gräfinwitwe aus der Kuranstalt zurückgekehrt war, führte ihn Sherry diesmal in den
Speisesaal des Erdgeschosses und verlangte stürmisch zu erfahren, was Gil
erreicht hatte. Sein Antlitz umwölkte sich, als er erfuhr, daß Mr. Ringwood
Hero nicht persönlich hatte sprechen können, seine Lebensgeister hoben sich
jedoch mit rasender Geschwindigkeit, als er erfuhr, daß er sie am Abend allein
antreffen werde; er schüttelte Mr. Ringwood inbrünstig die Hand und vergaß
völlig, daß es je einen Moment gegeben hatte, in dem er sich mit ihm nicht in
äußerster Harmonie befunden.
    Was Hero
anbelangt, so wurde sie von ihren Gefühlen dermaßen überwältigt, als ihre
Gastgeberin ihr das vormittägige Gespräch mit Mr. Ringwood erzählte, daß sie
aus dem Bette sprang, ihre Arme um Lady Saltashs Hals schlang und sie so
unbarmherzig an sich preßte, daß sie an Myladys zweitbester Perücke furchtbare
Verheerungen anrichtete. Zur Ordnung gerufen, war sie sogleich ganz gefügig,
ja sie versprach sogar, den ganzen Nachmittag ruhig im Bett zu bleiben, wenn
Lady Saltash ihrer Köchin Befehl geben würde, nur Lieblingsgerichte Sherrys
servieren zu lassen. Hernach legte sie sich wieder ins Bett und ließ die Uhr
nicht aus den Augen, bis sie es nicht länger aushielt, ihrer Kammerfrau
läutete und sich eine Toilette anlegen ließ, die Sherry einmal besonders gut
gefallen hatte. Danach flitzte sie rastlos im Hause umher, bis Lady Saltash
darüber klagte, daß sie sie entsetzlich nervös mache. Da man in Bath nicht zu
so später Stunde speiste wie in den vornehmen Kreisen Londons, begab sich Lady
Saltash bereits um sechs Uhr zu ihrer Dinnergesellschaft, erinnerte aber ihren
Schützling ganz prosaisch daran, daß sie den gewohnten Spaziergang mit dem
Mops nicht vergessen solle.
    Es war
Heros Amt, das Tier vor Lady Saltashs üblicher Dinnerstunde hinauszuführen, um
noch etwas Luft zu schnappen; nachdem Lady Saltash in ihrer Barutsche
weggefahren war, dachte Hero, daß sie die langsam dahinschleichende Zeit auf
diese Weise ausfüllen könnte. Sie zog also ihren Kapuzenmantel an, ergriff die
Leine des Mopses und betrat die Straße. Es dämmerte bereits, doch war es noch
hell genug, um unbesorgt einen kurzen Spaziergang rund um den Oberen und
Unteren Camden Place machen zu können. Außerdem befand man sich in einer so
exklusiven Nachbarschaft, daß man wenig oder gar keine Befürchtungen zu hegen
brauchte, einer unerwünschten Person zu begegnen. Sie trippelte dahin, der Mops
schnaufte dicht neben ihrem Fuß, und ihre Gedanken eilten der bevorstehenden
zauberhaften Stunde beflügelt voraus.
    Hero war so
in Gedanken versunken, daß sie den Wagen kaum bemerkte, der am Unteren Camden
Place hielt. Sie hatte seine vagen Umrisse in der zunehmenden Dämmerung wohl
gesehen, aber sie achtete nicht weiter darauf, bis die hohe Gestalt eines
Mannes in

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