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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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liebenswürdigerweise lange
genug geblieben, um das Dinner in ihrer Gesellschaft einzunehmen, bevor er das
Hotel verließ und sich in seine eigene Wohnung begab; und da er versprochen
hatte, sie am nächsten Morgen beizeiten zu besuchen, war es ihr geglückt, sich
von ihm in leidlicher Haltung zu trennen. Aber das ungenierte Starren vornehmer
Damen, die im Hotel wohnten, im Verein mit der offenkundigen Neugierde des
Zimmermädchens, das sie bediente, verursachten ihr ein so starkes Unbehagen,
daß es des ganzen Trostes bedurfte, den ihr das Bewußtsein gab, eine neue
Toilette nach der letzten Mode zu tragen, um ihren Mut bis zur Ankunft des
Viscount aufrechtzuerhalten, der um elf Uhr erschien, den widerstrebenden Mr.
Ringwood im Schlepptau.
    Da Miss
Wantage mit dem liebenswürdigsten Wesen gesegnet war, empfing sie Mr. Ringwood
mit vollendeter Höflichkeit. Nachdem ihr mitgeteilt worden war, daß Gil sich
ihrer annehmen würde, während Seine
Lordschaft anderwärts zu tun hatte, schenkte sie ihm ein zutrauliches Lächeln
und sagte: «O ja. Ich danke Ihnen. Wie liebenswürdig von Ihnen. Wollen Sie mir
bitte helfen, einen Hut für die Hochzeit zu kaufen? Sherry hat mich gezwungen,
den hier zu kaufen, weil er allen weismachte, daß ich in eine Schule nach Bath
fahre, aber zu meiner Hochzeit will ich ihn nicht tragen!»
    «Nein,
nein, das sollst du auch nicht», erwiderte Sherry. «Aber, paß auf, Kätzchen, du
darfst dir nichts aussuchen, was Gil nicht gefällt.»
    «O nein,
ich werde es bestimmt nicht tun!»
    Von
Entsetzen gepackt, stieß Mr. Ringwood unartikulierte Laute aus. Aber niemand
kümmerte sich darum. Sherry beauftragte ihn, Miss Wantage gegenüber standhaft
zu bleiben und – dies sagte er mit unterdrückter Stimme – ihr um Himmels
willen nicht zu gestatten, noch einen jener Hüte zu kaufen, die für eine chère-amie paßten, aber nicht für eine Dame von Stand.
    Mr.
Ringwood, alles eher als ein homme ä femmes, erklärte begreiflicherweise,
daß er wirklich – nein wirklich! – nichts von diesen Dingen verstehe, aber der
Viscount tat seine Einwendungen ohne Umstände ab und kehrte zu der schwierigen
Frage der Kammerfrau zurück. Miss Wantage war sichtlich überrascht, wenn auch
hocherfreut, als sie erfuhr, daß sie eine Kammerfrau bekommen sollte, da sie
aber keine Ahnung hatte, wie man eine engagiert, war sie außerstande, Seiner
Lordschaft behilflich zu sein. Mr. Ringwood hatte die brillante Idee, auch
diese Angelegenheit seinem Kammerdiener Chilham vorzulegen. Das fand augenblicklich
Sherrys Beifall, der erklärte, in die Stratton Street zurückfahren zu wollen,
nachdem er die Rechnung von Miss Wantage beglichen habe.
    «Dabei
fällt mir ein», sagte er plötzlich, «wo zum Kuckuck werden wir denn wohnen?»
    «Wohnen?»
wiederholte Mr. Ringwood.
    «Verwünscht,
Gil, wir müssen doch irgendwo absteigen, bis ich mich entschlossen habe, wo wir
ständig wohnen werden.»
    «Aber,
Sherry – willst du damit sagen, daß ihr in der Stadt bleiben wollt?» fragte Mr.
Ringwood, dessen Vorstellungen von Hochzeitsreisen in seinem Gehirn
durcheinanderwirbelten.
    «Natürlich
werden wir in der Stadt bleiben. Wo zum Teufel sollten wir uns sonst aufhalten?
Aber in diesem Hotel möchte ich nicht bleiben, das kann ich dir sagen. Unter
allen gespreizten Hotels ist das – außerdem könnten wir gar nicht hierbleiben.
Sie glauben ja, daß das Kätzchen auf der Reise in ihre Schule ist.»
    «Aber, mein
lieber alter Junge – du hast doch ein Palais – ein sehr schönes Palais! Beste
Lage Londons – ausgezeichnete Adresse – warum gehst du nicht dorthin?»
    «Vermutlich
wird es schließlich noch dazu kommen», stimmte Sherry zu, jedoch mit einem
deutlich merkbaren Mangel an Begeisterung. «Ich kann es aber nicht übernehmen,
bevor ich es meiner Mutter mitgeteilt habe. Inzwischen werden wir in einem
Hotel absteigen müssen. Fragt sich nur, in welchem Hotel?»
    «Da hätten
wir das Limmer», schlug Mr. Ringwood etwas zögernd vor.
    «Das
Limmer!» rief der Viscount. «Mit all den süßen Lieblingen, mit denen sich
dieses junge Ding hier anfreunden würde? Ebensogut könntest du sie in die
Castle Tavern mitnehmen.»
    Sehr
verlegen bat Mr. Ringwood um Entschuldigung und gab sich nochmals einer
angestrengten geistigen Tätigkeit hin. Dann schlug er das Ellis vor; nachdem
der Viscount auch dieses Hotel mit einem Widerwillen zurückgewiesen hatte, der
dadurch entstanden war, daß er einmal mit seiner Mutter dort diniert hatte,

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