Georgette Heyer
und
die Anregung, im Graham abzusteigen, von dem man behauptete, daß es
komfortabel sei, aus dem etwas unklaren Grund abgelehnt hatte, eine Tante zu
besitzen, die dort zu wohnen pflegte, weigerte er sich entschieden, das Portal
des Symon zu durchschreiten; schließlich einigte man sich dahin, daß das junge
Paar seinen zeitweiligen Wohnsitz im Fenton, in der St. James Street,
aufschlagen sollte.
«Nun, da
das geordnet ist, wird es am besten sein, wenn ich mich mit George auf den Weg
mache, um diesen verdammten Bischof zu besuchen», sagte Seine Lordschaft. Er
fügte nicht ohne einen Anflug von Mißbilligung hinzu: «Komischer Anfang! George
ist mit einem Bischof bekannt! Das hätte ich nie von ihm gedacht.»
«Nein, auch
ich hätte das nie gedacht», stimmte Mr. Ringwood zu. «Manchmal hat man sie
natürlich in der Familie – ist eine Sache, die jedem passieren kann.»
«Ja, aber
dann kennt man sie nicht», erklärte Sherry. «Außerdem hat er nichts davon
gesagt, daß dieser hier ein Verwandter von ihm ist. Sehr seltsamer Bursche,
dieser George!»
«Weißt du,
Sherry, was ich über George denke?» sagte Mr. Ringwood wie jemand, der dieser
Frage viel Nachdenken gewidmet hat. «Es ist schade, daß er mit den Pistolen so
höllisch geschickt ist. Macht es einem manchmal verteufelt unbequem, sein
Freund zu sein, weil man nie wissen kann, wann er etwas übelnimmt; denn dann
genügt ihm rein gar nichts außer einer Forderung zum Duell. Das heißt, ich
meine, das ist nicht ganz richtig ausgedrückt, weil sich's von selbst versteht,
daß niemand sich von George herausfordern läßt, außer man kann sich durchaus
nicht helfen. Aber das Schlimmste ist, daß er dabei nicht einmal glücklich ist.
Schade!»
«Ach, ich
weiß nicht», sagte Sherry. «Es war nie so arg mit ihm, bevor die Unvergleichliche
hierherkam. Ich selbst kümmere mich nicht sehr um ihn. Was glaubst du, wie
lange wird es dauern, seinem Bischof diese Speziallizenz herauszulocken? Ich
meine, wo sollen wir uns nachher treffen?»
Mr.
Ringwood hatte keine Ahnung von der mutmaßlichen Dauer, die diese delikate
Angelegenheit in Anspruch nehmen würde. Daher wurde nach
längerer Debatte beschlossen, daß er Miss Wantage, sobald sie ihre Einkäufe
beendet hatte, in die Wohnung des Viscount begleiten solle, wo Sherry wieder
mit ihnen zusammentreffen wollte. Danach brach die Gesellschaft auf, Sherry, um
Lord Wrotham abzuholen, der nach Hause zurückgeeilt war, um sein Halstuch ä la
Belcher mit einem andern zu vertauschen, das für die hochwürdige Gesellschaft,
in die er sich zu begeben beabsichtigte, besser geeignet war; und Mr. Ringwood
machte sich mit Miss Wantage auf den Weg in die Bond Street.
Wenn er je
mit der Idee geliebäugelt hatte, seine Schutzbefohlene innerhalb von ein bis
zwei Stunden wieder der Obhut ihres Verlobten zu übergeben, so wurde ihr ein
jähes Ende bereitet. Denn als sie kurz nach zwölf Uhr in die Wohnung des
Viscount zurückkehrten, machten sie die Entdeckung, daß Seine Lordschaft
beabsichtigte, Hero erst vor der Kirchentür zu treffen. Er hatte für Mr.
Ringwood ein hastig gekritzeltes Billett hinterlassen, in dem er ihm mitteilte,
daß alles in schönster Ordnung sein werde; und weiter, daß er sich auf seinen
Freund verlasse, seine Braut keine Sekunde später als halb drei Uhr zur
St.-George-Kirche auf dem Hanover Square zu bringen.
Mr.
Ringwood, der sich jetzt schon auf äußerst freundschaftlichem Fuß mit der
anspruchslosesten jungen Dame befand, die er bisher kennengelernt, machte sie
mit dem Inhalt des Billetts bekannt und sagte: «Ich möchte gerne wissen, was
Sie jetzt am liebsten tun würden.»
«Ich könnte
ja hier warten», schlug Miss Wantage in einem Ton vor, der deutlich erkennen
ließ, daß sie eine derartige Verwendung ihrer Zeit ziemlich langweilig finden
würde.
«Nein, das
geht nicht», erklärte Mr. Ringwood stirnrunzelnd. «Ich glaube, es wäre am
besten, wenn Sie mit mir einen kleinen Lunch nehmen würden. Nachher ...» Er
unterbrach sich und blickte sie prüfend an. Miss Wantage erwiderte seinen Blick
in freudigster Erwartung. «Ich weiß schon, was Ihnen Spaß machen würde», sagte
er. «Sie werden sich sicher die Raubtiere im Königlichen Tierpark ansehen
wollen!»
Nichts
hätte den jugendlichen Geschmack von Miss Wantage mehr reizen können; und so
machte sie sich, sobald sie ihren Basthut gegen ein mit Spitzen und Tüll garniertes
weißes Angoulème-Hütchen vertauscht hatte, mit Mr. Ringwood wieder
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