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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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auf den
Weg. Sie trippelte neben ihm mit der ganzen Sicherheit einer Frau, die weiß,
daß sie nach der neuesten Mode gekleidet ist. Das Angoulème-Hütchen umrahmte
ihr Gesicht ungemein kleidsam, überdies hatte sie sich sehr bemüht, ihr naturgewelltes
Haar in der Mode entsprechende Locken zu formen; und wenn das geblümte
Musselinkleid auch weniger flott war als ein gewisses grünseidenes, das, wie
ihr Mr. Ringwood ein wenig erregt versichert hatte, Sherry ganz und gar nicht
gefallen würde, war weder an ihren kleinen blauen Ziegenlederschuhen noch an
den kostspieligen Handschuhen oder dem Pompadour etwas auszusetzen und auch
nicht an dem hypermodernen Sonnenschirm, der eine ständige Gefahr für die
Passanten bedeutete.

    ... und läßt sich trauen. Nicht selten ist der Traualtar die letzte Station vor dem Ruin, dem finanziellen. Mancher gründet den Hausstand nur zum Ausgleich des Haushalts: Man ist lieber Ehemann, ehe man Manko macht.
    Indes: Um den Haushalt auszugleichen, braucht man nur hauszuhalten. Oder: Man erspart sich manches, wenn man rechtzeitig spart.
    Sie langten
ein wenig verspätet bei der Kirche an, weil Mr. Ringwood im Laufe des
Nachmittags unglücklicherweise eine Bemerkung über den Pantheon Bazaar gemacht
hatte, worauf Miss Wantage unverzüglich verlangte, auf diesen Jahrmarkt
geführt zu werden. Sie hatte sich dort unbeschreiblich gut unterhalten und Mr.
Ringwood von Geschäft zu Geschäft geschleppt, wobei sie ihn aufs äußerste
beunruhigte, weil sie plötzlich den Wunsch aussprach, in den Besitz eines
Kanarienvogels samt Käfig zu gelangen, der ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
Wohl war Mr. Ringwood Wachs in ihren Händen, dennoch konnte er sich recht gut
vorstellen, welche Gefühle seinen Freund bewegen würden, wenn er an der
Kirchentür einer Braut begegnete, die einen Vogel samt Käfig mit sich trug. Er
erklärte ihr verzweifelt, daß Sherry das nicht gerne sehen würde, hatte aber
geringe Hoffnung, Gehör zu finden. Zu seiner größten Überraschung stellte er
jedoch fest, daß diese schlichten Worte wie ein Zauber auf seine
Schutzbefohlene wirkten. Obwohl die Droschke, die sie von dem Basar auf den
Hanover Square brachte, mit Paketen und Hutschachteln vollgestopft war,
enthielt sie wenigstens kein lebendes Getier, ein Umstand, zu dem Mr. Ringwood
glaubte, sich gratulieren zu dürfen.
    An der
Kirchentür wartete nicht nur Sherry, sondern auch der Honourable Ferdy
Fakenham, den er mitgebracht hatte, damit er ihm bei dieser folgenschweren
Zeremonie als Beistand diene. Beide Gentlemen trugen äußerst schicke blaue
Röcke, helle Hosen, blitzende hessische Stulpenstiefel, unbequem hohe
Hemdkragen und auserlesen gefaltete Krawatten; der Honourable Ferdy trug
außerdem (denn er galt als Vorbild auf dem Gebiete der Mode) einen hohen
Ebenholzstock, lavendelfarbene Handschuhe und ein ungemein elegantes
Knopflochbukett aus Gartennelken. Es war auch Ferdy gewesen, der das
Brautbukett besorgt hatte, und die Verbeugung, mit der er es Hero überreichte,
hatte ihn in der vornehmen Welt berühmt gemacht.
    «Hallo,
Kätzchen, das ist aber ein verteufelt verführerisches Hütchen!» sagte der
Viscount zur Begrüßung. «Warum, zum Kuckuck, kommt ihr denn so spät? Gil, du
lohnst die Droschke am besten gleich ab, denn ich kann nicht sagen, wie lange
wir hier zu tun haben.»
    «Nein,
Sherry, behalte die Droschke», sagte Mr. Ringwood entschlossen.
    «Warum
denn? Wenn wir später wieder eine brauchen, können wir doch eine andre nehmen,
nicht?»
    «Die Sache
ist nämlich die, Sherry, es liegen ein, zwei Paketehen drin», erwiderte Mr.
Ringwood ein wenig schuldbewußt.
    Der
Viscount starrte ihn an, dann warf er einen Blick in das Wageninnere. «Ein,
zwei Paketehen!» rief er aus. «Du lieber Gott, was, zum Kuckuck, veranlaßte
dich, zu einer Hochzeit einen Haufen Hutschachteln mitzubringen?»
    «O Sherry,
das sind lauter Sachen, die ich im Pantheon Bazaar gekauft habe», sagte Miss
Wantage. «Wir hatten nämlich keine Zeit mehr, sie in
deine Wohnung zu schaffen, und es tut mir sehr leid, wenn du deshalb böse bist;
aber den Kanarienvogel, den ich so gerne haben wollte, habe ich ja gar nicht
gekauft.»
    «Mein
Gott!» rief der Viscount aus, der sich vergegenwärtigte, welcher Situation er
mit knapper Not entronnen war.
    «Ich sagte
ihr, daß du nicht gerne einen Kanarienvogel hättest», erklärte Mr. Ringwood
mit einem entschuldigenden Hüsteln.
    «Und das
mit gutem Grund», erwiderte Seine Lordschaft.

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