Georgette Heyer
mit
einem Seidenbändchen zu befestigen. Hero war sofort wieder blendender Laune,
und als der Kellner die befohlenen Erfrischungen brachte, hatte sie ein
Resultat erzielt, das, wie ihr Gatte versicherte, jeder, selbst der strengsten
Prüfung standhalten würde. Hierauf tranken sie einander zu, was den Viscount zu
der Erklärung anregte, der Teufel möge ihn holen, wenn er nicht überzeugt
wäre, ein gutes Tagewerk verrichtet zu haben.
Als sie
später in dem seegrünen Gazekleid vor ihm erschien, starrte er sie in größter
Überraschung an und sagte, er hätte bei Jupiter nie geglaubt, daß sie so gut
aussehen könnte. Durch dieses Lob ermutigt, zeigte ihm Hero einen Mantel aus
grünem Taft, der mit Schwanendaunen besetzt war, den sie ebenfalls an diesem
Vormittag gekauft hatte; nachdem er auch diesem Modell sein uneingeschränktes
Lob gespendet hatte, vertraute sie ihm ein wenig nervös an, sie fürchte, er
könne ihn, wenn er die Rechnung sehen werde, doch ein wenig zu teuer finden.
Der Viscount wies eine so prosaische Anschauungsweise weit von sich, worauf
sie in bestem Einvernehmen die Treppe hinunterschritten, um ihre Dinnergäste
zu begrüßen.
Dem
Mienenspiel Mr. Ringwoods und des Honourable Ferdy war deutlich zu entnehmen,
daß sie sich dachten, die Braut ihres Freundes mache ihm Ehre. Jeder der beiden
Herren hatte ein Hochzeitsgeschenk mitgebracht. Es war das Ergebnis einer
ernsten Beratung, die bei zwei Gläsern Gin im Hotel Limmer stattfand. Der
Honourable Ferdy hatte für die Braut ein bezauberndes Armband ausgesucht, und
Mr. Ringwood hatte eine Uhr aus Muschelgold gewählt, von der er annahm, daß
sie gebraucht werden würde. Hero nahm beide Geschenke mit ungekünsteltem
Entzücken entgegen, legte das Armband sofort um ihren Arm und versprach, der
Uhr einen Ehrenplatz auf dem Kamin ihres Salons einzuräumen. Dies rief dem
Viscount das ihn im Moment am stärksten bewegende Problem wieder ins Gedächtnis
zurück; nachdem alle an einem Tisch des Speisesaals Platz genommen hatten, warf
er die Frage seines zukünftigen Wohnsitzes wieder auf.
Mr.
Ringwood hielt daran fest, daß das Familienpalais am Grosvenor Square eine gute
Adresse sei, ein Umstand, dem er den größten Wert beizumessen schien; Ferdy,
der mit diesem Ausspruch übereinstimmte, erklärte jedoch, seiner Meinung nach
müsse Sherry erst alle vorhandenen Möbel
hinauswerfen, bevor er sich an die Aufgabe mache, das Haus so auszugestalten,
daß man darin leben könne.
«Ja, bei
Gott, das müßte ich wirklich tun», rief Sherry aus. «Das meiste von diesem
Zeugs ist seit den Tagen der Queen Anne dort, und ich glaube sogar noch länger.
Ach was! Hero wird es freuen, neue Möbel auszuwählen, also hat das in
Wirklichkeit wenig zu bedeuten.»
Der
Honourable Ferdy, der mit einigen Unterbrechungen den ganzen Tag darüber
nachgedacht hatte, wie die Frau seines Cousins zu einem so seltsamen Namen kam,
brachte dadurch eine neue Note in die Konversation, daß er plötzlich sagte:
«Kann es gar nicht verstehen! Du weißt ganz bestimmt, daß du richtig verstanden
hast, Sherry?»
«Was?»
«Hero»,
sagte Ferdy stirnrunzelnd. «Von welcher Seite man es auch betrachtet, es gibt
keinen Sinn. Erstens ist Hero, also der Heros, der Held, nie weiblich, und
zweitens ist das kein Name. Wenigstens», fügte er vorsichtig hinzu, «ist es
keiner, den ich je gehört habe. Zehn zu eins, Sherry, du hast wieder einmal
etwas durcheinandergebracht!»
«O nein,
ich heiße wirklich Hero», versicherte Mylady. «Der Name kommt bei Shakespeare
vor.»
«Oh, bei
Shakespeare, tatsächlich?» sagte Ferdy. «Daher habe ich vorher nie etwas davon
gehört.»
«Ihr Name
kommt aber auch bei Shakespeare vor», sagte Hero und bediente sich reichlich
mit grünen Erbsen.
«Wirklich?»
rief Ferdy, völlig erschüttert.
«Ja, ich
glaube im < Sturm > .»
«Also das
geht über meine Begriffe», sagte Ferdy und blickte seine Freunde der Reihe nach
an. «Sie behauptet, mein Name käme bei Shakespeare vor. Muß es sofort meinem
Vater erzählen. Glaube nicht, daß er es weiß.»
«Ja, und
wenn ich darüber nachdenke, so kommt auch Sherrys Name bei Shakespeare vor»,
sagte Hero und lächelte ihrem Gatten herzlich zu.
«Nein,
keineswegs», erwiderte der Viscount und wehrte sich dagegen, in dieses
gefährliche Thema verwickelt zu werden. «Heiße nach meinem Großvater.»
«Aber
vielleicht wurde er nach der Figur von Shakespeare benannt, das würde alles
erklären.»
«Das wäre
möglich»,
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