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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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bereit war, jeden Freund Sherrys
sympathisch zu finden, streckte sie ihm sofort ihre Hand entgegen.
    Sir Montagu
ergriff sie, doch seine Augenbrauen hatten sich in lebhafter Überraschung
gehoben, und er warf Sherry einen halb lachenden, halb erstaunten Blick zu.
«Ist das wirklich wahr?» sagte er. «Du machst dir ganz bestimmt keinen Spaß mit
mir, lieber alter Junge?»
    Sherry
lachte. «Nein, nein, wir haben heute geheiratet. Frag Gil, ob es nicht wahr
ist.»
    «Das kommt
aber höchst unerwartet», sagte Sir Montagu. «Gestatte, Sherry, daß ich dir meine
Glückwünsche ausspreche.» Seine kalten Augen musterten Hero von Kopf bis Fuß;
sein Lächeln wurde breiter. «Ah – meine herzlichsten Glückwünsche, Sherry! Ihr
wurdet also heute getraut? Du lieber Gott, wie interessant! Warum hast du mir
aber keine Einladung zur Hochzeit geschickt?»
    Mr.
Ringwood entschloß sich unerwarteterweise, zu diesem Dialog auch etwas
beizutragen. Er sagte ziemlich kurz: «Private Zeremonie – St. George – Hanover
Square. Lady Sheringham wünschte es so. Legt keinen Wert auf Betrieb.»
    «Ist in
tiefer Trauer», bekräftigte Ferdy in dem Gefühl, daß eine kleine Ausschmückung
nottat.
    «Nein,
nicht in Trauer», sagte Mr. Ringwood verärgert. «Könnte doch nicht hier sein,
wenn sie es wäre. Familiengründe.»
    «Blödsinn!»
sagte Sherry, der diese gutgemeinte Intervention verschmähte. «Um dir die
Wahrheit zu gestehen, Monty, wir haben geheiratet, nachdem ich sie entführt
hatte.»
    «Erspart
Unannehmlichkeiten», murmelte Ferdy leise, aber hartnäkkig.
    «Ich
verstehe vollkommen», sagte Sir Montagu mit einer Verbeugung, «und ich darf
mich wohl so glücklich schätzen, einer der ersten zu sein, der
die Bekanntschaft von Lady Sheringham macht. Denn ich glaube nicht ...?»
    «Nein, sie
war nie zuvor in London», erwiderte Sherry. «Sie ist eine Cousine der Bagshots;
kenne sie schon mein ganzes Leben.»
    «Tatsächlich?»
Sir Montagus Augenbrauen schienen anzudeuten, daß er das überraschend fand.
«Nun, das ist zweifellos höchst erfreulich. Aber ich glaube, daß der zweite Akt
gleich beginnen wird ... leider kann ich nicht länger bleiben.»
    «Komm mit
uns ins Piazza soupieren, Monty!» schlug Sherry vor.
    Sir Montagu
dankte ihm, er müsse sich aber entschuldigen, da er mit einigen Freunden
verabredet sei. Er beugte sich nochmals über Heros Hand, gab seiner Hoffnung
Ausdruck, sich in nicht zu ferner Zeit das Vergnügen seines offiziellen Besuchs
machen zu dürfen, und empfahl sich. Kaum hatte er die Loge verlassen, als Ferdy
das Bedürfnis empfand, sich unmißverständlich zu äußern. «Hättest ihn nicht
einladen sollen», erklärte er, «das ist ein schlechter Mensch.»
    Hero sah
ihn mit großen Augen an. Sherry sagte: «Ach, Blödsinn! Mit Monty ist nichts
Unrechtes los! Du weißt ja nicht, was du sprichst, Ferdy.»
    «Hat keinen
vornehmen Charakter», sagte Mr. Ringwood leidenschaftslos. «Habe mir das schon
immer gedacht.»
    «Unsinn!»
    «Er glaubt
überall zu Hause und beliebt zu sein», sagte Mr. Fakenham. «Aber das ist er
bestimmt nicht. Außerdem kann ich ihn nicht ausstehen. Gil mag ihn auch nicht.»
    «Er kann
ein höllisch guter Gesellschafter sein», erwiderte der Viscount.
    «Er bewegt
sich aber nicht in ebenso höllisch guter Gesellschaft», sagte Mr. Ringwood
unerschütterlich.
    «Du lieber
Gott, man trifft ihn doch überall», rief Sherry.
    «Das ist es
eben», sagte Ferdy, «wir wollen ihn nicht überall treffen. Weißt du, was Duke
sagt?»
    «Dein
Bruder Marmaduke ist ein noch größerer Esel als du», erwiderte der Viscount.
    «Nein,
verwünscht, Sherry, das ist ein bißchen zu stark», verwies ihn Mr. Ringwood.
«Gegen Duke kann man nichts sagen, ist ein sehr schlauer Kopf!»
    «Er
behauptet», verfolgte Ferdy unbarmherzig sein Thema, «daß Monty eine Art
Bauernfänger ist. Ich will nicht behaupten, daß er recht hat, aber das ist es,
was er gesagt hat.»
    Da dieser
Ausspruch nur so zu verstehen war, daß der Honourable Marmaduke Fakenham
annahm, Sir Montagu beschäftige sich damit, ahnungslose Opfer in Spielhöllen zu
locken, konnte es nicht überraschen, daß der Viscount über und über errötete
und eine derartige Verleumdung mit mehr Ungestüm als Höflichkeit zurückwies.
Mr. Ringwood, der bemerkte, wie Heros etwas verstörte Blicke von einem Gesieht der
Streitenden zum andern wanderten, trat heftig auf Ferdys Fuß und hielt sich mit
beachtlicher Selbstdisziplin zurück, Sherry daran zu

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