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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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über die Sache denkt?»
    «Danke! Ich
habe sie beobachtet, sie ist in brillanter Stimmung!» sagte er voll Bitterkeit.
«Daß ein so schönes Geschöpf so herzlos sein kann!»
    «Ich bin
fest überzeugt, daß sie das nicht ist. Sie ist vielleicht ein wenig
zurückhaltend und vertraut sich nicht jedem an, aber ich weiß bestimmt, daß
Severn ihre Zuneigung durchaus nicht besitzt.»
    Er schwieg
einen Moment, faltete sein Taschentuch, das er in der Hand hielt, dann
entfaltete er es wieder; anscheinend war seine Aufmerksamkeit von dieser
törichten Tätigkeit völlig in Anspruch genommen. Seine Lippen bebten; dann
sagte er in hartem Ton: «Sie will ihn wegen seines Reichtums und wegen seines
Rangs heiraten, das ist klar.»
    «O nein!
Sie sind ungerecht, George. Sie hat mehr Herz, als Sie glauben.»
    «Einmal
habe ich geglaubt ...» Er brach ab und ließ seinen Kopf aufstöhnend in die
Hände sinken. «Es hat nichts zu sagen. Bitte verzeihen Sie mir. Ich sollte Sie
nicht mit meinen Angelegenheiten langweilen. Aber Sie können ja nichts von der
Qual ahnen, wenn jemand die Liebe eines Menschen verschmäht, ja, wie ich
glaube, sogar kaum beachtet!»
    «Lieber
George, sagen Sie das nicht!» rief Hero beschwörend und hob ihre Hand, um seine
ungebärdigen Locken glattzustreichen. «Ich verstehe Sie – oh, ich verstehe
Sie! Aber glauben Sie ja nicht, es gäbe keine Hoffnung, daß Sie Isabellas Herz
für sich gewinnen könnten. Wenn jemand wirklich aufrichtig liebt, dann kann es
gar nicht anders sein!» Ihre Stimme versagte, und sie mußte eine Träne von
ihrer Wange wischen.
    Er legte
seinen Arm brüderlich um ihre Taille und drückte sie leicht an sich. «Ja, ja,
Kätzchen, wenn ein Herz da ist, das man gewinnen kann, dann haben Sie bestimmt
recht. Aber in meinem Fall ...! Ach, wir wollen nicht mehr davon
sprechen. Ich bin das größte Scheusal, das es gibt: ich habe Sie zum Weinen
gebracht, und doch möchte ich das um keinen Preis der Welt tun!»
    Sie
lächelte etwas unsicher. «Nur Ihretwegen, lieber George, habe ich geweint, denn
ich bin wirklich das glücklichste Geschöpf, das man sich vorstellen kann – im –
im allgemeinen.»
    Er hob ihr
Gesicht, das sie gesenkt hatte. «Wirklich? Ich hoffe, daß es wahr ist, denn Sie
verdienen es.»
    Sie
lächelte unter Tränen, und da es unter diesen Umständen eine ganz natürliche
Reflexbewegung war, neigte er sich zu ihr hinunter und küßte sie.
    In diesem
Kuß lag durchaus nichts Leidenschaftliches, und Hero hatte keinerlei Bedenken,
ihn im selben Geist zu empfangen, in dem er gegeben wurde. Unglücklicherweise
hatte Sherry gerade diesen Augenblick gewählt, um das Zimmer mit Ferdy und Mr.
Ringwood zu betreten. Nachdem er genug Champagnerpunsch getrunken hatte, um
seine übliche gute Laune wiederherzustellen, erinnerte er sich seiner
Pflichten und sah sich nach seiner Frau um, da er gesonnen war, ihr die Ehre
eines Tanzes
zuteil werden zu lassen. Er hatte Mr. Ringwood die Kenntnis zu verdanken, wo er
seine Frau finden könne, aber es ist fraglich, ob Mr. Ringwood oder Ferdy
bereit gewesen wären, ihn zu begleiten, hätten sie gewußt, in welcher Situation
er seine Frau finden würde. Es war haargenau der richtige Zeitpunkt, um Zeuge
zu werden, wie Lord Wrotham, eine Hand unter Heros Kinn, einen Kuß auf ihre
schönen Lippen drückte. Einen Moment stand Sherry wie angewurzelt, im nächsten
stieß er einen kräftigen Fluch aus und machte hastig einen Schritt vorwärts.
Mr. Ringwood, der sich von seiner eigenen Überraschung erholt hatte, hielt sich
dicht an seiner Seite, während George lebhaft errötend aufsprang.
    «Sherry!»
rief Mr. Ringwood warnend. «Um
Himmels willen, lieber Junge, bedenke, wo du bist! Hier kannst du George nicht
einfach erwürgen!»
    George, der
mit gekreuzten Armen und sardonisch gekräuselten Lippen äußerst romantisch und
ritterlich aussah, wartete mit blitzenden Augen auf die Entwicklung der
Ereignisse. Hero, doch ein wenig überrascht über das merkwürdige Betragen
ihres sonst so sorglosen Gatten, sagte, ohne im geringsten schuldbewußt oder
verlegen zu sein: «Aber, Sherry, was ist denn los? Hast du mich gesucht?»
    «Ja, bei
Gott, das tat ich!» erwiderte Sherry und befreite sich aus dem Griff von Mr.
Ringwood. «Verdammt, Gil, laß mich los!»
    Ferdy, der
die Szene mit offenem Mund angestarrt hatte, zeigte sich der Situation
plötzlich hervorragend gewachsen. Er bot Hero mit einer graziösen Verbeugung
den Arm. «Gestatten Sie, daß ich Sie in

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