Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
tun, was in ihrer Macht
steht, um zwischen den Gegnern eine Versöhnung herbeizuführen; in dieser
Hinsicht hatten sich noch nie Sekundanten mehr Mühe gegeben als Mr. Ringwood
und der Honourable Ferdy Fakenham. In der Tat beschränkte keiner der beiden
Herren seine Überredungskünste lediglich auf seinen eigenen Duellanten:
einzeln und gemeinsam ermahnten und bestürmten sie die beiden Kampflustigen.
Ihre Bemühungen hatten aber keinen Erfolg, denn der Viscount erklärte rundweg,
daß er von dem Duell nicht zurücktreten werde, wie harmlos Georges Absichten
auch gewesen sein mochten; und George vertrat den Standpunkt, da er nicht der
Herausforderer sei, wäre es nutzlos, ihm irgendwelche Vorstellungen zu machen.
    «Zum
Teufel, George», sagte Mr. Fakenham, aufs höchste erbittert, «du kannst doch
nicht erwarten, daß sich etwa Sherry entschuldigt!»
    «Das
erwarte ich auch nicht», sagte George.
    «Man kann
nicht darum herumkommen», sagte Mr. Ringwood, «daß du im Unrecht bist. Müßtest
es zugeben! Hast kein Recht, Sherrys Frau zu küssen.»
    «Sherry ist
ein Neidhammel!» rief George mit blitzenden Augen. «Warum küßt er sie denn
nicht selbst? Erklär mir das!»
    «Hat mit
dem Fall nichts zu tun», erwiderte Mr. Ringwood, «außerdem geht dich das
nichts an, George. Ich will nicht sagen, daß du unrecht hast, aber es ändert
nichts an der Tatsache, daß du sie auf keinen Fall zu küssen hast.»
    «Also gut,
dann soll mir Sherry eben ein Loch durch die Brust schießen – wenn er das
zusammenbringt!»
    «Ich muß
mich sehr über dich wundern, George», sagte Mr. Ringwood eindringlich. «Du
weißt ganz genau, daß dir der arme Sherry im Schießen nicht gewachsen ist!»
    «Ja, und
noch etwas, George», unterbrach ihn Ferdy, «es ist verdammt schäbig von dir,
ja, das ist es, auf eine Distanz von vierundzwanzig Metern zu bestehen.»
    «George»,
sagte Mr. Ringwood mit allem Ernst, der ihm zu Gebote stand, «ich erkläre dir,
daß das nicht geht. Sherry will es nur nicht zugeben, aber er weiß ebensogut
wie ich, daß nichts dabei war. Die ganze Affäre könnte leicht geordnet werden.
Du brauchst Sherry nur die Umstände zu erklären – bin überzeugt, er würde dir
auf halbem Weg entgegenkommen.»
    «Erwartest
du von mir, daß ich mich von einem Duell drücke?» fragte George.
    «Er sitzt
schon wieder auf dem hohen Roß», sagte Ferdy verzweifelt. «Ich habe noch nie so
einen Menschen gesehen, nein, wahrhaftig nicht.»
    «Ich sehe
keinen Grund, warum du es nicht könntest, George», sagte Mr. Ringwood. «Wenn
jemand etwas davon erfahren sollte, was nicht der Fall sein wird, dann würde
kein Mensch annehmen, du hättest Angst gehabt, Sherry gegenüberzutreten. Die
Vorstellung ist einfach lächerlich!»
    «Stimmt:
einfach lächerlich!» unterstützte ihn Ferdy. «Außerdem würde niemand wagen, das
auszusprechen, wenn er es sich auch denken sollte», fügte er naiv hinzu. «Wenn
du mich fragst, so ist es jammerschade, daß niemand es wagt, dir etwas zu
sagen, was du nicht hören willst. Täte dir nur gut, tatsächlich, alter Knabe.
Doch es hat keinen Sinn, sich jetzt darüber Gedanken zu machen.»
    «Ich werde
mich morgen früh mit Sherry in Westbourn Green treffen, außer ihr könnt ihn
dazu bewegen, seine Herausforderung zurückzunehmen», sagte George
unerbittlich. «Und wenn ihr glaubt, daß ihr ihn dazu bringen könnt, dann kennt
ihr Sherry schlecht.»
    Nach dieser
unversöhnlichen Rede trennte er sich von seinen Freunden und ließ sie in
größter Bestürzung zurück. Das Unangenehme sei, meinte Ferdy, daß man bei
George nie wisse, woran man war. Mr. Ringwood pflichtete dem bei und sagte,
daß man bei George, wenn er auf dem hohen Roß saß, nie erraten konnte, welche
Verrücktheit er sich in den Kopf setzen würde. Beide Herren saßen einige
Minuten in düsterem Schweigen und vergegenwärtigten sich alle gräßlichen
Möglichkeiten des bevorstehenden Duells. Mr. Ringwood mußte sich eingestehen,
daß Ferdy den Kern der Sache getroffen hatte, als dieser seinen Kopf hob und
erklärte, es sei zum Teufel-Holen, daß George sein Ziel nicht verfehlen könne.
Er holte tief Atem, dann sagte er: «Muß unbedingt verhindert werden. Zum Teufel,
ich kann nicht zugeben, daß George den armen Sherry umbringt! Werde dir etwas
sagen, Ferdy: es gibt keinen andern Ausweg, als es Lady Sherry mitzuteilen.»
    Mr.
Fakenham, der in allen Belangen der Etikette stets Bescheid wußte, sah empört
auf, aber es gelang Gil, seine

Weitere Kostenlose Bücher