Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
Wirkung
des vom Honourable Ferdy Fakenham zusammengemixten Champagnerpunsches. Ihre
Brust hob und senkte sich vor Erregung, und sie mußte sich das demütigende Verlangen
nach einem erlösenden Tränenstrom eingestehen. Was die Erklärung Heros betraf,
daß George sie deshalb geküßt hätte, weil sie die
Veilchen verschmähte, so hatte sie noch nie im Leben eine so faule Ausrede
gehört. Sie sagte mit bebender Stimme: «Ich wundere mich ganz und gar nicht,
daß Sherry ihn zum Duell gefordert hat. Aber du, Hero! – wie konntest du das
nur tun? Ich hätte dich nie und nimmer für so leichtsinnig gehalten, so bar
aller Grundsätze!»
    «Ich bin
weder leichtsinnig noch bar aller Grundsätze!» rief Hero entrüstet. «Mir tat
der arme George eben furchtbar leid, und wenn er mich küssen wollte – aber
weißt du, nur zum Trost –, dann wäre es von mir ganz abscheulich gewesen, ihn
zurückzustoßen.»
    «Meine
liebe Lady Sheringham, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich nicht die Mühe
geben wollten, mir so alberne Geschichten zu erzählen», sagte Miss Milborne in
der Absicht, würdevoll zu sprechen, es klang aber, selbst für ihre eigenen
Ohren, bloß erbittert.
    «Isabella
Milborne, ich glaube, Sie sind das grausamste Geschöpf, das existiert!» rief
Hero mit blitzenden Augen. «Ich wollte es nicht glauben, als George sagte, daß
Sie kein Herz hätten, jetzt glaube ich aber tatsächlich, daß Sie keines
besitzen. Wie konnten Sie George am gestrigen Abend ansehen, ohne Mitleid mit
ihm zu empfinden?»
    Miss
Milborne wandte ihr Gesicht ab und erwiderte steif: «Wenn ich für Lord Wrotham
auch Mitleid empfunden haben mag – und darüber steht Ihnen, wenn es Ihnen
beliebt, kein Urteil zu! –, war es offensichtlich vergeudet, da es ihm so
leichtfiel, sich zu trösten!»
    «Blödsinn!»
erwiderte Hero. «Er wollte ganz einfach dich küssen, da er das aber nicht
konnte und ich gerade da war, so küßte er statt dessen mich; aber was das
Sich-Trösten anbelangt – wie kannst du nur so dumm sein? Weißt du denn nicht,
wie die Männer sind? Sie küssen so rasch und so leichtfertig – es bedeutet
ihnen aber gar nichts!»
    «Nein, ich
bin glücklich, von mir sagen zu können, daß ich das nicht weiß», erwiderte Miss
Milborne.
    «Du lieber
Gott! Und ich dachte immer, daß du weit mehr weißt als ich, da du doch um so
viel länger in Gesellschaft gehst», rief Hero treuherzig.
    Miss
Milborne errötete und antwortete mit spitzer Stimme: «Wollen Sie damit
andeuten, Madam, daß Sie der Ansicht sind, ich befände mich in Gefahr, eine
alte Jungfer zu werden?»
    «Nein,
durchaus nicht – aber vielleicht wirst du dennoch eine, liebe Isabella, wenn du
nicht lernst, ein wenig gütiger zu sein.»
    «In der
Tat! Vielleicht werden Sie mir noch predigen, ich solle meine Küsse mit der
gleichen Freigebigkeit verschenken, die Sie bewiesen haben?» sagte Miss
Milborne, deren Gesichtsfarbe sich beängstigend vertieft hatte.
    Als Hero
bemerkte, daß sie die Beauté in rasende Wut versetzt hatte, beeilte sie sich,
zerknirscht zu sagen: «Nein, wirklich nicht. Ich bitte dich um Verzeihung: ich
hätte das nicht sagen dürfen. Es ist nur, weil ich für George ganz besonders
freundschaftliche Gefühle habe und es nicht ertragen kann, wenn man ihn
unglücklich macht.»
    «Ich maße
mir nicht an, Madam, Ihnen einen Rat zu geben, ich hoffe aber, daß Ihre < besonders freundschaftlichen Gefühle > für Lord Wrotham Sie in Zukunft
nicht in eine noch weit größere Verlegenheit bringen werden als
in diese üble Affäre. Verzeihen Sie, wenn ich zu kühn spreche. Sie haben mir
die außerordentliche Ehre erwiesen, sich mir anzuvertrauen – zu welchem Zweck,
verstehe ich allerdings nicht ...»
    «Ach,
Isabella, bitte sprich doch nicht in dieser gezierten Weise mit mir!» beschwor
sie Hero. «Kannst du denn nicht erraten, warum ich gekommen bin, um deine
Hilfe zu erbitten?»
    «Ich habe
nicht die blasseste Ahnung.»
    «Ach, du
liebe Zeit, und ich habe dich immer für so klug gehalten. Bella, die Sache ist
die – ach, du mußt doch wissen, wie George ist! Sie behaupten, daß er sein Ziel
nie verfehlt, und – oh, Bella, er darf Sherry nicht töten, er darf ihn
nicht töten!»
    Miss
Milborne zuckte die Achseln. «Ich glaube, es besteht geringe Gefahr, daß einer
den andern tötet.»
    «Das dachte
auch ich, aber Gil und Ferdy waren den ganzen Vormittag bei George, und sie
sagen, daß nichts ihn umzustimmen vermag. Er duelliert sich viel zu gern – ist
das

Weitere Kostenlose Bücher