Georgette Heyer
herumzuschleppen, und je schneller ich
sie vom Hals habe, um so erfreulicher für mich!»
«Kostspielig?» fauchte sie. «Du vom
Hals haben? Und wer, bitte sehr, hat eigentlich die Rechnungen für London
bezahlt?»
«Deine Mutter, und das ist es ja,
was mir nicht paßt. Ich bin nicht unvernünftig in meinen Ansprüchen, und wenn
du beliebst, die alte Dame dazu zu überreden, daß sie ein Vermögen für Hofroben
und Ballkleider und alles übrige hinausschmeißt, dann wundert es mich nicht,
daß sie mir den Scheck nicht geschickt hat.»
«Mama hat versprochen, ihn zu
schicken, wenn Emily wieder gesund ist», sagte Lady Laleham nur mühsam
beherrscht.
«Ja, vorausgesetzt, daß du ihr das
Mädel nicht wegnimmst! Ein ausnehmend kluger Handel das! Ich wäre nicht
überrascht, wenn Emily nie gesund wird – und wo bleiben dann wir?»
«Was für ein Unsinn!» sagte sie
verächtlich. «Emily wird heimkommen, sobald wir diese gräßlichen Masern los
sind. Mama kann uns unsere Tochter nicht für immer vorenthalten.»
«Nein, aber ihr Geld, was wesentlich
wichtiger ist! Wenn du nicht so voll unsinnigem Ehrgeiz wärst, Susan, dann
würdest du sehen, ob die alte Dame nicht bereit wäre, uns ein hübsches Sümmchen
dafür zu geben, daß wir ihr Emily für immer überlassen!»
«Emily», sagte seine Frau kalt,
«wird genau dann zu uns zurückkehren, wenn ich es wünsche, und sie wird
nachher so bald heiraten, wie es Rotherham paßt.»
«Nun, es ist sehr wahrscheinlich,
daß es Rotherham überhaupt nicht passen wird, sie zu heiraten, sobald mir der
Polizist die Hand auf die Schulter legt, so gib nur acht, daß du nicht übers
Ziel schießt, Mylady!»
«Du wirst nicht wegen Schulden
verhaftet werden – falls du das meinen solltest –, solange man weiß, daß deine
Tochter mit einem der reichsten Aristokraten verlobt ist», antwortete sie.
«Sollte die Verlobung in die Brüche gehen, dann schaut die Sache allerdings
anders aus. Ich wäre dir daher sehr verbunden, wenn du nach Claycross
hinüber rittest und Rotherham beruhigtest – falls er den Verdacht hegt, daß
Emily ihn nicht gern heiratet!»
«Nach Claycross hinüberzureiten
macht mir nichts, weil Rotherham einen verdammt guten Sherry in seinem Keller
hat; aber wenn Emily zu deiner Mutter ausgerissen ist, weil sie Rotherham nicht
heiraten mag, ist es klar, daß sie von selbst wieder heimkommt, wenn er die
Verlobung auflöst, und sobald sie das tut, wird die alte Dame mit den Moneten
herausrücken. Was für mich also auf alle Fälle gut ausgeht. Wenn ihn Emily aber
nicht mag, dann wäre mir lieber, sie heiratete ihn nicht, denn ich hab nichts
gegen sie, und ihn mag ich selber nicht.»
«Sie mag ihn!» sagte Lady Laleham
schnell. «Aber sie ist sehr jung, und seine Leidenschaft hat sie erschreckt. Es
war nichts als Unsinn, versichere ich dir! Ich mache mir Vorwürfe, daß ich sie
beide aus den Augen gelassen habe – es wird nicht mehr passieren.»
«Nun, in dem einen Punkt kannst du
beruhigt sein: Rotherham wird die Verlobung von sich aus nicht lösen.»
«Wenn ich doch bloß dessen sicher
sein könnte!»
Sir Walter schüttelte den Kopf.
«Ach, das ist eines der Dinge, die ich dir nie beibringen konnte!» sagte er
bekümmert. «Du kannst mir aufs Wort glauben: Ein Gentleman, meine Liebe, löst
eine Verlobung nicht.»
Sie biß sich auf die Lippen, hielt
sich aber zurück. Sir Walter freute sich so sehr über seinen Triumph, daß er
schon am nächsten Tag nach Claycross hinüberritt.
Er wurde in Rotherhams Bibliothek
geführt, zwanzig Minuten nachdem Lord Spenborough sie nach einem
Höflichkeitsbesuch verlassen hatte – ein Umstand, der möglicherweise den
Ausdruck gelangweilter Ungeduld im Gesicht seines Gastgebers erklären mochte.
Sir Walter wurde ein höflicher, wenn auch nicht begeisterter Empfang zuteil,
und man plauderte eine halbe Stunde lang über Sportereignisse. Da dies Sir
Walters Lieblingsthema war, hätte er für den Rest seines Besuches weiterhin
diskutiert, in welcher Form sich die verschiedenen Rennpferde befanden, sowie
die Chancen von Scroggins, beziehungsweise Church – einem bekannt
unzuverlässigen Biest – in einem bevorstehenden Rennen in Moulseyhurst. Aber
Rotherham, der aufgestanden war, um die Gläser nachzufüllen, sagte: «Was für
Neuigkeiten bringen Sie mir über Miss Laleham?»
An seinen Auftrag erinnert,
antwortete Sir Walter: «Oh, soso, lala, wissen Sie! Besser – entschieden
besser! Ja, sie brennt schon darauf,
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