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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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herumgezogen
sind. Und damit ja nichts fehle, um meinen Tag zu krönen, hatte ich Emily erlaubt,
mit den jungen Aylshams allein in einem offenen Landauer zu fahren, ohne eine Anstandsdame, die
den Übermut dämpft, der unweigerlich eine Gesellschaft von Kindern befällt,
von denen keines über achtzehn Jahre alt ist. Als sie Wells erreicht hatte, war
sie für die Begriffe des Anstands schon viel zu lebhaft und bereit, endlos mit
dem Pickbuben zu flirten, der den ganzen Weg nach Wells neben dem Landauer
einhergeritten war.»
    «Serena, das hast du doch nicht
erlaubt? Es ist doch für euch beide einfach schockierend, sich mit solchen
gewöhnlichen Leuten gemein machen zu müssen!»
    «Stimmt genau! Ich habe mich danach
sofort mit dem ehrenwerten Mr. Goring verbündet, und wir haben sie miteinander
unter strenger Beobachtung gehalten. Um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen,
sobald sie von den wilderen Teilnehmern der Gesellschaft abgesondert war,
wurde sie schnell wieder nüchtern. Aber auf dem Heimweg habe ich ihr eine
schauerliche Strafpredigt gehalten, das kann ich dir sagen!»
    «Hast du bedacht, was Lord Rotherham
zu alledem sagen würde?» fragte Fanny und streifte sie mit einem Blick.
    «Das war nicht nötig – ich wußte es!
Das war ja auch die Essenz meiner Predigt, hat mir eine Tränenflut und die flehentliche Bitte eingebracht, ihm
oder der Mama nichts zu sagen.»
    «Tränen und Flehen! Behauptest du immer noch, Serena,
daß sie keine Angst vor ihm
hat?»
    «Nein, sie hat ziemlich viel Respekt
vor ihm, und ich nehme
an, er hat sie
erschreckt», antwortete Serena kühl.
    «Wenn er das getan hat, wirst du
wohl kaum weiter bei dem Glauben verharren, daß er sie liebt!»
    Serena wandte sich ab, um ihre
Handschuhe aufzunehmen. «Ich habe allen Grund zu glauben, meine liebe Fanny,
daß er sie ä corps
perdu liebt», sagte
sie trocken. «Wenn ich mich nicht sehr irrre, ist es gerade die Heftigkeit
seiner Leidenschaft, die sie erschreckt hat, und nicht seine vernichtende
Zunge! Vor der hat sie nur Respekt, und das ist sehr gut, denn sie ist zu
kopflos und läßt sich zu oft zu ausgelassenem Benehmen hinreißen. Ich könnte
schwören, daß sie in ihre panische Angst nicht durch einen Vorwurf versetzt
wurde. Daran ist sie zu sehr gewöhnt. Aber für einen Mann von Erfahrung hat
Rotherham sie sehr übel behandelt. Wenn ich nicht den Verdacht hätte, daß er
das schon selbst erkannt hat, wäre ich stark versucht, es ihm zu sagen.»
    «Aber, Serena!» protestierte Fanny
entsetzt.
    «Rege dich nur nicht auf! Ich stelle
mir vor, das ist der Grund, warum er nicht nach Bath gekommen ist, um Emily zu
besuchen. Zweifellos hat Lady Laleham ihn mit einem Wink abgehalten – sie
wenigstens ist klug genug, um zu wissen,
daß es für eine so scheue kleine Unschuld wie Emily fatal wäre, die Werbung zu
hitzig voranzutreiben. Ich möchte wissen, ob sie sie wohl je allein beisammen
gelassen hat – außer daß ich annehme, daß er zuerst vorsichtig war, um ein
Fohlen nicht zu erschrecken, von dem er wissen mußte, daß es so scheu ist, daß
es bei einer einzigen falschen Bewegung ausschlägt.» Sie verzog den Mund. «Er
ist zwar eine ungeduldige Natur, aber ich habe es nicht erlebt, daß er es je
auf dem Kutschbock oder im Sattel gewesen wäre. Ich gestehe, ich staune, daß
ein Mann mit so schönen, leichten Händen einen solchen Fehler gemacht haben
konnte!»
    «Serena, ich beschwöre dich, sprich
nicht so gräßlich!» unterbrach sie Fanny heftig. «Emily ist kein Pferd!»
    «Fohlen, meine Liebe, Fohlen!»
    «Nein und nein, Serena! Und was
immer du dir vorstellen magst, ich jedenfalls glaube, daß er nicht nach Bath
gekommen ist, weil er nicht weiß, daß Emily hier ist. Entsinne dich, daß Lady
Laleham nicht um alles in der Welt möchte, daß er Mrs. Floore erblickt! Verlaß
dich darauf, sie hat ihn – falls das überhaupt nötig war – mit irgendeiner Lüge
abgespeist!»
    «Rotherham kennt Emilys Adresse sehr
gut. Sie erhielt gestern einen Brief von ihm aus Claycross», antwortete Serena.
«Lady Laleham hat irgendein anderes Mittel gefunden, um ihn von Bath fernzuhalten.
Ich zweifle nicht, daß er Emily wesentlich rücksichtsvoller behandeln wird,
wenn er sie wiedersieht – obwohl ich es von ihm nicht für klug halte, ihr zu
schreiben und auf eine baldige Hochzeit zu drängen, solange er ihre
jungfräulichen Ängste nicht beschwichtigt hat. Ich hoffe jedoch, daß diese
Aufgabe zu einem gewissen Grad ich für ihn erledigt

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