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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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noch vor der Geburt Seiner Lordschaft nach Claycross gekommen
war.
    Er hörte sich das Problem an und
sagte nach einem Augenblick der Überlegung: «Ich fürchte, er wird nicht recht
erfreut sein, aber ich bin der Meinung, man sollte ihn informieren.»
    «Ja, Mr. Wilton. Das ist auch meine
Ansicht», stimmte Peaslake zu. Er fügte ausdruckslos hinzu: «Außer daß er
sagte, er wünsche nicht gestört zu werden.»
    «Ach so», sagte Mr. Wilton und legte
die Feder sorgfältig in die Schale, wohin sie gehörte. «In diesem Fall werde
ich ihm die Nachricht selbst überbringen, wenn es Ihnen lieber ist?»
    «Danke, Mr. Wilton, das wäre es
wirklich!» sagte Peaslake dankbar, folgte ihm aus dem Büro und sah respektvoll
seinem Anmarsch auf die Bibliothek zu.
    Rotherham saß über seinen
Schreibtisch voll Papiere gebeugt. Als sich die Tür öffnete, sagte er, ohne die
Augen von dem Dokument zu heben, das er gerade studierte: «Wenn ich sage, ich
wünsche nicht gestört zu werden, so meine ich genau das! Hinaus!» zischte er.
    «Ich bitte Eure Lordschaft um
Verzeihung», sagte der Majordomus in unerschütterlicher Ruhe.
    Rotherham blickte auf, und seine
Miene erhellte sich etwas. «Oh, Sie sind's, Wilton! Was gibt's?»
    «Ich komme, um Sie zu informieren,
Mylord, daß Mr. Monksleigh Sie zu sehen wünscht.»
    «Schreiben Sie ihm, daß ich auf dem
Land bin und niemanden empfange.»
    «Mr. Monksleigh ist bereits hier,
Mylord.»
    Rotherham warf das Blatt hin, das er
hielt. «O verflucht noch einmal!» rief er aus. «Na, und?»
    Mr. Wilton antwortete nicht, sondern
wartete sanftmütig.
    «Ich glaube, ich muß ihn also
empfangen», sagte Rotherham gereizt. «Warum zum Teufel werden Sie dazu verwendet,
Besucher anzumelden, Wilton? Ich halte einen Butler und vier Lakaien in diesem
Haus und sehe nicht ein, warum es nötig sein soll, daß Sie ihre Pflichten auf
sich nehmen! Wo ist Peaslake?»
    «Er ist da, Mylord», antwortete Mr.
Wilton ruhig.
    «Warum also kommt nicht er und
meldet mir die Ankunft von Mr. Monksleigh?»
    Mr. Wilton zuckte nicht mit einer
Wimper bei dem drohenden Tonfall der rauhen Stimme, noch beantwortete er die
Frage. Er sah seinen Herrn nur ausdrucksvoll an.
    Plötzlich dämmerte ein schiefes
Grinsen auf. «Furchtsamer Tropf! Nein, ich meine nicht Sie, und das wissen Sie
sehr gut! Wilton, ich bin in einer höllischen Stimmung!»
    «Ja, Mylord. Es wurde bemerkt, daß
Sie ein bißchen verdrießlich sind.»
    Rotherham brach in Lachen aus.
«Warum sagen Sie nicht geradeheraus: mürrisch wie ein Bär, und damit basta?
Ich erlaube es Ihnen! Sie wenigstens reizen mich nicht damit, daß Sie wie ein
Pudding zittern, wenn ich Sie bloß anschaue!»
    «O nein, Mylord! Aber ich kenne Sie
ja schließlich auch schon lan ge und habe mich an Ihre Anfälle mürrischer
Laune gewöhnt», sagte Mr. Wilton beruhigend.
    Rotherhams Augen glänzten
anerkennend. «Wilton, werden Sie denn nie wütend?»
    «In meiner Stellung, Mylord, ist man
verpflichtet, seine schlechte Laune zu beherrschen», sagte Mr. Wilton.
    Rotherham warf die Hand in die Höhe. «Touché! Verdammt noch einmal, wie können Sie es nur wagen?»
    Mr. Wilton lächelte ihn an. «Soll
ich Mr. Monksleigh hereinführen, Mylord?»
    «Auf keinen Fall! Das soll Peaslake
tun! Sie können ihm, wenn Sie wollen, sagen, daß ich ihm nicht den Kopf
abreißen werde!»
    «Sehr wohl, Mylord», sagte Mr.
Wilton und zog sich zurück.
    Kurz darauf öffnete der Butler die
Tür und meldete Mr. Monksleigh; und Rotherhams ältestes Mündel schritt
entschlossen ins Zimmer.
    Der schlanke junge Gentleman, nach
dem letzten Schrei der Mode gekleidet, mit hautengen hellgelben Beinkleidern
und gestärkten Kragenspitzen, die so hoch waren, daß sie die Wangenknochen
beschatteten, kämpfte offensichtlich mit den widerstreitendsten Empfindungen.
Wut funkelte in seinen Augen, aber eine nervöse Unruhe hatte seine Wangen etwas
bläßlich gefärbt. In der Mitte des Zimmers blieb er stehen, schluckte, sog
hörbar den Atem ein und explodierte: «Vetter Rotherham! Ich muß und werde mit
dir sprechen!»
    «Wo zum Teufel hast du diese
abscheuliche Weste her?» fragte Rotherham.

17
    Da sich Mr. Monksleigh, während er im
Grünen Salon warten mußte, damit beschäftigt hatte, seine Eröffnungsansprache
zusammenzustellen und stumm zu proben, brachte ihn diese völlig unerwartete
Frage völlig aus dem Gleichgewicht. Er blinzelte und stammelte: «Sie ist
n-nicht ab-b-scheulich! Sie ist d-der letzte Schrei!»
    «Die

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