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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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ahnte! Ich warne dich! Wenn du mir erzählst, daß ich gut bin – und noch dazu
mit einer so melancholischen Stimme! –, schicke ich sofort um den Arzt. Oder
soll es lieber doch das Dower House sein?»
    «Weder, noch», sagte Fanny mit
entschlossener Heiterkeit. «Ich will Bath durchaus nicht verlassen, solange ich
nicht muß. Machen wir mit meiner Gesundheit keine Geschichten! Demnächst wirst
du mir erzählen, daß ich ein häßliches altes Weib voller Runzeln bin! Hast du
etwas Neues in der Stadt gehört?»
    «Keine Neuigkeit, aber ich sah ein
neues Gesicht: Gerard Monksleigh! Wenn du ihn bloß gesehen hättest! Ganz und
gar der Stutzer nach dem letzten Schrei, mit Kragenspitzen wie die reinsten
Scheuklappen und einer sehr feschen Weste!»
    «Heiliger Himmel, was den wohl
herführt? Ist Mrs. Monksleigh auch hier?»
    «Nein, er sagte, er sei bei einem
Freund hier in der Umgebung. Hector meinte, er sei nicht erfreut gewesen, als
er mich sah, aber ich vermute, daß ...» Sie unterbrach sich plötzlich, und ihre
Augen fingen zu lachen an. «Oh, wer weiß, ob Hector nicht trotzdem recht hat?
Fanny, kannst du dich erinnern, daß mir meine Tante einmal schrieb, Gerard hätte sich sehr in Emily
verschossen? Könnte es sein, daß der dumme Junge hergekommen ist, um ihr
nachzulaufen?»
    «Jedenfalls würde er besser zu ihr
passen als Lord Rotherham», sagte Fanny.
    «Er würde denkbar schlecht zu ihr
passen, meine Liebe, denn ganz abgesehen davon, daß er kein Vermögen hat, ist
er fast ebenso dumm wie sie und außerdem dem Schuljungenalter noch nicht
entwachsen. Aber daß er Ivo gefährlich wird, ist absolut unwahrscheinlich,
selbst wenn er als verlassener Liebhaber hergekommen sein sollte. Ich merke,
daß Emily immer nur mit Männern flirtet, die ziemlich älter sind als sie – ihre
jungen Verehrer hält sie für dumm. Es ginge natürlich nicht an, wenn Gerard
einen Narren aus sich machte, indem er zum Vergnügen der Spötter von Bath den
enttäuschten Liebhaber mimt. Ich möchte nur wissen, ob er mir einen Bären
aufgebunden hat, als er erzählte, daß er auf Besuch bei Freunden sei, oder ob
er irgendwo in Bath versteckt auf der Lauer liegt. Es wird vielleicht gut sein,
wenn ich Emily einen Wink gebe, daß sie ihn nicht ermutigt, hinter ihr herzulaufen.
Sie fährt morgen mit mir nach Farley Castle.»
    Das sagte sie leichthin und ahnte
nicht, daß Emilys Gedächtnis alle Erinnerung an diese Verabredung entschlüpft
war. Die Vier-Uhr-Post hatte ihr schlimme Nachricht gebracht: Lady Laleham und
Lord Rotherham würden nach Bath kommen.
    Lady Laleham war wenigstens so
liebenswürdig, den Tag ihrer Ankunft bekanntzugeben; aber noch erschreckender
war, daß Lord Rotherham am Ende eines kurzen Briefes – der nur zu deutlich
Ungeduld, wachsenden Zorn und den Entschluß verriet, seine zögernde Braut für
sich zu beanspruchen – bloß schrieb, er habe vor, unverzüglich nach Bath zu
kommen, und erwarte, Emily werde nicht allein bereit sein, ihn zu empfangen,
sondern auch zur Sache zu kommen. Mr. Monksleigh erwähnte er nicht; Lady
Laleham jedoch erzählte ihrer Tochter von seinem vergeblichen Besuch in
Cherrifield Place und befahl ihr warnend, falls es ihm zufällig doch gelungen
sei, ihren Aufenthaltsort zu entdecken, und er sogar jetzt in Bath sein sollte,
ihn sofort seines Weges zu schicken. Denn wenn Lord Rotherham herausfände, daß
Mr. Monksleigh entgegen seinem Verbot, seine Verlobte zu besuchen, ihr etwas
vormache – er scheine sich für einen Rivalen zu halten –, wäre Lord Rotherham
sehr (mehrmals unterstrichen) und verständlicherweise böse. Dies aber würde
auch sein: Emilys liebende Mama.
    Die vereinte Wirkung dieser zwei
Botschaften stürzte Emily in einen Wirbel fieberhafter Vorstellungen. Zwei
furchterregende Gestalten voll Wut und Entschlossenheit strebten geradewegs auf
sie zu, die eine bestimmt am Nachmittag des nächsten Tages, die andere
vielleicht sogar früher. Zwischen diesen beiden
würde Emily unvermeidlich zermalmt werden. Sie sah sich schon von ihrer Mutter
zum Altar gezerrt und alldort der Gewalt eines Mannes ausgeliefert, der in
ihrer verzerrten Einbildung mittlerweile als erbarmungsloses Ungeheuer figurierte.
Daß ihre Großmutter einschreiten könnte, um sie von diesem abscheulichen
Schicksal zu erretten, fiel ihr überhaupt nicht ein, teils, weil sich Mrs.
Floore aus verständlichen Gründen zurückgehalten hatte, Emily gegenüber ihre
Meinung über ihre einzige Tochter zum Ausdruck zu

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