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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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«Hab keine Angst! Selbst wenn er uns einholen sollte, werde ich ihm
nicht erlauben, dich zu erschrecken», sagte er mannhaft. «Das einzige, warum
es mir lieber wäre, wenn er uns nicht einholte, ist diese verdammte
Geschichte, daß ich sein Mündel bin. Das macht die Sache eklig. Aber es besteht
ja kein Grund zu der Annahme, daß er vorhat, gerade heute nach Bath zu kommen,
und auf jeden Fall hab ich einen großartigen Plan, ihn von der Spur
abzubringen! Er muß schon verdammt schlau sein, wenn er uns vielleicht bis nach
Wolverhampton verfolgt; aber ich schmeichle mir, daß er dort verwirrt wird,
weil ich dort für eine regelrechte Sackgasse gesorgt habe. Wir werden nämlich
die Kutsche auszahlen, Emily, und in einem Reisewagen weiterfahren! Verlaß
dich drauf, darauf wird er nie im Leben kommen, besonders weil wir ein- oder
zweimal umsteigen werden. Ich glaube, es gibt keine Reisewagen, die von dort
direkt nach Carlisle gehen; und dort, dachte ich mir, werden wir wieder in eine
Kutsche umsteigen.»
    «Aber in einem Reisewagen ist es
gräßlich unbequem!» wandte Emily ein.
    Als sie Bristol erreichten und zum
erstenmal die Pferde wechselten, war sie immer noch nicht überzeugt, daß sie
eine komplizierte Reise im Reisewagen unterhaltsam finden würde. Gerard hielt
ein scharfes Auge auf den erpresserischen Postillion, stieg aus und verwickelte
ihn in ein Gespräch, um zu verhindern, daß er dem neuen Postillion verriet, es
handle sich um ein durchgebranntes Pärchen, das an die Grenze wollte.
Inzwischen hatten die Stallburschen, die Gerard beschworen hatte, zwei lebhafte
Pferde vorzuspannen, die zwei faulsten Tiere im Stall herangeführt und
versicherten ihm – mit einem Zwinkern zum Postillion –, er würde sehen, daß
diese beiden zwei erstklassige Traber seien. Schon nach einer kurzen Strecke
war es klar, daß sie zwei erstklassige Stolperer waren. Gerard ließ das
Vorderfenster in der Kutsche herab und beschimpfte den Postillion, der sofort
anhielt, sich im Sattel heftig herumdrehte und sich hitzig verteidigte. Emily
zupfte Gerard am Ärmel, bat ihn, nicht mit dem Mann zu streiten, und wies sehr
vernünftig darauf hin, da es keine Möglichkeit gab, die unerwünschten Rösser
bis zum nächsten Posthaus zu wechseln, bedeute es Zeitverschwendung, mit dem
Postillion zu streiten. Gerard setzte sich also, schäumend vor Wut, wieder
hin, und die Kutsche fuhr mit einem so plötzlichen Ruck an, daß die beiden
Passagiere fast auf den Boden purzelten.
    Für ein Pärchen, das darauf brannte,
so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Bath zu legen, und dies in der
möglichst kürzesten Zeit, war das langsame Vorwärtskommen über die nächsten
neun Meilen eine Qual. Emily wurde bald die Beute erregter Überlegungen.
Entgegen jeder Vernunft bildete sie sich ein, daß sie schon verfolgt wurden,
und jedesmal, wenn ein herrischer Hornruf ankündigte, daß irgendein schnelleres
Gefährt die Kutsche überholen wollte, klammerte sie sich an Gerards Arm und
kreischte auf. Beim Ship Inn jedoch trafen sie es besser, denn dort wurden sie
mit zwei starken Rössern versorgt und bekamen einen jungen Postillion, der dem
Drängen, die Pferde ein bißchen anzufeuern, mit solcher Begeisterung gehorchte,
daß die Kutsche heftig schaukelte und
schwankte und es Emily schlecht wurde. Gerard mußte den jungen Mann bitten, das
Tempo zu verringern, aber er hatte das Gefühl, daß ziemlich viel von der
verlorenen Zeit eingeholt worden war, und so unterzog er sich der Aufgabe, Emilys
Ängste zu besänftigen und ihre Gedanken auf eine friedliche Zukunft zu lenken.
Es gelang ihm recht gut, indem er elegant über die nächsten ein, zwei Jahre
hinwegglitt und bei der Zeit verweilte, da er ein wichtiges Mitglied der
Verwaltung Lord Liverpools geworden sein würde. Und als sie dreiundzwanzig
Meilen hinter Bristol das Cambridge Inn erreichten, hatte Emily ihre Ängste
zeitweilig vergessen und diskutierte die unterschiedlichen Vorteile der Green
Street und des Grosvenor Square als Adressen des eventuellen Domizils eines
aufstrebenden Politikers.
    Ein paar Meilen weiter gab es am Schlagbaum
von Church End einen kleinen Zwischenfall, als der Zollwärter den lebhaften
Versuch unternahm, Gerard, den er für einen Grünschnabel hielt, zu übervorteilen.
Aber aus diesem Zusammenstoß ging Gerard siegreich hervor, was ihn so freute,
daß sein Selbstvertrauen noch mehr wuchs; und die nächsten vier Meilen lang
schilderte er Emily prahlerisch alle Erlebnisse

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