Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
überstürzt erscheint! Nicht daß dies
allerdings im geringsten etwas zu sagen hätte! Auf mein Wort, es würde mich sogar
interessieren, mit welchem Recht Sie ...»
    Hier endete die Rede etwas abrupt,
denn Serena drehte sich rasch nach ihm um, und ihre Augen blitzten gefährlich.
«Bist du von Sinnen?» fragte sie. «Was zum Teufel erlaubst du dir, mit mir in
diesem Ton zu sprechen?»
    Er fuhr zurück, murmelte aber: «Nun,
ich sehe nicht ein, was Sie das angeht! Sie brauchen nicht zu denken ...»
    «Ich möchte dich darauf aufmerksam
machen, Gerard, daß du nicht zu einem deiner Schulkameraden sprichst!»
unterbrach sie ihn. «Ich lasse mir diesen Ton von keiner
Menschenseele gefallen, und zu allerletzt von einem grünen Jungen deines
Alters! Ich habe immer geglaubt, daß Rotherham mit dir zu streng ist, aber ich
komme sehr rasch zu dem Schluß, daß er zu nachgiebig wart Was du brauchst, und
was ich versucht bin, dir zu verschaffen, ist eine scharfe Lektion in
Höflichkeit! Steh nicht hier herum und glotz mich nicht so dumm und ungezogen
an! Und verschwende deine Zeit nicht damit, mir mit dem Schwulst über die
Umstände zu kommen, die dich dazu bewogen haben sollen, einen, wie du es
nennst, überstürzten Schritt zu tun, was aber, wie du recht gut weißt, in
Wirklichkeit ein schändlicher und unehrenhafter Streich ist!»
    Mr. Gering, der das Zimmer zu Beginn
dieses meisterhaften Anschnauzers betreten und sehr anerkennend zugehört
hatte, sagte sehr höflich: «Ich werde Ihnen mit Vergnügen dienen, Lady Serena.»
    Sie zwinkerte ihm zu. «Das bezweifle
ich nicht – noch, daß Sie ein vorzüglicher Lehrer wären, Sir! Aber ich hoffe,
es wird nicht nötig sein, daß ich Sie bemühe.»
    «Es wäre mir nur ein Vergnügen,
Ma'am.»
    Mr. Monksleigh, der sich unversehens
zwischen einer Rachegöttin einerseits und einem stämmigen, entschlossenen Herrn
andererseits sah, hielt es für klug, sich aus seiner gefährlichen Stellung
zurückzuziehen. Er bat um Entschuldigung und sagte, er habe nicht unhöflich
sein wollen. Dann kam der Wirt in Begleitung eines Kellners zurück, um den
Tisch zu decken, ein banales Geschäft, das Gerard zu der Romantik seiner
Eskapade völlig unpassend fand. Als sie wieder allein waren, setzte sich Lady
Serena an den Kopf der Tafel, begann Kaffee einzuschenken und befahl dem
verhinderten Liebespaar, die Plätze einzunehmen, als säße sie einer Mahlzeit im
Kinderzimmer vor.
    «Oh, ich kann nichts
hinunterbringen!» sagte Emily weinerlich.
    «Sobald Sie es nur versuchen, wette
ich, Sie kommen darauf, daß Sie sich irren», antwortete Serena. «Was mich
betrifft, ich habe einen Bärenhunger, und Mr. Goring bestimmt auch. Also kommt
und setzt euch hin, bitte sehr! Mr. Goring, wenn Sie sich an das andere Ende
setzen und den Schinken anschneiden, darf sich Gerard links neben mich
hinsetzen, und wir werden es recht behaglich haben.»
    Etwas Unbehaglicheres als die
Haltung der beiden Liebenden konnte man sich freilich kaum vorstellen. Mr.
Goring, der von seiner Aufgabe aufblickte, konnte sich nur schwer das Lachen
verbeißen.
    «Ich will nicht zurück! Ich will
einfach nicht!» erklärte Emily weinerlich. «Oh, kein Mensch war je so
unglücklich wie ich!»
    «Na, wissen Sie, ich glaube, Sie
verdienen es, unglücklich zu sein», sagte Serena. «Sie haben Mr. Goring und mir
sehr viel Mühe verursacht; Sie haben sich derart benommen, daß, würde es je
bekannt wer den, Sie unter jeder Kritik stünden; und das Schlimmste von allem,
Sie haben Ihre Großmama krank gemacht. Wirklich, Emily, Sie sind alt genug, um
nicht so unglaublich gedankenlos zu sein! Als ich heute früh am Beaufort Square
ankam, fand ich Mrs. Floore gerade nach einem Herzanfall vor, und in einer
solchen Verzweiflung, daß ich den größten Schock meines Lebens erlitt.»
    Emily brach in Tränen aus. «Lady
Serena, es hat keinen Zweck, wenn Sie versuchen, sich einzumischen!» sagte
Gerard. «Dieser Schritt wurde nicht unüberlegt unternommen! Und was das < unehrenhaft > betrifft, so kann davon keine Rede sein! Wenn Sie glauben,
daß ich hinter Rotherhams Rücken gehandelt habe, so irren Sie sich gewaltig!
Bevor ich überhaupt nach Bath gekommen bin, fuhr ich nach Claycross und sagte
meinem Vetter, was ich zu tun gedachte!»
    Lady Serena stellte ihre Tasse
nieder. «Du hast Rotherham gesagt, daß du mit Emily durchbrennen wirst?»
wiederholte sie.
    Er wurde rot. «Nein, das nicht! Nun,
da hatte ich ja auch noch nicht vor, durchzubrennen.

Weitere Kostenlose Bücher