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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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eine Erfrischung! Sag dem Wirt, daß es für mich ist und
daß ich gern einen Privatraum hätte!»
    «Lady Serena!» sagte er wütend. «Ich
muß Ihnen klarmachen ...»
    «Aber natürlich! Wir haben einander ja so viel zu
sagen! Ich ganz besonders dir! Aber doch nicht im Hof, meinst du nicht auch?»
    Sie wandte sich ab und ging zur
Kutsche, wo Mr. Goring, der die Zügel der beiden Pferde dem Stallknecht
übergeben hatte, schon dabei war, Emily zum Aussteigen zu überreden. Sie
schien drauf und dran, in Tränen auszubrechen, aber er nahm ihre Hand fest in
die seine und sagte ernst, aber sehr freundlich: «Kommen Sie, Miss Laleham!
Es gibt nichts zu fürchten. Aber Sie dürfen nicht weiterfahren! Lassen Sie mich
Ihnen beim Aussteigen helfen, und dann werden wir die Sache vernünftig
besprechen, ja?»
    «Sie verstehen nicht!» sagte sie und
versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. «Ich kann nicht – ich will nicht ...»
    «Doch, ich verstehe, aber Sie machen
einen Fehler, den Sie bitter bereuen würden, mein Kind. Seien Sie versichert,
daß Ihre Großmama niemandem erlauben wird, Sie zu etwas zu zwingen, was Sie
nicht wollen!»
    Sie sah nicht sehr überzeugt drein,
aber sein Ton, ganz der eines Mannes, der ein erschrockenes Baby beruhigen
will, besänftigte sie etwas und gab ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Sie
überließ ihm ihre Hand und protestierte nur schwach, als er sie aus der Kutsche
hob. Als sie sich Aug in Aug mit Serena fand, senkte sie den Kopf schuldbewußt
und wagte nicht, ihr ins Gesicht zu blicken.
    «So ist es recht!» sagte Serena
aufmunternd. «Nun werden wir, bevor wir heimfahren, noch Kaffee trinken, meine
Liebe. Mr. Goring, ich überlasse es Ihnen, dafür zu sorgen, daß die Pferde
richtig versorgt werden. Bitte, sagen Sie dem alten Runcorn, daß Fobbing in
einigen Tagen herüberkommt, um meine Stute abzuholen, und arrangieren Sie, daß
in einer halben Stunde vier gute Pferde angespannt werden. Ich weiß, ich kann
mich ganz auf Sie verlassen.»
    Dann zog sie Emily unwiderstehlich
mit sich in den Gasthof; sie trafen Gerard auf der Schwelle, und Serena sagte:
«Nun, hast du getan, was ich dir sagte?»
    Diese Frage, darauf berechnet, Mr.
Monksleigh auf das Niveau eines Schuljungen hinabzudrücken, trieb ihm die Röte
des Ärgers ins Gesicht; er sagte mürrisch: «Ich bin bereit, unsere Reise für
ein paar Minuten zu unterbrechen, Ma'am, aber bitte, bilden Sie sich nicht ein,
daß ich Ihnen erlauben werde, mir zu diktieren oder Miss Laleham zu tyrannisieren!
In Zukunft wird das Wohlergehen Miss Lalehams ...»
    Er hielt inne, nicht weil er
unterbrochen wurde, sondern weil es vollkommen klar war, daß Serena ihm gar
nicht zuhörte. Der Wirt war geschäftig herbeigekommen, sie ging an Gerard
vorbei auf ihn zu und sagte in ihrer freundlichen Art: «Nun, Shere, und wie
geht es Ihm?»
    «Recht gut, Mylady, danke! Und wie
geht es Euer Gnaden? Und Mylady Spenborough? Wenn ich doch bloß gewußt hätte,
daß wir heute die Ehre haben werden, Euer Gnaden mit einem Mittagsimbiß dienen
zu dürfen!»
    «Kaffee und kalter Braten werden uns
vollkommen genügen. Mr. Monksleigh hat Ihnen bestimmt schon erzählt, daß er
Miss Laleham auf einer Fahrt begleitet, die, wie zu fürchten war, ein trauriges
Ziel hatte. Einer ihrer Brüder ist plötzlich erkrankt, und man befürchtete das
Schlimmste, so daß ihr nichts übrigblieb, als umgehend nach Wolverhampton zu
fahren, wo er sich derzeit aufhält. Aber glücklicherweise haben wir bessere
Nachrichten erhalten, und so bin ich hinter ihr hergaloppiert, um ihr eine
langweilige und höchst betrübliche Reise zu ersparen. Arme Emily, Sie sind ja
noch ganz durcheinander, und das ist wahrhaftig kein Wunder! Sie werden eine
Weile ganz ruhig rasten, bevor wir nach Bath zurückkehren.»
    Der Wirt bat sie sofort höflichst,
in sein bestes Privatzimmer zu kommen; und Emily, völlig verwirrt von Serenas
Beredsamkeit und unfähig, ihr zu widerstehen, ließ sich in das Zimmer führen
und fürsorglich in einen Stuhl verstauen. Mr. Monksleigh bildete die Nachhut,
weil er nicht wußte, was er sonst tun sollte. Sein Selbstvertrauen verließ ihn
rapid, aber kaum hatte der Wirt das Zimmer unter vielen Verbeugungen verlassen,
versuchte er neuerlich, sich durchzusetzen, und sagte gewichtig: «Verstehen wir
uns richtig, Ma'am, – wir lassen uns nicht von unserem Vorhaben abbringen! Sie
kennen die Umstände nicht, die uns dazu veranlaßten, einen Schritt zu
unternehmen, der Ihnen zweifellos

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