Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
mit häßlichen Gesellen, die
versucht hatten, ihn hereinzulegen, und sich kraftvoll niedergerungen sahen.
    Ungefähr um diese Zeit bogen Serena
und Mr. Goring nach einem großartigen Galopp querfeldein in einen engen
Hohlweg, der von der Landstraße Bristol-Gloucester zu dem Dorf Dursley führte.
    «Beim Zeus, Lady Serena, Sie sind
eine verteufelte Reiterin!» rief Mr. Goring unwillkürlich vor Bewunderung aus.
    Sie lachte und beugte sich vor, um
den dampfenden Hals der Stute abzuklopfen. «Ich mag ein flottes Tempo; Sie
nicht auch?»
    «Ich würde das eher ein
halsbrecherisches Tempo nennen!» gab er zurück. «Sie gehen aufs Ganze! Ich war
zu Tod erschrocken, als Sie geradewegs auf jene Fallhürde losritten!»
    «Waren Sie das wirklich? Mir schien
ja nicht gerade, daß Sie zurückblieben, Mr. Goring!»
    Er lächelte. «Nun, wenn Sie diese
Hürde zu nehmen beliebten, was blieb mir anderes übrig, als Ihnen zu folgen?»
    «Sehr richtig! Wenn Sie Ihren
Angeber von einem Braunen gegen meine Stute ausspielen wollten, blieb Ihnen
auch gar nichts anderes übrig –, aber mir war, als hätten Sie Ihr möglichstes
getan, um mir zuvorzukommen!» sagte sie und warf ihm einen neckenden Blick zu.
«Geben Sie zu, daß Ihnen dieses letzte Hindernis genausoviel Spaß machte wie
mir! Ich jedenfalls könnte Gerard und Emily fast ihre Ungehörigkeit verzeihen:
seit ich in Bath bin, hat mir noch nie etwas so gut gefallen. Wie spät ist es?»
    Er zog seine Uhr heraus. «Zwanzig
Minuten vor zwei. Ich glaube, wir dürften sie einholen, bevor sie Gloucester
erreichen.»
    Kurz darauf waren sie auf der
Landstraße, und Cambridge Inn kam in Sicht. Hier ließ Serena Mr. Goring, der
das Haus gut kannte, die nötigen Erkundigungen einholen. Er kam gleich darauf
mit der Auskunft zurück, daß die gelbe Kutsche vor ungefähr zwanzig Minuten
die Pferde gewechselt hatte. «Sie schwitzten arg», fügte er hinzu, als er sich
wieder in den Sattel schwang, «der junge Monksleigh holt also zweifellos das
beste Tempo heraus, das ihm möglich ist.»
    «In dem Fall werden also auch wir
nicht bummeln», sagte Serena. «Was haben Sie vor, wenn die Kutsche in Sicht
kommt?» fragte Mr. Goring. «Soll ich sie aufhalten?»
    «Guter Gott, nein! Wir wollen keine
dramatische Szene auf der Landstraße! Wir werden diskret hinterdreinreiten, um
zu sehen, in welchem Gasthof sie haltzumachen gedenken. Und dann überlassen Sie
es mir! Ich kenne Gloucester so gut wie Sie Bristol. Ich werde besser imstande
sein, die Sache glatt ablaufen zu lassen, als Sie. Ja, ja, ich weiß, Sie
möchten am liebsten Gerard einen Tanz machen, aber ich habe den Ehrgeiz, diese
Verwicklung zu lösen, ohne Staub aufzuwirbeln!»
    So kam es, daß Gerard, als er am
Ball Inn in Gloucester aus der Kutsche sprang, um die Pferde, die vorgeführt
wurden, zu inspizieren, einen äußerst unangenehmen Schock erhielt. «Bin ich
froh, daß ich euch erwischt habe!» sagte eine liebenswürdige Stimme. «Du
brauchst die Pferde nicht einspannen zu lassen!»
    Gerard traute seinen Ohren nicht und
wirbelte herum. Aber sie hatten ihn nicht getrogen: es war wirklich Lady
Serena, die gesprochen hatte. Sie stand dicht hinter ihm, mit einem
freundlichen Lächeln um den Mund, aber ihre Augen glitzerten. Er starrte sie
aus hervorquellenden Augen an, stand wie gelähmt da und konnte nur stammeln:
«L-Lady Serena!»
    «Ich wußte doch, daß du überrascht
sein würdest!» sagte sie noch immer mit dieser gräßlichen Liebenswürdigkeit.
«Es ist also doch nicht nötig, Emily nach dem Norden zu jagen: ihrem Bruder
geht es viel besser! Großartige Nachricht, nicht? Der Brief kam zu spät, als
daß jemand dich hätte aufhalten können, bevor du Bath verließest, so sagte ich
ihrer Großmutter, ich würde euch beiden nachreiten. Mr. Goring – kennst du Mr.
Goring? – war so liebenswürdig, mich zu begleiten, und hier sind wir!»
    Gerard brachte mit erstickter Stimme
heraus: «Es geht Sie nichts an, Ma'am! Ich ...»
    «O nein, aber ich war froh, von
Nutzen zu sein!» Sie nickte dem alten Stallknecht zu, der sie begrüßte, indem
er die Hand an die Stirn führte. «Guten Tag, Runcorn! Es ist
einige Zeit her, seit Er meine Pferde für mich versorgt hat, nicht? Ich freue
mich, daß Er immer noch hier ist, denn ich möchte, daß Er sich um meine Stute
kümmert, und auch um Mr. Gorings Pferd. Ah, ich sehe, daß Emily mich anstarrt!
Ich muß ihr sofort die gute Neuigkeit erzählen, Gerard! Geh ins Haus und
bestelle für uns alle

Weitere Kostenlose Bücher